Forteresse - Thèmes pour la Rébellion

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VÖ: 30.06.2016
Bandinfo: Forteresse
Genre: Ambient Black Metal
Label: Sepulchral Productions
Lineup  |  Trackliste

Mit jedem anstehenden, neuen Album zu behaupten, man hätte das beste der eigenen Geschichte erschaffen - das kann heutzutage wirklich jeder. Einige setzen das immer mehr in die Überflüssigkeit abdriftende Promogeschwätz um, einige nicht. Allen Grund zum überschwänglichen Pressetext hätten Sepulchral Productions bei "Thèmes pour la Rébellion" von FORTERESSE definitiv gehabt, denn diese mittlerweile vier Herrschaften aus Quebec haben hier fünf Jahre nach dem soliden, aber zu keiner Zeit wirklich starken "Crépuscule d'Octobre" ihr vermutlich mitreißendstes Album eingespielt, bei dem die Aufstände aus den Jahren 1837 und 1838 in Kanada regelrecht zum Leben erwachen.

Hierbei gab es einerseits laut vieler übereinstimmender Quellen also einen Konflikt in Oberkanada, der an die regionale Oligarchie gerichtet war und seitens der Amerikaner befeuert wurde, während andererseits in Niederkanada Zwietracht zwischen den französischen- und englisch-sprachigen Bevölkerungsteilen entflammte, die letztlich aber in der Vereinung beider Seiten endete und somit den Einfluss der USA stark zurückweisen konnte. Für derlei Nationalstolz sind FORTERESSE übrigens bekannt und werden dafür zwischen den Zeilen auch gerne mal kritisiert, wobei sich letztlich auch keinerlei Indizien finden lassen, die auch nur eines der Mitglieder entlarven würden.

Diese Leidenschaft jedenfalls hört man bereits nachdem man in "Aube de 1837" durch die Tür getreten ist und den entflammten Aufstand direkt vor der eigenen Nase wütend vorfand in "Spectre de la Rébellion" heraus. Dynamisch-rasender Black Metal entfacht hier eine Urgewalt, die von subtiler Melodieführung ausgebaut (Schweden, ick hör dir trapsen) und durch Athros' Keifattacken abgerundet wird. Diese Dynamik ist eines der Markenzeichen von FORTERESSE, im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen trauen sie sich in "Là où Nous Allons" aber auch mal zu, vermehrt Klargesänge à la Cascadian Black Metal einzustreuen und der atmosphärischen Komponente eine neue Dimension zu verleihen.

Das und die im Vergleich zu den Vorgängern deutlich spürbare Erhöhung des Melodie- und Aggressions-Anteils sind die ausschlaggebenden Faktoren, die "Thèmes pour la Rébellion" zu einem unstrittigen Black-Metal-Jahreshighlight machen. Alles will hier zwar nicht gelingen ("Vespérales" und "Forêt D'automne" fallen im Gesamtbild leicht ab), dafür aber kann man sich der epischen Magie eines "Par la Bouche de Mes Canons" oder "Le Sang des Héros" nur schwerlich entziehen. Dass FORTERESSE dabei quasi permanent das Tempo oben halten und nur im allerseltensten Fall ausbremsen, kann einem gefallen, muss aber nicht. Das ist hingegen ist nämlich der Stil der Kanadier, die eben über diesen Schwung, diesen Hochdruck kommen und es dabei trotzdem schaffen, Breitband-Atmosphäre zu erbauen, die nicht nur episch-hymnisch sein kann, sondern eben auch melancholisch-beklemmend, wie das Ambient-Outro "Le Dernier Voyage" vortrefflich beweist.

"Thèmes pour la Rébellion" zeigt also, dass in FORTERESSE doch mehr steckt, als hin und wieder mal ein richtig gutes Stück auf ein Album zu packen. Man kann ihnen nicht unterstellen, bisher völlig austauschbar gewesen zu sein, aber all ihre Trademarks sind in der Vergangenheit auch gerne mal in recht schnöden Kompositionen untergetaucht, die den Eindruck doch immer wieder trüben konnte. Insofern ist ein Blick auf die Metal-Archives-Seite der Band und ausnahmsweise auch auf den damit verbundenen "Notenspiegel" lohnenswert, weil man diesen Kontrast auch dort sehr gut vor Augen geführt bekommt. Womöglich hat es sich wirklich gelohnt, sich mal etwas mehr Zeit für ein neues Werk zu lassen, denn "Thèmes pour la Rébellion" ist das für mich überzeugendste Album in der Diskografie, das trotz geringfügiger Schwächen erfolgreich darin ist, sein lyrisches Thema mittels der musikalischen Komponente zum Leben zu erwecken. Auf die kommenden Outputs von FORTERESSE darf man also gespannt sein.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (04.08.2016)

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