IN EXTREMO - Quid Pro Quo - live

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VÖ: 02.12.2016
Bandinfo: IN EXTREMO
Genre: Mittelalter Metal
Label: Universal Music Austria
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Lineup  |  Trackliste

Es gibt sie doch noch, die langgedienten Bands, die noch immer zu überraschen vermögen. So zum Beispiel die Mittelalterrocker von IN EXTREMO, die in den vergangenen Jahren, nach dem enorm starken "Mein Rasend Herz" 2005, zwischen "Sängerkrieg" und "Kunstraub" durchaus drohten, sich in der Beliebigkeit zu verlieren. Gerade das sich extrem lang in den Charts gehaltene "Sängerkrieg" stieß nicht bei allen auf Gegenleibe und auch die folgenden beiden Alben (darunter auch "Sterneneisen") konnten vor allem die Fans älteren Materials (den Rezensenten mit eingeschlossen) nicht wirklich mitreißen. Umso größer die Freude, als IN EXTREMO im Juni dieses Jahres mit "Quid Pro Quo" ein Brett hinlegten, das den Spirit der vor 15 Jahren veröffentlichten Frühwerke wieder aufleben ließ.

Dass die quasi schon Mittelalter-Veteranen zudem auch noch eine äußerst starke Live-Band sind, dürfte sich in den vergangenen Jahren auch herumgesprochen haben. Die nie abhanden gekommenen Live-Qualitäten verbinden sich nun mit der wiedererstarkten Attitüde der Spielleute zum vorliegenden Live-Dokument "Quid Pro Quo Live", welches vor allem mit lässig-mitreißender Atmosphäre und starkem Sound punkten kann. Ein bisschen nachbearbeitet hat man wohl, da vor allem die mittelalterliche Instrumentierung von Sackpfeifen über Drehleier, Schalmey, Harfe, Cyster (man vergebe mir die möglicherweise nicht korrekte Benamsung – im ausufernden Instrumentenrepertoire von IN EXTREMO verliert man schnell einmal den Überblick) mit unheimlich klarem Sound zur Geltung kommt. Auch das in Dauerpartystimmung befindliche Publikum kommt gut heraus, wie immer angefeuert von der ausdrucksstarken Reibeisenstimme Micha Rheins.

Dabei zeigt sich, dass einige der Titel, wie beispielsweise die gefühlvolle Ballade "Gaukler", live noch eindringlicher wirken als auf Konserve. Auch die auf dem Album ausgemachten Anspieltipps "Störtebeker", "Pikse Palve" und der Titeltrack "Quid Pro Quo" knallen in der Live-Variante ordentlich rein – was man auch schon beim Besuch der Extremen im Zenith München nicht umhin kam zu bemerken. Dass der ein oder andere Klassiker zugunsten neuerer Titel aus der Titelliste der Livescheibe bzw. dem Liveset generell gekippt wurde, lässt sich bei einer umfangreichen Diskografie wie derer von IN EXTREMO leider nie gänzlich vermeiden. Stattdessen schunkelt man eben zu "Sternhagelvoll" durch die Halle und besingt zum drölfzigtausendsten Male den "Spielmannsfluch" – der einfach nie, nie und niemalsnicht langweilig wird. Genauso wenig, wie die Live-Shows von IN EXTREMO jemals langweilig werden können – mit einem bockstarken Album und einer ebenso starken Live-Scheibe im Rücken schon gar nicht.  Wer sich das Tourgefühl ins Wohnzimmer holen oder die vergangenen Live-Shows noch einmal erleben möchte, der ist also bei "Quid Pro Quo Live" an der richtigen Adresse.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (20.12.2016)

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