Pain - Coming Home

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VÖ: 09.09.2016
Bandinfo: PAIN
Genre: Industrial Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
Lineup  |  Trackliste

"Designed To Piss You Off" isser, der Tägtgrens Peter aus Schweden, der nicht nur durch HYPOCRISY und seine schier unendlich vielen Produzenten-Jobs zu einem DER Genre-Aushängeschilder geworden ist, sondern auch durch seine Zweitband PAIN, mit der er sich ganze fünf Jahre Zeit gelassen hat, um nach Hause zu kommen und einen dermaßen schmissigen, Live-tauglichen Openingtrack hinzulatzen, der durch seine Countryelemente (spürbar vor allem in der Schlagzeugarbeit) gleichzeitig auch Hoffnung auf gut 42 Minuten kreatives Songwriting macht.

Tatsächlich fühlt sich "Coming Home" schon im Frühstadium verdammt frisch an, wenn ein "Call Me" plötzlich symphonische Keyboards und Joakim Brodén von SABATON als Gast auffährt, "A Wannabe" von Akustikgitarren und theatralischen Streicherarrangements getragen wird und Peter im Refrain mahnend den Realitätsbezug sucht. Nach dem zuletzt erschienenen Fulllength-Album "You Only Live Twice", das zwar zweifelsohne richtig gut war, teilweise aber zu sehr auf Nummer sicher ging, ist das nicht nur überraschend anders, sondern größtenteils auch überraschend spaßig.

Wenn man das damit paart, dass Herr Tägtgren auf Album #8 ziemlich angriffslustig und sich des Bandnamens bewusst zu sein scheint, um sich nicht nur im angesprochenen Opener, sondern auch zum PAIN-typischen Industrial-Rocker als "Pain In The Ass" der Nation hinzustellen, entsteht auf "Coming Home" eine Dynamik, die nur wenige Schwächen ("Call Me" und der Titeltrack können im Gesamtkontext trotz neuer Ideen nicht ganz mithalten) offenlegt, im Gegenzug aber auch viele einprägsame Highlights wie die sphärisch-düsteren "Black Knight Satellite" (enthält textliche Referenzen bzgl. "End Of Disclosure" von HYPOCRISY) und "Starseed" (besser kann man ein Album kaum abschließen) fördert. Dabei herrscht ein Abwechslungsreichtum, der in der PAIN-Diskografie sicherlich seinesgleichen sucht und die kommende Tour-Setlist mit einer rhythmisch-kämpferischen Hymne wie "Final Crusade", dem lässig riffenden, mit "Hey Hey Hey"-Gangshouts unterlegten "Absinthe Phoenix Rising" oder dem Industrial-lastigen Ohrwurm "Natural Born Idiot" bereichern könnte.

Das ist aber Zukunftsmusik, über die man dann im kommenden Herbst urteilen kann. Im Hier und Jetzt geht es um "Coming Home", das meiner Meinung nach sogar das beste PAIN-Album seit "Dancing With The Dead" darstellt. Man kann bei einem Peter Tägtgren natürlich nicht von fünf Jahren Pause sprechen, gefühlt tat dem Projekt die Pause aber dennoch extrem gut. Mit wenigen Schwächephasen, vielen Knüllern und dem ein oder anderen "Happening" wird sich "Coming Home" selbst für PAIN-Fans also nicht nur wie das tägliche Heimkommen nach der Arbeit/Schule/etc. anfühlen, sondern eher wie eine Ankunft nach einiger Zeit Abstinenz, in der der aus welchen Gründen auch immer zurückgebliebene Partner die liebgewonnen Gegenstände - natürlich unerlaubt - verrückt hat und man erst wieder eine Eingewöhnungsphase zum Verdauen benötigt. Oder irgendwie so ähnlich. Ihr wisst schon, was ich meine, richtig?



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (05.09.2016)

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