Thunderstone - Apocalypse Again

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VÖ: 01.04.2016
Bandinfo: Thunderstone
Genre: Heavy Metal
Label: AFM Records
Lineup  |  Trackliste

Viele Jahre ist es her, dass meinereiner als Austauschstudentin die metallische Szene Finnlands unsicher gemacht hat. So lockte die Konzertbar Tavastia in Helsinki mit einem Gratis-Adventskonzert mit mehr oder weniger unbekannten Bands, von denen einige so aussahen, als würden sie um zehn ins Bett müssen. An fortgeschrittenem Abend stand dann eine Melodic Power Metal Formation auf der Bühne und gab ein paar Liedchen zum Besten, die mir gar nicht so schlecht gefallen haben. Fantechnisch sah die Sache für die Band allerdings recht düster aus. Nur die erste Reihe war besetzt, zumeist von Mädels, die aussahen, als würden sie eher die langhaarigen Typen auf der Bühne anhimmeln als deren Musik. Da wollte ich nicht dazu gehören und habe mich unter das lose und verteilt stehende restliche Publikum gemischt. Warum ich das erzähle? Das waren meine ersten Berührungen mit der Musik von THUNDERSTONE. Damals hatte ich noch keine Ahnung von dem rasanten Aufstieg der Truppe. Denn „damals“ war im Dezember 2001, als ich noch jung war und THUNDERSTONE in Vorbereitung für ihr erstes Album „Thunderstone“, das 2002 erscheinen sollte/erschienen ist. 

Nun sind sie wieder da. Und Pasi Rantanen ist wieder mit von der Partie! Man hat nun doch eine sehr eingängige Stimme mit absolutem Wiedererkennungswert in Pasi Rantanen gefunden gehabt und selbst eine Größe wie AT VANCE-Sänger Rick Altzi konnte die Lücke nicht vollends schließen, als sich Rantanen 2007 von THUNDERSTONE verabschiedet hatte. Auch das Album, das mit Altzi 2010 mit dem Titel „Dirt Metal“ herausgebracht wurde, klang einfach nicht mehr nach THUNDERSTONE. Generell waren die Zeiten unruhig. Wechsel vom Sänger, Keyboarder und Drummer und es wurde still um die Finnen, die sich in so kurzer Zeit vorher einen beachtlichen Namen gemacht hatten. 

Nun scheint alles wieder gut. Die Bandmitglieder stehen wieder auf sicheren Beinen und perfekt aufgestellt für neue Heldentaten. Mit „Apocalypse Again“ gehen sie einen großen Schritt vorwärts in Richtung ihrer Anfänge. THUNDERSTONE klingt wieder so, wie man sie kennt – nur ausgefeilter, sicherer und geladener. Keiner der neun Songs lässt Spannung und Spielfreude missen und jeder einzelne steht für sich allein. Schwächen und langgezogene Passagen kennt „Apocalypse Again“ nicht, kein Song klingt langweilig oder von einem anderen abgekupfert. Die Planungs- und Songwriterphasen in den einsamen finnischen Waldhütten hat wohl gut getan. 

Fakt ist, dass die Schiene, welche die Finnen mit ihren ersten Alben gefahren sind, gut angekommen ist und man darauf auch wieder aufbauen will. Pasis unverkennbare Stimme, die eingängigen Keyboard- und Gitarren-Riffs und die Mischung aus treibenden Rhythmen und kraftvollen Midtempo-Songs findet man auch wieder auf dem aktuellen Album. Da hätten wir mit „Veterans Of The Apocalypse“ einen starken Opener, der gleich ins Ohr kracht und sich nicht lange mit Einleitungen aufhält. Mit epischem Intro und klaren Melodielinien folgt dann „The Path“, das ordentlich Spannung aufbaut und gleichzeitig ziemlich ohrwurmlastig ist. Dies gilt auch für „Fire And Ice“, das ein wenig gemütlicher und sanfter ankommt. Bei „Through the Pain“ wird ein weiterer  Gang heruntergeschaltet, es wird aber keineswegs auf Kraft und einen starken Refrain verzichtet. Stark dem Tempowechsel ausgeliefert ist dann „Walk Away Free“, bei dem ein schwungvolles Intro von einem half-time Lyric-Teil abgelöst wird, ehe es wieder in den schnellen Refrain geht. Mit „Higher“ fliegt dann mein persönlicher Favourit entgegen. Eingestiegen wird mit einem ziemlich hookigen Intro, das weiterzieht und den ganzen Song untermalt. Das Keyboard auf Rock-Orgel getrimmt und dann wieder im typischen THUNDERSTONE-Sound gibt dem Klang des Songs noch einmal richtigen Kick. Die kraftvolle Schwere dieses Stücks wird dann von Doublebass-Geschwindigkeit in „Wounds“ abgelöst, das wieder in typischer Power Metal-Manier heranrattert. „Days Of Our Lives“ bringt dann getragene Dramatik mit sich, der Song, der einem Ausruhlied am nächsten kommt, obwohl die aufgebaute Spannung kaum nachzulassen vermag. Den Abschluss bildet dann „Barren Land“ mit einem ordentlich progressiv angehauchten Intro und einer epischen Ummantelung ganz in dem Stil, in dem THUNDERSTONE sich wohlfühlen. 

Von Anfang bis Ende spannend und kraftvoll, sehr abwechslungsreich und gleichzeitig eingängig und melodisch – und trotzdem nicht zu überladen. Eine Freude zu hören, nicht nur für eingefleischte Fans. THUNDERSTONE bleiben ihrer Linie treu und gehen dennoch einen Schritt nach vorne. Und bringen mit „Apocalypse Again“ wieder ein Album auf den Markt, das Großes verspricht. 





Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lisi Ruetz (04.04.2016)

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