URFUCHS/HENBANE - Mortar/Blutkrone

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VÖ: 30.07.2016
Bandinfo: URFUCHS
Genre: Black Metal
Label: Eigenproduktion
Lineup  |  Trackliste

Mit „Mortar/Blutkrone“ versuchen sich URFUCHS und HENBANE, zwei Gruppen von Newcomern aus Hamburg beziehungsweise Hildesheim an einer Kollaboration. Schon beim ersten Hineinhören erkennt man schnell, unter welchem Stern die EP steht: Eindeutig unter jenem des pechschwarzen, jedoch melodischen Black Metal. Dieser wird hier geliefert wie man kennt und wie er auch von vielen geliebt wird. Dabei teilt sich der Inhalt der EP mit einer Spielzeit von rund 30 Minuten relativ strikt in zwei Hälften, wovon HENBANE die eine, URFUCHS die andere Hälfte einnehmen. Durch diese strikte Trennung ist es relativ schwierig, die EP als ein Gesamtes zu beurteilen, weswegen es ratsam ist, sich die beiden Hälften vorerst einzeln anzusehen. Vielleicht ist das aber auch nicht schlecht so, zumal die beiden Bands durchaus individuell agieren, denn deren Stile unterscheiden sich merklich voneinander: Während HENBANE über lange Zeit noch eher trägere, dahinstampfende Kost bieten, wird das Tempo in der zweiten Hälfte von URFUCHS durchaus angezogen und lässt den Hörer sogar ein Stück weit in die noch allzu frische Welt des Black N‘ Roll eintauchen, doch dazu später mehr.

Einer Sache sollte man sich bei „Mortar/Blutkrone“ jedoch durchaus bewusst ein, bevor man sich in zu tiefe Details der Musik von URFUCHS und HENBANE einlässt: Die Musik beider Bands wird hier in typischer Black Metal Manier geliefert - das heißt, man sollte nicht unbedingt darauf versessen sein, eine lupenreine Klangqualität ohne jegliches Rauschen, sowie ohne Ecken und Kanten, vorzufinden. Wer allerdings Freund derartiger Produktionen nach dem Vorbild von Größen wie BATHORY ist, der kann getrost versichert sein, dass er oder sie hier das Gewünschte bekommt.

Die erste Hälfte der EP wird von HENBANE eingenommen und stellt, wie vorher angedeutet, den etwas gemächlicheren und auch schwächeren Part der Kollaboration dar. Zunächst sei hier allerdings gesagt, dass die Aufnahmetechnik für das, was von HENBANE geliefert wird, beinahe optimal ist: Verrauschte Klänge, weitestgehend monotone Gitarrenriffs und verzerrte, krächzende Screams sorgen für eine bedrückende Grundstimmung. Sei es wies sei, der Funken der Begeisterung will hier, auch nach mehrmaligem Durchhören, nicht wirklich überspringen. Das Problem stellt dabei die starke Monotonie, von der hauptsächlich die Songs „Mortar“ und Downfall“ betroffen sind, dar. Beide Lieder weisen einerseits eine nicht unähnliche Grundstruktur auf, andererseits besticht diese auch nicht durch wirklichen Einfallsreichtum oder einen einzigartigen Einsatz von Stilmitteln (obwohl diese vorhanden wären). Der Song „Capouche de Ghoul“ dagegen versucht sich an ein paar Tempowechseln, die für Abwechslung sorgen und lässt den Song damit wesentlich zwischen den beiden anderen herausstechen.
Auch bei den Vocals gibt es nur wenig Nennenswertes zu berichten, zumal diese über fast die gesamte Spielzeit langsam und ohne viele ausgefeilte Einlagen, abgesehen vom angedeuteten Intermezzo, dargeboten werden.
Die erste Hälfte der EP tendiert damit eher dazu, zu enttäuschen, zumal hier viele Elemente schlichtweg nichts bieten, was dem Hörer langfristig als „einzigartig“ oder „interessant“ im Gedächtnis bleiben könnte.

Gegenüber der ersten, über weite Teile unscheinbaren Hälfte, stellt sich der Part von URFUCHS zwar  als nicht unbedingt perfekt, aber als inspirierter und unterhaltsamer dar. Eine würdige Einleitung erschafft die Band mit dem Song „Kult des Koalemos“. Das Geräusch fallenden Regens wird eingespielt, dieses wird kurze Zeit später mit dem Klang von Kriegstrommeln und monotonen Gitarren vermischt und sorgt für ein Gefühl der Bedrängnis und der Unsicherheit. Bedauerlicherweise leidet der restliche Song unter einem ähnlichen Problem wie beispielsweise „Mortar“: Durch die Spielzeit von über acht Minuten schleicht sich eine gewisse Eintönigkeit in den Song ein, der nur schwer beizukommen ist. Einen sehr plötzlichen, aber genauso erfreulichen Stilsprung macht URFUCHS mit dem Song „Prophetenverse“: Rasanteres Tempo, ein packender Rhythmus, dieser unterstrichen durch Blastbeats? Die Band scheint wie verwandelt und weckt hier durchaus den Wunsch auf mehr! Mit dem namengebenden Song „Blutkrone“ läuft URFUCHS schließlich zu ihrer Höchstform auf und bietet einen würdigen Abschluss, der nicht zuletzt dadurch besticht, dass er ganz dezent in Richtung Black N‘ Roll á la KVELERTAK abdriftet, was in krassem Unterschied zum Beginn der EP steht. Ein mitreißender, kurzweiliger Rhythmus und aggressive Vocals machen dieses Finale wirklich hörenswert und unumstritten zum Highlight der EP!

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Mortar/Blutkrone“ durchaus seine Höhen und Tiefen hat, leider überwiegen jedoch über einen langen Teil der Spielzeit die Tiefen über die Höhen. Viel zu selten wird man wirklich mitgerissen, viel zu uninspiriert sind viele Passagen, als dass sie Hörer wirklich beeindrucken könnten. Jedoch muss auch die enorme Steigerung erwähnt werden, die zum Ende hin deutlich spürbar wird. Unglücklicherweise kann ein gutes Finale nicht vollends über die sonst herrschende Mittelmäßigkeit hinwegtrösten, die einen großen Teil der EP ausmacht.

 



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Daniel Csencsics (20.10.2016)

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