RAW IN SECT - Blue Haze

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VÖ: 00.00.2014
Bandinfo: RAW IN SECT
Genre: Progressive Metal
Label: Aural Music
Lineup  |  Trackliste

Wisst ihr noch was ihr 2014 gemacht habt? Seitdem ist schon eine ganze Menge Zeit vergangen, da erinnert man sich nicht so genau. Manchmal ist das auch besser so. Trotzdem betätige ich mich nun archäologisch und halte ein vor kurzem wieder ausgegrabenes Album aus dem Jahre 2014 in die Höhe. Die Erschaffer namens RAW IN SECT aus Athen haben es wahrlich nicht verdient, dass gerade alle Leute ihre Schuhe zugebunden haben als „Blue Haze“ in die Menge geworfen wurde.

Waren RAW IN SECT zuvor eher im Thrash-Bereich unterwegs, hat sich das Ganze auf „Blue Haze“ in Richtung psychedelischen Progressive-Metal mit gelegentlichem, orientalischem Einfluss gewandelt. Als musikalische Inspiration dienten RAW IN SECT passend dazu auch TOOL, KING CRIMSON und QOTSA. Die Texte auf „Blue Haze“ scheinen sich häufig mit der abstrakten Beschreibung negativer psychischer Zustände zu beschäftigen und werden durch hypnotische Klangwelten untermalt. Doch es mischen sich auch zahlreiche aggressivere Momente wie bei „All Instincts Trip“ und dem richtig wütenden „Cutting My Skin“ darunter, die dem Album die nötige Abwechslung und Härte spendieren.

Beim Namensgeber „Blue Haze“ geht es dann endlich auf die durch den Titel versprochene heilpflanzengestützte Reise. Diese beginnt meditativ tiefenentspannt, steigert sich gitarrenlastig in zunehmende Verwirrung und mündet in einem fünfsekündigen Brüllfinale. Bei „Black Stoner (Part I & II)“ bekommt der Hörer ebenfalls genau das, was draufsteht. Vielen Songs ist gemeinsam, dass sie sich nach und nach aufbauen und einige überraschende Haken schlagen, weshalb es sich lohnt, bis zum Ende dranzubleiben.


Auf schwer verdauliche Lyrics kann man sich dagegen bei „Abeer Qassim Hamza (A Glowing Shade)“ einstellen. Musikalisch betrachtet zeigt sich hier ein kraftvoller Stoner-Einschlag, der mit melancholischem Klagegesang endet. Einen sehr speziellen Ausflug in die Welt des Schmerzes bietet „Migraines“: ein Solo auf dem Klavier, bei dem laienhaftes Dramaspiel bei durchgetretenem Sustainpedal vor einem Layer aus einer Störgeräusch-Schleife drapiert wurde. Das klingt ein wenig wie die Untermalung eines von tierischen Kopfschmerzen handelnden Stummfilmes. Falls das beabsichtigt war, ist die Umsetzung perfekt gelungen.

Dunkel und psychedelisch ist in „Blue Haze“ ein großes Spektrum menschlicher Emotionen, Schmerzen und Abgründe mit abwechslungsreichen Stilmitteln vertont worden, die über Metal oder Rock weit hinausreichen. Aktuell arbeiten RAW IN SECT im Studio an neuen Aufnahmen und wenn das nächste Album genauso kreativ, vielseitig und tiefsinnig wird, kann man es schon mit Spannung erwarten.

Was genau bei den Arbeiten am neuen Album passiert und was hinter den Lyrics auf „Blue Haze“ steckt, hat uns Sänger Kostas Diamandis in einem Interview erzählt.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Daria Paul (23.07.2016)

WERBUNG: Hard
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