Almanac - Tsar

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VÖ: 18.03.2016
Bandinfo: ALMANAC
Genre: Symphonic Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
Lineup  |  Trackliste

Wie wir seit Beginn 2015 wissen, ist Victor Smolski kein Teil mehr von RAGE, wo er seit 1999 neben Sänger und Bassist Peavy DAS Gesicht war. Allerdings war mit jenem Aus auch sofort klar, dass sich ein Victor Smolski jetzt nicht zur Ruhe setzen würde, im Gegenteil. Jetzt geht's erst richtig los! Nachdem er kein Teil mehr von RAGE war, fragte Victor bei Peavy an, ob er unter der Bezeichnung LMO (Lingua Mortis Orchestra) weiter machen dürfe, was Peavy allerdings nicht wollte. Was soll's, wird sich Victor gedacht haben, schnappte sich die Leute von LMO, fügte dem Lineup Hochkaräter wie Andy B. Franck (BRAINSTORM) und David Readman (VOODOO CIRCLE) hinzu und gründete kurzerhand ALMANAC! Unter diesem Banner gönnt sich Victor völlige Schaffensfreiheit und setzt natürlich weiterhin auf orchestrale Elemente. In einem INTERVIEW verriet uns der vielseitige Saitenhexer noch mehr Details über seinen Abgang bei RAGE und den Neuanfang mit ALMANAC. Nun wollen wir uns aber der neuen Musik widmen. Unter dem Namen "Tsar" erscheint über Nuclear Blast nun das Debüt, auf dem sich Victor hauptsächlich seiner Heimat Russland und den damit einhergehenden historischen Geschehnissen widmet.

Wo RAGE mit "24" komplett ausgebrannt wirkten, zeigen ALMANAC sofort auf, wie viel Energie in diesem Victor Smolski noch steckt! Nach einem atmosphärischen Intro wuchtet der Opener "Tsar" mit Gewalt aus den Boxen und verschmilzt im gleichen Moment mit wundervollen orchestralen Klängen. Außerdem werden uns sofort die drei Sänger (Andy, David & Jeannette) aufs Ohr gedrückt. Wahnsinn, was für eine unfassbare Epicness hier erzeugt wird! Victor hat ein Gespür für Musik und war dadurch auch imstande, drei Sänger miteinander zu kombinieren, die quasi zu einer großartigen Stimme mutieren, großartig! Was für ein Riffing der talentierte Russe hier "nebenbei" noch aus den Saiten zaubert, sucht mal wieder seinesgleichen. Es ist schön, wie sich die Gitarre durchaus hin und wieder mal in den Vordergrund drängt und doch nie aufdringlich wirkt. Mit "Self Blinded Eyes" erwartet uns die erste Single, zu der auch ein schniekes Video abgedreht wurde. Ein wunderschön hymnisches Stück, das pure Gänsehaut zu erzeugen weiß. Während die Strophen noch relativ aggressiv nach vorn gehen, ist der Chorus ein epischer Erguss sondergleichen. Man spürt förmlich, wie gut Victor die neu gewonnene Freiheit tut, denn seit ewig langer Zeit wirkt sein kompositorisches Schaffen endlich mal wieder frisch und spielfreudig.

Die Kombination aus Andy und David kann ich ein weiteres Mal nur loben, da übersteigt die Harmonie quasi fast schon ihre Grenzen. Auch Jeannette möchte ich gerade in Bezug auf den ausdrucksstarken Backgroundgesang nicht außen vor lassen, denn diese Wucht ist es, die z.B. dieses Stück teilweise trägt. Das kurze Zwischenspiel "Darkness" erzeugt ein weiteres Mal eine unfassbar dichte Atmosphäre und legt den Grundstein für das nächste Brett, welches dem Hörer mit "Hands Are Tied" entgegengeschmettert wird. In den ersten Takten knallt das Teil in astreinem Uptempo aus den Boxen, wird in den Strophen dann gebremst, um im Refrain dann sogar noch ein stückweit runterzufahren. Ein melodisches Stück, das interessant komponiert wurde bzw. allgemein mit tollem und intelligentem Songwriting überzeugt. Ein wenig außen vor gelassen wird das Orchester bei dem Groovemonster "Reign Of Madness", wo vor allem Victor einmal mehr verdeutlicht, was für ein wahnsinnig starker Gitarrist er ist. Zum Abschluss serviert man uns mit "Flames Of Fate" nochmal astreinen Power Metal, der gut nach vorn geht und einfach nur Spaß macht. Ein würdiger Abschluss für ein Monster von Album!

Victor Smolski kann es auch ohne Rage! Mit ALMANAC schafft er ein Werk, das einige der letzten RAGE Alben extrem alt aussehen lässt, was wiederum verdeutlicht, dass die Trennung das einzig Richtige gewesen zu sein scheint. "Tsar" ist ein komplexes Werk, das sich nach und nach erschließt und trotzdem vom ersten Durchlauf an extrem viel Spaß bereitet. Natürlich inszeniert sich ein Victor Smolski auch gern selbst, was er aufgrund seines wahnsinnig großen Talents auch darf, dennoch wirken ALMANAC wie eine gefestigte Band, wo jeder etwas zum fertigen Produkt beigetragen hat. Das hier hat Hand und Fuß und eine große Zukunft sehe ich ebenfalls als gesichert. "Tsar" ist quasi ein RAGE Album aus Victor's aktiver Zeit, nur mit dem Unterschied, dass das Niveau nochmal GANZ weit nach oben versetzt wird. Daumen hoch!

 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Sonata (16.03.2016)

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