Fejd - Trolldom

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VÖ: 27.05.2016
Bandinfo: Fejd
Genre: Folk Rock
Label: Dead End Exit Records
Lineup  |  Trackliste

Nicht schon wieder eine nordische Folk-Band? Oh doch. FEJD sind aus Schweden, spielen sehr kraftvollen Folk-Metal und jetzt suchen wir uns ein paar Gründe, warum man sie anhören sollte (auch wenn man glaubt, dass man schon alles kennt was da kommen könnte). Sie spielen Instrumente, deren Namen viele gar nicht kennen (Bouzouki zum Beispiel), kombinieren authentischen mittelalterlichen Klang mit Modernem und einer soliden Lead-Stimme. Wer also auf individuellen, reinen Folk-Sound steht - FEJD haben die Antwort. Nix mit „Wir tun als wären wir so und so und haben in Wahrheit keine Ahnung wie das geklungen haben könnte“. Manche erwarten, sobald sie „Folk“ nur hören, schrulliges Dudelsack-Pfeifen-lastiges Geklimper, mit austauschbaren Texten und prinzipiell stockbesoffenen Sängern - es gibt auch durchaus Bands, die diesen Vorurteilen in den letzten Jahren gut zugearbeitet haben. Bei meinem letzten FEJD Konzert waren sie zumindest nicht sternhagelvoll (oder haben es wirklich gut versteckt). Die Mischung aus altertümlichen Klängen und Vocals wird zu einem vielschichtigen Sound, der zwischen Folk Metal und Power Metal anzusiedeln wäre, der dann doch nicht nur „schon wieder Folk“ ist.


Schon 2001 gegründet, haben FEJD sich die ersten Jahre Zeit gelassen mit Aufnahmen, seit 2009 folgt nun das 4. Album „Trolldom“ auf starke Vorgängeralben, die die Messlatte hoch gelegt haben. Patrik und Niklas, die Rimmerfors-Brüder, haben mit ihren Kollegen den Part gefunden der das Duo zu einer kompletten Band anwachsen ließ die sich zeigen kann. Verstehen tun ja die meisten Fans kein Wort - das macht aber gar nichts, es gibt Übersetzungen zu finden und die Musik trifft sowieso einen Nerv der mit Textverständnis wenig zu tun hat. Sich als Band in einem Genre wie dem des Folk Metal hervorzuheben verlangt einiges: die Texte stammen auch bei FEJD aus dem üblichen Eck - großteils nordische Mythen, Märchen und Legenden - damit bleibt nicht viel, um wiedererkannt zu werden [würden sie über Sex, Drogen und rosarote Einhörner singen, wäre es auch ein wenig...trollig, oder? ; d.Korr.]. Musikalisch eigenständig und innovativ bleiben wäre wünschenswert - mal hören ob „Trolldom“ hält, was man sich davon verspricht.

Nach dem Wolf auf dem Cover von „Nagelfar“ (2013) folgt nun eine Schlange als Cover-Tier auf „Trolldom“ (2016) - einen Raben hatten sie auch schon bei „Eifur“ (2010), bald gehen ihnen die mythologisch wichtigen Tiere aus [...wäre noch das Einhorn; d.Korr.]. „Härjaren“ als erster Song eröffnet das Album beschwingt, ein Song der auch für Live-Shows das Potential hat, die Nackenmuskeln der Zuhörerschaft auf die Probe zu stellen. „Trolldom“ und „Ingjald Illråde“ sind Musterexemplare für den FEJD’schen Sound - astreiner folkiger Sound und melodischer, ausgesprochen fein artikulierter Gesang. Bei „Bed För Din Själ“ wird der Hörer von einer weiblichen Stimme überrascht - eine nette, melodie-gebende Ergänzung zu dem musikalisch eher unaufgeregten Stück. „Hednaland“ wird bestimmt DIE Hymne des Albums - grandioser Einsatz der Maultrommel, unverständliches Text-Gemurmel bis dann endlich jeder versteht: ‚Heeeednaaaland!‘ - Ich hör schon die biertrinkenden Konzertgeher mitgröhlen. Sehr HEIDEVOLKesques Lied, vielleicht hört noch jemand die Ähnlichkeiten.

„Glöd“ schlägt in die gleiche Kerbe wie „Hednaland“, man ist geneigt zu behaupten, dass es jetzt langatmig wird, glücklicherweise kratzen sie dann aber nochmal mit den instrumental-Parts die Kurve in denen Per-Owe Solvelius sich an der Gitarre austobt - nicht sehr folkig, aber sehr lässig. „Svart“ ist irgendwie ganz eigen - trotz mehrmaligem Hören bin ich mir nicht sicher, was ich von der Nummer halte. Musikalisch wie ein Gewitter - unruhig, kräftig und beeindruckend. Zu guter Letzt „Vinternatt“ - viel Phantasie braucht man nicht, um den Titel zu übersetzen - ein ruhiges, andächtiges Lied mit gewaltigem Ohrwurm-Potential.

Empfehlung für Alle, vor allem Jene die immer noch glauben, „Folk Metal = KORPIKLAANI“.

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lee (27.06.2016)

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