MAYHEM - Live in Zeitz

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VÖ: 16.09.2016
Bandinfo: MAYHEM
Genre: Black Metal
Label: Peaceville Records
Lineup  |  Trackliste

Es gibt legendäre Ankeralben im Black Metal, „A Blaze In The Northern Sky“, „In The Nightside Eclipse“, „De Mysteriis Dom Sathanas“ etc. zählen ohne Zweifel dazu. Wenn die Rede aber auf Livealben kommt, führt im Black Metal kein Weg an „Live In Leipzig“ vorbei, das in seiner Rohheit ein unumstößliches historisches Zeitdokument der skandinavischen BM-Welle ist, an dem damals nur MAYHEM selbst kratzen konnten, man höre etwa das später veröffentlichte „Dawn Of The Black Hearts“, das es vor allem wegen des Frontcovers zu traurigem Ruhm brachte. Wohl massakrierte sich die Speerspitze des Black Metal in puncto Studioalben, aber keine der damaligen Signature-Bands kann auf ein Zeitdokument wie jenes aus dem Leipziger Eiskeller des Jahres 1990 verweisen. Zwar war kaum einer der heutigen Fans in jenen Tagen der frühen Neunziger leibhaftig zugegen, als die norwegischen Großmeister ihren musikalischen Irrsinn unter der Federführung von Euronymus auf den Bühnen verbreiteten, allerdings kennen Legionen von Schwarzheimern das seinerzeit als „Live In Leipzig“ veröffentlichte, höllische Konzert, das in die Annalen des Black Metal einging.

Es hält sich die Sage, dass Bandkopf Euronymus als bekennender Sozialist/Kommunist Gigs in der just zerfallenen und befreiten Deutschen Demokratischen Republik spielen wollte, „Live in Leipzig“ ist das dazugehörige, 1993 veröffentlichte Ergebnis. Dazu gesellt sich „Live in Zeitz“, das wie der kleine, garstige Bruder von „Leipzig“ ist. Dieser Mitschnitt, entstanden während der Konzertreise durch Sachsen und Sachsen-Anhalt (23./24. & 26. November 1990 in Annaberg-Buchholz, Zeitz und Leipzig), war schon länger als Bootleg bzw. als Bonus zur „Live in Leipzig“-Neuauflage im Umlauf, wird allerdings nun, wiederum von Peaceville, auf Vinyl auf den Markt geworfen. Die Setlist ist gleich wie beim großen Bruder, es fehlt lediglich „Pure Fucking Armageddon“. Dies tut der authentischen Faszination der infernalen und übersteuerten Aufnahme aber keinen Abbruch, die einmal mehr den Elektrorasierer- und Rumpel-Klang sowie chaotisch-ultrarohen Charme jener Pioniertage unterstreicht, wenngleich „Zeitz“ nicht die Soundgüte von „Leipzig“ erreicht, was den Kenner ob des Nekrosounds von „Leipzig“ aber ohnehin nur zum Schmunzeln bringt.

Der hörbar überschaubare Zuschauerandrang tut sein Übriges, Klassiker wie „Funeral Fog“, „Carnage“, „Pagan Fears“ oder „Freezing Moon“ vom wegweisenden, allerdings erst 1994 erscheinenden „De Mysteriiis Dom Sathanas“-Kracher sprechen ohnehin ihre eigene Sprache, die 1987er Pionierleistung „Deathcrush“ wird etwa mit dem gleichnamigen Track oder „Chainsaw Gutsfuck“ gewürdigt. „Live In Zeitz“ ist ein historisches Zeitdokument der rohen Energie, puren Aggression und des damals herrschenden musikalischen Wahnsinns des klassischen MAYHEM Line-Ups mit Dead, Euronymous, Necrobutcher und Hellhammer, der seine reale Fortsetzung im wenige Monate später begangenen Suizid von Fronter Dead fand. Fotos und Interviews mit Hellhammer, Faust, Samoth oder Deads Bruder Anders machen diesen Release für Sammler zusätzlich interessant.



Ohne Bewertung
Autor: Thomas Patsch (02.11.2016)

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