Månegarm - Nattväsen

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VÖ: 29.07.2016
Bandinfo: MÅNEGARM
Genre: Viking Metal
Label: Black Lodge Records
Lineup  |  Trackliste

Mit dem Re-Release des 2009 erschienenen „Nattväsen“ setzen MÅNEGARM, neben der Veröffentlichung eines neuen Albums, die Serie der Neuauflagen ihrer älteren Werke fort. „Nattväsen“, das letzte Album vor dem umstrittenen Stilumschwung auf „Legions of the North“, der erstmals englische Texte in das schwedisch gehaltene Lyrikgeflecht der Band brachte, und zeigt nochmals die rohe Gewalt und das von Zorn getriebene Klangmuster, für das MÅNEGARM bekannt wurde. Auf dem Album dominieren ein gewohnt dreckiger Gitarrensound, verbunden mit den kennzeichnenden, tiefen Growls auf der einen Seite und sanften, im Folk-Stil  gehaltenen Akustikpassagen auf der anderen Seite. Zusätzlich gewürzt wird die Mischung mit dem Einsatz von Streichinstrumenten, die trotz aller Härte den Songs eine melodische Note geben. Zusätzlich zum ursprünglichen Album, lockt die Re-Release Version mit einem bis dato unveröffentlichtem Bonus Track. Bleibt nur die Frage zu klären, ob sich ein Kauf der Neuauflage für Fans der Band genauso lohnt wie für Neueinsteiger.

Der Beginn des Albums lässt sofort auf Großes hoffen: Der erste Song des Albums, genannt „Mina Fäders Hall“ beginnt mit epischem, mehrstimmigem Männergesang, der jeden Wikinger-Enthusiasten sofort aufhorchen lassen sollte. Kurz danach schlägt der Song in die beschriebene, bekannte Schiene ein. Hierbei wechseln sich schnell gespielte, stilecht schwarze Passagen mit schleppenden, von Power-Chords dominierten Parts ab. Ebenso sind die häufig innerhalb einzelner Songs auftretenden Rhythmuswechsel zu beachten, die auch schon in früheren Werken der Band gerne genutzt wurden. Während dieses Element in früheren Releases gerne etwas abgehakt eingesetzt wurde und damit dem Hörfluss beeinträchtigte, ist dieses Problem auf „Nattväsen“ fast vollständig verschwunden. Zwar kommen die Rhythmuswechsel unerwartet auf, jedoch stört dies den Hörfluss nicht, sondern sorgt eher für ein erneutes Aufhorchen. Außerdem zeigen sich die Wechsel auch für die klangliche Abwechslung des Albums hilfreich, zumal einige Passagen von Liedern wie „Bergagasten“, die ausschließlich aus einem Gitarrenriff bestehen, das ganze Lied repetitiv und wirken lassen. Ähnlich verhält es sich mit den akustischen Passagen, die auch auf „Nattväsen“ häufiger auftreten und für Abwechslung sorgen.
Ungefähr bei der Hälfte des Albums kommt eine Besonderheit in MÅNEGARMs Klangbild zum Einsatz: Intermezzi. Der Song „Hraesvelg“ stellt ein solches dar, das sehr viel Geschwindigkeit aus dem Spielfluss nimmt und fast meditativ wirkt.
Ein weiteres Element, das sich bei der Band schon seit Jahren als stilprägend erwiesen hat, ist der Einsatz von Streichern. Dieses darf auf „Nattväsen“ natürlich auch nicht fehlen. Was allerdings auffällt ist, dass das Element meist lange nicht so vordergründig eingesetzt wird, wie auf früheren Alben. Stattdessen spielen die Streicher hier eine den klassischen extremen Metal-Elementen untergeordnete Rolle. Interessant hierbei ist allerdings auch, dass die Passagen oft wesentlich schneller und komplizierter ausfallen, was Songs wie „Bergagasten“ und „Vetrarmegin“ eine interessante Note gibt.

Gesanglich gesehen erwartet den Hörer hier ebenso die bekannte MÅNEGARM-Mixtur:
Sänger Erik Grawsiö verbindet in gewohnter Manier eine Vielzahl von gutturalen Gesangstechniken. Die Reichweite geht hier von tiefen Growls bis zu verzerrten Screams und lässt nur wenige Wünsche offen. Zusätzlich wird die Mixtur mit einem breiten Einsatz an klarem Gesang gewürzt, der von animalischem Brüllen bis zum Falsett reicht. Letzteres wird besonders sparsam und artikuliert eingesetzt und sorgt wohl für die abrupteren „Wow!“-Momente auf dem Album.

Für viele Fans der Band wird vor Allem der Bonus-Track, der auf der Album-Neuauflage enthalten ist, von großem Interesse sein. Der inkludierte Song nennt sich „Bergatagen“ und ist mit einer stolzen Spiellänge von 8:22 Minuten die bei Weitem längste Nummer des Albums. Der Song stellt klanglich noch einmal eine Kurzfassung des vorangegangenen Albums mit ein paar Überraschungen dar:
Nach einem längerem Streicher-Intro wechselt die Stimmung schnell in eine harsche Power-Chord Folge, die für lange Teile des Liedes aufrechterhalten wird. Nach etwas mehr als der Hälfte der Spielzeit erhält der Song ein eigenes Intermezzo, das in die zweite Hälfte des Stücks überführt. Dieses zeigt ein anderes Klangbild, das eine gewisse Beeinflussung aus der Sparte des Thrash-Metal vermuten lässt. Der Song endet überraschenderweise wieder relativ ruhig, mit einem stillen, letztendlich im Nichts verschwindenden Streicher-Solo.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Nattväsen“ den Hörern ganz genau das bietet, was zu erwarten war. Roher Viking Metal mit dem ein oder anderem Twist und einer Auflockerung durch Folk-Elemente. Das gesamte Album macht einen recht guten Eindruck, der nur durch ab und an auftretende Müdigkeitserscheinungen in Sachen Songstruktur getrübt wird. Den Hörer erwartet hier das Werk einer Band, die man als Fans des Viking Metal gehört haben muss, er sollte allerdings nicht zu außergewöhnliche Abweichungen vom altbekannten Stil der Band erwarten. Der Bonus-Track „Bergatagen“ ist dabei ein nettes Extra obendrauf.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Daniel Csencsics (30.07.2016)

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