HELDMASCHINE - Himmelskörper

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VÖ: 04.11.2016
Bandinfo: HELDMASCHINE
Genre: Industrial
Label: MP Records
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Lineup  |  Trackliste

Höchst fleißig ist man im Hause HELDMASCHINE, denn mit „Himmelskörper“ stehen die Mannen rund um Till Lindemann-Lookalike René Anlauff mit ihrem dritten Album innerhalb von drei Jahren auf der Matte – insgesamt bereits dem vierten Output ihrer Karriere. Hatte man sich auf dem Vorgänger „Lügen" bereits mit Vehemenz von den Wurzeln als RAMMSTEIN-Coverband VÖLKERBALL gelöst, so scheint man nun mit „Himmelskörper“ endgültig seinen Stil gefunden zu haben – nämlich unglaublich eingängige, tanzbare Elektro-Samples in Verbindung mit räudigem Riffing. Eine Mischung, die es in sich hat, und die auf dem neuen Dreher extrem gut funktioniert!

Als Opener geben HELDMASCHINE als erstes ein Statement ab, das eine Abrechnung mit dem in der Vergangenheit vielfach strapazierten RAMMSTEIN-Vergleich darstellt – und zwar auf äußerst erheiternde Weise, wenn Sänger René mit Wortwitz auf dem rrrrollenden „(R)“ herumreitet und androht auch noch das „S“ rollen zu wollen. Man ist ja fast versucht, die Band trotz ihres inzwischen deutlich anders gepolten Sounds doch wieder als RAMMSTEIN-Klon zu bezeichnen, einfach um zuzuhören, ob das „S“ wirklich gerollt werden kann. Doch nun genug der Späßchen, denn mit dem Titeltrack „Himmelskörper“ nimmt das Album so richtig Fahrt auf! Es werden extrem starke, sehr prägnante Samples (z.B. im Stile einer Spieluhr) kredenzt, die in einen enorm eingängigen Refrain münden – ein Rezept, das auch das starke „Gegenwind“ und den Rausschmeißer „Dünnes Eis“ veredelt.

In diversen abgewandelten Varianten zieht sich dieses Schema durch viele Titel, wodurch sich „Himmelskörper“ als homogenes, aber dennoch abwechslungsreiches Album präsentiert. Aus der Masse an starken Songs stechen vor allem jene hervor, in denen es in den Lyrics ordentlich zur Sache geht. Da wird einfach mal der medienübersättigten Kosumgesellschaft der Spiegel vorgehalten („Alles Eins“), groovig der grassierende Jugendwahn thematisiert („Spieglein, Spieglein“) oder auch die aktuelle politische Lage kritisch beäugt, wie im elektronisch orientierten „Das Mass ist voll“. Dabei geht man auch durchaus einmal, für HELDMASCHINE-Begriffe, relativ soft zu Werke, wie in der nachdenklichen Hymne „Kein Zurück“, oder packt auch härtere Bandagen aus, wie in „Sexschuss“, das auch in den Lyrics verdammt hart einher kommt und überdies mit starkem, beklemmendem Musikvideo punkten kann. Wer es noch härter mag, der kann sich an die brettharte BDSM-Hymne „Auf allen Vieren“ halten: “Auf allen Vier'n, hab ich es gern – auf allen Vier'n, schaust du zu deinem Herrn“, da lacht das Herz der Redaktionsdomina. Der einzige Titel, der so gar nicht zünden mag, ist die Quotenballade „Die Braut, das Meer“, die in ihrer Überlänge einfach nur unspektakulär dahinplätschert.

Mit „Himmelskörper“ liefern HELDMASCHINE ihr bis dato ausgereiftestes und bestes Album ab, vollgepackt mit sägenden Riffs, tanzbaren Samples, prägnanten Gesangslinien und oftmals unbequemen Texten, in denen kein Blatt vor den Mund genommen wird. Bis zu einem gewissen Grad ist dies auch der endgültige Befreiungsschlag aus der leidigen „RAMMSTEIN für Arme“-Ecke – ein gerolltes „R“ ist nämlich nicht alleine der Genre-prägenden Überband vorbehalten. Dem Durchschnittsmetaller wird es wieder einmal zu wenig Gitarre und zu viel Elektro sein, aber das tut der Qualität, die uns HELDMASCHINE da um die Ohren blasen, keinen Abbruch. Lockermachen, mittanzen!
 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (04.11.2016)

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