SHOKRAN - Exodus

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VÖ: 17.09.2016
Bandinfo: SHOKRAN
Genre: Progressive Metal
Label: Eigenproduktion
Lineup  |  Trackliste

Es wäre vielleicht zu viel des Guten, SHOKRAN als reine Oriental-Metal-Band zu bezeichnen. Doch das Konzeptalbum „Exodus“ mit seiner Thematik, die in den Ereignissen des biblischen Ägyptens verwurzelt ist, gibt Sound und Namen durchaus seine Berechtigung. Die Mischung aus progressivem Groove Metal gepaart mit orientalisch anmutenden Melodieführungen zwischen geradlinigen Gesangs- und Instrumentalteilen und deathlastiger Röhre definiert den Sound von SHOKRAN. Zugegebenermaßen gibt es mittlerweile schon die ein oder andere Band, auf die diese Beschreibung relativ zugeschneidert klingt, aber das, was auf dem Mist der Band gewachsen ist, treibt nichtsdestotrotz massig Früchte höchster Qualität. 

Ursprünglich als One-Man-Projekt gestartet wurde SHOKRAN mit der Zeit zur vollwertigen Band multipliziert und nahm sich für das neue Album „Exodus“ an die zwei Jahre Zeit für den perfekten Schliff. Und das hat sich ohne Zweifel ausgezahlt. Thematisch verhaken sich die Russen von SHOKRAN auf diesem Album an der biblischen Geschichte über die Gefangenschaft der Israeliten in Ägypten, insbesondere an den göttlichen Plagen. Auf die Ohren gibt es groovigen Prog-Metal auf hohem Niveau. Sie wechseln klaren, ausdrucksstarken Gesang mit röhrenden low screams und machen ordentlich Druck vonseiten der Rhythmus-Sektion. Gitarre und Keyboard-Einspielungen tragen und stützen den melodischen Teil hauptsächlich, wobei beidenteils orientalisch angehauchte Linien in gesunden und spannenden Dosen in den sonst sehr direkten Sound gemischt werden, ohne dabei aber überhand zu nehmen. Dass SHOKRAN nicht nur ihr Metier, sondern auch ihre Instrumente restlos beherrschen, muss dabei nicht noch extra erwähnt werden. 

Im Detail startet „Exodus“ mit einem stimmungsgebenden Intro, das auf Wüstensand und orientalische Melodien hinleitet, ehe das Quartett bei „Creatures of Mud“ mit großem Abwechslungsreichtum durch den besungenen Matsch marschiert. Von stampfender Rhythmik über leichte und frische melodische Einlagen bis hin zu der klaren, tragenden Stimme und den schmetternden Death-Vocals ist alles dabei, in sämtlichen Facetten und Nuancen. Und mit diesem Einstiegssong wäre die Gangart des Albums perfekt beschrieben. Stets abwechslungsreich und eigenständig präsentiert sich jeder einzelne Track mit einem spannenden Aufbau, der den Zuhörer bei der Stange zu halten versteht. Geschickt eingeplante Breaks wechseln sich mit der großen Kraft der Songs ab. Großer Ausreißer auf der Scheibe ist „And Heavens began to fall“, das zumindest anfänglich starke Balladen-Schlagseite aufweist, sanfter ist und durch die kristallklaren Vocals und den sich steigernden Aufbau nicht minder das Glanzstück darstellt. Nicht zuletzt laden sich SHOKRAN weibliche Unterstützung in Form von PERIPHERY-Sängerin Lauren Babic für eine kleine Darbietung auf diesem Song ein. Gekonnt und sehr stimmig kommt „The Storm and the Ruler“ minimal gemütlicher als die komplette erste Hälfte des Albums, doch auch hier kann bei Weitem nicht von gemachtem Schaden die Rede sein. 

Die Abwechslung von stimmungsvollen Teilen und durchschlagender Gangart sowie das Wechselspiel von Stilmitteln, von „westlicher“ und orientalischer Klangweise, ist den Russen von SHOKRAN perfekt gelungen. Hohes spielerisches und gesangliches Niveau erwarten den Zuhörer. SHOKRAN erfindet das Genre zwar nicht neu, aber diesen Anspruch gilt es auch gar nicht zu erheben. Die russische Groove-Prog-Truppe liefert mit „Exodus“ eine hochwertige und ausgereifte Scheibe ab, bei der es nichts zu meckern gibt. Ein Album als Hörerlebnis, das richtig Spaß macht.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lisi Ruetz (06.11.2016)

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