LORD OF THE LOST - Empyrean (Deluxe Edition)

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VÖ: 29.07.2016
Bandinfo: LORD OF THE LOST
Genre: Gothic Metal
Label: Out of Line
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Lineup  |  Trackliste

Du liebe Güte! Zwei CDs bzw. drei CDs und eine DVD mit Videos und Making-Of-Material! Daraus besteht das neue Package "Empyrean" von LORD OF THE LOST. Wo fange ich da bloß an... Vielleicht zuerst einmal mit einem Zitat aus der Beilage, die mir ebenfalls übermittelt wurde. Das Wort ist nämlich so krass, das muss ich kopieren, sonst vertippe ich mich sicher: "Mit „Empyrean“ haben Lord Of The Lost ein dystopisches Future-Metal-Epos geschaffen."

Also unter "Metal Epos" kann ich mir noch was vorstellen, aber "dystopisch", da muss ich jetzt mal passen. Daher bei Wikipedia nachgeschlagen: [Anm. d Lekt.: Mist. Ich hatte schon Luft geholt zum erklären!] "Eine Dystopie (zu griechisch dys- = schlecht und tópos = Platz, Stelle; englisch dystopia), auch Antiutopie genannt, ist ein Gegenbild zur positiven Utopie ... und ist ... eine fiktionale, in der Zukunft spielende Erzählung mit negativem Ausgang. Sie entwirft ein zukunftspessimistisches Szenario von einer Gesellschaft, die sich zum Negativen entwickelt."

Okay, langsam bekommt das Ganze Sinn. LORD OF THE LOST haben also auf ihrem neuen Werk eine Geschichte verarbeitet. Es wurde ein Konzeptalbum, bestehend aus einem musikalischen Mix, der Gothic, Electro und Industrial beinhaltet, und dem lyrischen Begleit-Part, der sich als Science-Fiction-Geschichte gibt, in der die Menschheit aufbricht, nach einer perfekten Welt ("Empyrean") zu suchen, die für sie die Erlösung sein soll. Wenn ich aber Dystopie lese, dann wird die Geschichte nicht gut ausgehen, befürchte ich.

CD1:

Dass die Hamburger einige neue Elemente beim Songwriting verwenden, hört man schon bei den ersten Takten des Openers "Miss Machine". Die dunkel-tiefen Töne klingen cineastisch und futuristisch. Der danach folgende Gothic-Industrial-Sound mit wechselnden düsteren und hellen Melodien ist bekannter, weil schon auf der zuletzt erschienen EP vorhanden (Beispiel: "The Love Of God"). Der Mix aus lockeren Keyboardklängen und harten Riffs klingt teils mystisch und teils nach Ohrwurm, vor allem bei den melodiösen Refrains.

Als Basislinie findet man bei der überwiegenden Anzahl der 13 Songs von CD 1 harte Metal-Riffs bzw. Industrial-Sound und viel Electro im Wechsel zu melodiösen Ohrwurm Passagen, aber auch Stücke, wo man Cello bzw. andere Streichinstrumente, Blasinstrumente oder ein ganzes Orchester hört. Gesangstechnisch wird viel geliefert: Mal schön gesungen, mal großer Chorus und dann wieder verzerrte Vocals und Screams, die die Aussagen der Lyrics entsprechend unterstützen. Beispiel: "Drag Me To Hell". Wenn dieses Lied mit düster-gruselig verzerrter Stimme gegrölt wird, dann passt das zum Höllen-Thema viel besser, als wenn das mit einer klaren Stimme intoniert werden würde.

Den angesprochenen hohen Electro Anteil hört man beispielsweise bei "Raining Stars" und beim Dancefloor-Song "Doomsday Disco", der stellenweise nach Death-Metal meets Disco klingt. Das liegt nicht nur daran, dass die Band selbst gerne Dancefloor-Sounds verwendet, sondern auch daran, dass sich LORD OF THE LOST die Berliner Electro-Band FORMALIN als Co-Produzenten geholt haben. Discoartige Klänge und etwas Modern Metal bzw. Industrial bestimmen auch den Track "Death Penalty".

Düster-dunkel-ruhig dann "In Silence". Die zähe Schwere des Songs hält einen fest, die langsamen Beats erzeugen einen Schwebezustand, Keybord-Klänge sorgen für das engelhafte, bevor einen der Bass erdet und die Riffs aufwecken.

"Interstellar Wars" lebt von stampfendem Industrial und sphärischen Klängen. Die dunklen Lyrics bei "No Gods No War" werden durch abgehacktes, stampfendes, düsteres und sphärisches Klanggewebe herausgearbeitet, das wiederum von Industrial-Sound begleitet wird.

Sanft, bombastisch, opernhaft, großes Kino, Fantasie, nachdenkliche Vocals, schaurig-schönes Songwriting: das ist "The Interplay Of Life And Death". Ein sehr vielschichtiger Song, bei dem man am besten die Augen zumacht und sich davon tragen lässt.
Andere melodiöse und flüssigere Songs sind "Utopya" und "Where Is All The Love". Diese Stücke klingen leichter und zarter als die Industrial- oder Gothic-Hämmer zuvor, was jedoch nicht heißt, dass die Band bei den Lyrics nachlässt. Auch mit Zartheit kann man viel Emotion ausdrücken und vor allem Nachdenklichkeit und Traurigkeit, was natürlich besonders gut bei einem Titel wie "Where Is All The Love" zur Geltung kommt.

