The 69 Eyes - Universal Monsters

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VÖ: 22.04.2016
Bandinfo: The 69 Eyes
Genre: Gothic Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Nach „X“, dem 10. Studioalbum, das THE 69 EYES veröffentlichten, haben sie sich vier Jahre Zeit gelassen, um „Universal Monsters“ aufzunehmen und auf den Markt zu bringen. Schon bei ihrem letzten Album unterschiedlichen Kritiken ausgesetzt, weil der Stil abflaute und sie mehr nach ELVIS klangen, als nach sich selbst und dadurch irgendwie gemütlicher sowie gemäßigter. So stellte sich nun die Frage, ob sie mit dem neuen Werk retour Richtung mehr Biss und Power gehen würden, oder ob sie den Stil von „X“ fortsetzen und wiederum viele Balladen auf das neue Album packen, sowie bluesige, leicht nach Country klingenden Nummern à la „Borderline“.

Und, liebe Fans aus der alten Zeit, ich muss euch leider sagen, dass die Richtung, die „X“ genommen hat, beibehalten wurde. Ich musste während des Anhörens des öfteren auf den Player schauen, um sicher zu sein, wirklich THE 69 EYES zu hören und nicht zufällig auf ELVIS, ROY ORBINSON oder THE SISTERS OF MERCY gewechselt zu haben.

Wie ihr hieraus schon erlesen könnt, bin ich nicht so recht überzeugt von dem Album. Aber fassen wir einmal zusammen, was uns erwartet: Die Jungs (eigentlich sollte ich „die reifen Herren“ sagen, das wäre passender) sind auf dem neuen Album wiederum sehr gemäßigt, was sich in sehr vielen Mid-Tempo Nummern und einer Ballade bemerkbar macht. Sie spielen sehr melodiös und großteils melancholisch, aber mit dem Beisatz „ruhig und angenehm“, und stilistisch dominiert nun Rock bzw. ein wenig Hard Rock sowie Gothic Rock. Wir sind weit weg von Gothic Metal und auch der Goth’n’Roll, für den sie früher berühmt waren, verliert sich in den zahnlosen Vocals und den zu sehr gestreichelten Melodien.

Dafür punkten THE 69 EYES auf diesem Album mit Stil, schönen Gitarrenpassagen, harmonischen Vocals und Chorussen, sowie abgerundeten Keyboard-Passagen. Soll ich sagen, sie sind erwachsen geworden? Wäre auch eine Möglichkeit, die Wandlung zu beschreiben.
So gesehen ist das Album ziemlich Mainstream-Rock und wird sicher einer breiteren Masse gefallen, sind doch die Vampir- und Blut-Themen großteils beseitigt und man beschäftigt sich mit ernsteren Sachen, wie Jerusalem oder Drogen etc.

Die Band sagt von sich selbst, dass die Musik einen eigenen Weg gefunden hat, und dass sie daher in Richtung für die Band unentdeckter Pfade und Klanggebiete gezogen wurden. Sie waren selbst überrascht von der Richtung, die das Album genommen hat, aber es sind noch immer THE 69 EYES aus den Songs zu hören.

Naja. Lassen wir das mal im Raum stehen. Ich bin da nicht ganz ihrer Meinung. Vor allem, weil ich aus der Vergangenheit komme und mir die Gothic Seite sehr gut gefallen hat. Jetzt klingt es für meine Ohren so, als hätte Sänger Jyrki 69 eine andere Stimme, bzw. die Lust daran verloren, so richtig schön düster, dunkel und lustbetont zu singen. Früher erzeugte seine Stimme bei mir Gänsehaut – jetzt klingt er wie ein durchschnittlicher Rock-Sänger. Nur hie und da kommt das alte Feeling durch, wie zum Beispiel beim Opener „Dolce Vita“. Großteils klingt er aber wie ELVIS, gelegentlich auch wie ROY ORBINSON oder auch mal wie Jim Morrison von THE DOORS.

Das Werk hat natürlich seine Goth-Rock Anteile, aber auch einige Anteile von französischen Chansons („Miss Pastis“), von Country und Lagerfeuer-Romantik („Blackbird Pie“ und „Never“) und Gottseidank auch einiges an Rock bzw. Goth’n’Roll („Jet Fighter Plane“ oder „Shallow Graves“). Düster-melancholische Stücke fehlen auch nicht, dazu gehört zum Beispiel „Jerusalem“ und natürlich die unausweichliche Ballade „Blue“.

Persönliche Lieblingsstücke sind der bereits erwähnte knackige Opener „Dolce Vita“ und das ruhigere „Lady Darkness“, welches sehr melodiös im Mid-Tempo angesiedelt ist, dabei gleichzeitig ein wenig bluesig, und doch nach einem ordentlichen Rock-Anteil klingt.

Zusätzliche Backing Vocals kommen diesmal von SANTA CRUZ, ebenfalls aus Finnland, die gerade ihren Höhenflug als lässige Hard/Glamrock-Band erleben. Eigentlich eine eher unerwartete Truppe auf diesem Album, da die Richtungen sehr unterschiedlich sind, aber warum nicht.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Universal Monsters“ viele Midtempo Nummern beinhaltet, eine Ballade und nur wenige Gothic Stücke in der Art, für die die Band bekannt wurde. Das heißt, der Biss, für den sie bekannt waren, ist nicht mehr in dem Ausmaß zu spüren wie früher. THE 69 EYES sind zahmer und ruhiger, interessieren sich für andere Themen und nehmen ein breiteres Publikum in Angriff. Insgesamt nicht schlecht, denn sie verstehen sich aufs Songwriting und ihre Instrumente, aber... naja, ich hätte mich lieber von etwas Anderem überzeugen lassen.

Lassen wir uns überraschen, wie das neue Album bei den Fans ankommen wird.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Lady Cat (02.05.2016)

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