Jorn - Heavy Rock Radio

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VÖ: 03.06.2016
Bandinfo: JORN
Genre: Heavy Rock
Label: Frontiers Records
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Lineup  |  Trackliste

Es gibt Alben, da tu ich mir sehr, sehr schwer mit der Punktevergabe. Die Punkte sollen meinen Gesamteindruck darstellen - das funktioniert meistens, aber nicht immer. Konkret dann nicht, wenn ich ein Werk in die Hand bekomme, wo die einen Songs einen förmlich umblasen, weil sie so gut sind, und die anderen einen „Warum das jetzt? War das nötig?“ fragen lassen.

JORNs neuestes Werk „Heavy Rock Radio“ ist eines dieser Alben. Da sind einzelne Songs darunter, die ich einfach hammermäßig gut gelungen finde. Und andere wiederum, wo ich mich erstens frage, warum er genau diese gecovert hat, und zweitens, warum auf diese Weise, wo es doch auch anders möglich wäre.
Insofern pendelt dann die Benotung einzelner Songs von zwei bis fünf und in Summe kommt aufgrund der unnötigen bzw. fraglichen Nummern eine mittelmäßige Beurteilung raus. Eigentlich schade, weil Lande und Holter haben 2015

ein absolutes TOP Album ("Dracula") auf den Markt gebracht, dass ihre Klasse zeigt. Dieses heuer erscheinende Sammelsurium an gecoverten Hits klingt ein wenig nach zwanghaftem "Ich muss." (Ich muss etwas auf den Markt bringen, auch wenn es keine hundertprozentige Sache ist. Ich muss das Original irgendwie ganz anders machen, um zu zeigen, dass ich das kann. Ich muss.... wem jetzt eigentlich was beweisen?)

Wie gesagt, "Heavy Rock Radio" ist keine Neukreation des Teams Lande/Holter, sondern ein Coveralbum mit mehr oder weniger bekannten Rock- und Pop-Songs, vor allem des letzten Jahrtausends. Darunter befinden sich absolute Rock-Klassiker wie „Stormbringer“ von DEEP PURPLE, das allseits bekannte „Hotel California“ von den EAGLES, aber auch Pop-Hits wie „Running Up That Hill“ von KATE BUSH und „I know There’s Something Going On“ von FRIDA (der Frida von ABBA).

Ich habe nun grundsätzlich nichts dagegen, dass die zwei sich über Hits von Kate oder Frida her mach. Diese Pop Nummern können entsprechend bearbeitet einen ordentlichen Rock-Biss zeigen. Leider entsteht insgesamt der Eindruck, dass es irgendwie lieblos ist und man mehr hätte daraus machen können.

Für meine Ohren klingen zum Beispiel die weit bekannten Songs wie "Running Up That Hill" oder "You're The Voice" sehr gezwungen und mit Gewalt in das neue Korsett gezwängt. "Running Up That Hill" hätte ich als solchen erst beim Refrain erkannt und Farnhams "You're The Voice" entlockt mir nur ein "naja". Da es  mir mit dem Frida-Song ähnlich ergeht, bekomme ich den Eindruck, dass Jorn versucht, sich und allen etwas mit diesen Stücken zu beweisen, was aber dann doch nicht klappt, weil zu sehr gepresste und mit Gewalt rübergebrachte Songs einfach nicht gut klingen.
Interessanterweise sind sowohl Adaption als auch Vocals bei Songs, die nicht ganz so bekannt sind oder mehr aus der Rock-, denn der Pop-Ecke kommen, um einiges besser. Die AOR-Nummer "Rev On The Red Line" von FOREIGNER passt hervorragend zu Jorns Stimme und klingt gut. Auch PAUL STANLEYS Original "Live To Win" klingt um Längen ehrlicher und echter, als "Die Young" von BLACK SABBATH.

Auch gut gemacht sind JOURNEY’S „Don’t Stop Believin‘“ und QUEENS „Killer Queen“, welches bei Jorn Landes Interpretation eine ganz eigene Wirkung entwickelt und neuerlich zum Staunen anregt. Das metallerne "The Final Frontier“ von IRON MAIDEN wird etwas softer (geht auch) und bei DIOS "Rainbow In The Dark" punktet Mr. Lande voll mit seiner Stimme. Andererseits muss ich sagen, dass ich schon bessere DIO Stücke von ihm gehört habe, als dieses.
Was für DIO gilt, gilt natürlich auch für DEEP PURPLE. Der "Stormbringer" ist instrumentell und von den Vocals her sehr gut gemacht, bietet viel mehr Technik und Schnick-Schnack als das Original (no-na, wir haben gut 40 Jahre danach) und bleibt auch in der JORN Interpretation eine ausgezeichnete Rock-Nummer.

Fehlt noch was? Ja, natürlich. Meinen persönlichen Favoriten habe ich mir für den krönenden Abschluß aufgehoben:

Nur ein einziger Song überzeugte mich persönlich total und hat in meinen Augen eindeutige fünf Punkte erzielt: „Hotel California“ von den EAGLES. So schon eine gefühlsbetonte Jahrhundert-Nummer, verpasst ihr Jorn Lande mit seiner rauen Heavy Rock Stimme einen harten Kick, der es in sich hat und diesen Song unter die Haut gehen lässt. Absolut genial auch die Riffs und Hooks sowie die lange Instrumentalstrecke, wo alle ihr Können unter Beweis stellen dürfen. Eine Cover-Version eines Klassikers, die das Zeug hat, ebenfalls ein Klassiker zu werden. Ich bin gespannt, ob ich mit dieser Meinung die einzige bin, oder noch andere das gleiche empfinden.

 

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (29.05.2016)

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