Hervorheben möchte ich das Duett mit Scarlet Dorn bei "Black Oxide". Zuerst ein zäher, träger Start, bevor sich der Song in luftigere Höhen erhebt und Scarlets Stimme als schöner Gothic-Gegenpart dazukommt. Angetrieben vom Schlagzeug nimmt sie Kraft und Geschwindigkeit auf, bis beim akustischen Vocal-Part beide Stimmen zusammenkommen und zuerst nachdenklich ruhig singen, bevor es zu einem abrupten Höhepunkt mit verzerrten Electroklängen kommt.

CD2:

"The Final Chapter Of Mankind" birgt ein wenig anderes Material. "Adonai" ist ein orchestral arrangiertes Stück mit Schlagzeug. Die Vocals übernimmt das Cello, weitere wichtige Plätze belegen das Piano und der große Chor im Background. Cineastisch-bombastisch und nach großer Filmmusik klingend, sollte man dieses Sieben-Minuten-Werk am besten mit Dolby-Surround-Sound genießen.

Die zweite Nummer "Lament For The Condemned" bringt wieder den Electro/Industrial-Sound aufs Parkett, ein Teil des Orchesters wird in die Pause geschickt. Das überwältigende Filmmusik-Feeling bleibt, vor allem hervorgerufen durch die düsteren Klänge, die Streicher, queren Sounds und Choreinsätze.

Piano, Orgel und knackige Riffs, sowie der Wechsel der Singstimme von Chris - mal tief, mal verzerrt - machen "Now We Are The Aliens" zu einem eher "normalen" Lied auf diesem Album. Das nachfolgende "Lost In Oblivion" wechselt akustisch schon wieder in die Filmindustrie. Die vielfältigen Wechsel im Songwriting und bei den Instrumenten ziehen das Stück mal mehr in die Welt der laufenden Bilder, dann wieder Richtung Oper.

Eine ganz eigenartige Mischung ist "Traveller's Wounds". Das hat Orchesterklänge, Choreinsatz, viel Keybord, Industrial-Würze und lässt bei mir sogar Geisterbahn-Erinnerungen aufkeimen bzw. Erinnerung an Szenen, die einerseits aus der "Addams Family" sind und andererseits Momentaufnahmen aus "Star Wars". Dissonante Harmonien kombiniert mit Schlagzeug und schaurigen Tastenklängen liefern somit das Salz in diesen Wunden.

"Wishing On A Scar" ist mit Piano, Orchester und verstärkten Electro-Einlfüssen back to the roots und musikalisch mit Inhalten gefüllt, die wir auf CD 1 finden. Chris singt vermehrt mit normaler Stimme und gibt sich nur wenig mit Growling oder verzerrten Vocals ab. Insgesamt ist diese letzte Nummer recht schön, der Sprechgesang gegen Ende und der akustische Ausklang wohl gewählt, und spiegelt das für Opern typische tragische Ende wieder.

Fazit:

Die Hamburger scheuen sich nicht, den Zuhörer mit diesen neuen Alben von einer Welt in die andere zu ziehen und bieten ein sehr breites Spektrum an musikalischem Hörgenuss. Das betrifft einerseits den Umfang an Instrumenten, Vocals und Chören, die geboten werden, andererseits das vielseitige Programming, und schließlich den Sound insgesamt. Vom ersten bis zum letzten Stück hört man heraus, dass die Dark-Metal-Space-Opera mit einem satten Breitwand-Sound produziert wurde, um das Film-Feeling zu verstärken.
Die energische und gleichzeitig frische groovige Power, für die LORD OF THE LOST stehen, zieht sich quer durch das Gesamtwerk. Die Jungs finden von Album zu Album immer mehr ihren eigenen Sound, der sie definiert, und ihnen einen Stammplatz im Music-Biz sichert.

Hier noch die weiteren Inhalte dieser umfangreichen Veröffentlichung, die es als Album-CD, Deluxe Doppel-CD mit Bonus-Mini-Album "The Final Chapter Of Mankind" und als limitierte Fan Box mit einer Bonus-CD, die "Empyrian" als Kopfhörer-3D-Mix enthält sowie DVD und einen Gym-Bag gibt.

CD3 (Box Set only):
1. Miss Machine (Headphone 3D Mix)
2. Drag Me To Hell (Headphone 3D Mix)
3. The Love Of God (Headphone 3D Mix)
4. Raining Stars (Headphone 3D Mix)
5. In Silence (Headphone 3D Mix)
6. Black Oxide (feat. Scarlet Dorn) (Headphone 3D Mix)
7. Interstellar Wars (Headphone 3D Mix)
8. Doomsday Disco (Headphone 3D Mix)
9. Death Penalty (Headphone 3D Mix)
10. No Gods, No War (Headphone 3D Mix)
11. The Interplay Of Life And Death (Headphone 3D Mix)
12. Utopya (Headphone 3D Mix)
13. Where Is All The Love (Headphone 3D Mix)

DVD „The Videos“
1. Dry the Rain
2. Last Words
3. Sex on Legs
4. Prison
5. Die Tomorrow
6. Credo
7. Afterlife
8. La Bomba
9. Six Feet Underground
10. Kingdom Come
11. Lost In A Heartbeat
12. Full Metal Whore
13. The Love of God
14. Making Of „Dry The Rain“
15. Making Of „Last Words“
16. Making Of „Die Tomorrow“



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (11.08.2016)

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