EVOCATION - The Shadow Archetype

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VÖ: 10.03.2017
Bandinfo: EVOCATION
Genre: Death Metal
Label: Metal Blade Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

EVOCATION sind so eine Band die es scheinbar schon immer gibt, die aber (noch) nicht den ganz großen Durchbruch im Death Metal Geschäft geschafft hat. Es mag daran gelegen haben, dass es immer wieder zu langjährigen Stilllegungen des Unterfangens gekommen ist, und natürlich auch an den Besetzungswechseln. Seit dem letzten Album, "Illusions Of Grandeur" sind die Kenttakumpu-Brüder ausgestiegen und laut Aussage des Gitarristen Marko Palmén, ist daran fast die Band zerbrochen. Mit einem Fuß standen die Knaben bereits im Grab - eigentlich für eine Death Metal Band ein durchaus würdiger Abschied (ba dum tss) [Anm. d. Lekt.: *Applaus vom Band einspiel*]. Ein Glück, dass dem nicht der Fall war und man mit dem neuen Dreher "The Shadow Archetype" ein neues Album im Frühling 2017 am Start hat.

Schön, wie anfangs das Aufsetzen der Nadel und die Umdrehungen eines Vinyls simuliert werden. Das Intro klingt etwas sehr nach DISSECTION, aber es gibt schlimmere Referenzbands.

EVOCATION waren dereinst eine derbe Stockholm-Death-Band, haben sich aber, gemäß einem ehemaligem Schreiber dieser Gossen-Journaille, von selbigem Stilmittel gänzlich abgewendet, hin zu melodiöserem Death Metal, der dann auch schon mal mit den Megasellern des Genres, AMON AMARTH, liebäugelt. Kann man so sehen und auch auf "The Shadow Archetype" kann man diese Achse kaum verleugnen. Jetzt sollte man hier nicht von einem bloßen Kopieren der Stockholmer sprechen, dafür gibt es EVOCATION zu lang und dafür haben sie auch zuviel Erfahrung im Songwriting. Aber gerade wenn es etwas flinker wird, können einige Melodien durchaus an Double-A erinnern, auch wenn vor allem im ganz langsamen Segment des Albums ein eigenständiger Groove entwickelt wird

Auffallend bei "The Shadow Archetype" ist der garstige, Sunlight-ähnliche Gitarrensound der so nur aus Schweden kommen kann. Als ob man einen Grabstein über ein mit Rollsplitt bedecktes Stahlbetonbett zieht. Ähnlich fies ist die begnadete Stimme von Thomas Josefsson, der sicherlich knapp an den, wenn schon nicht unter den Top Zehn der Death Metal Sänger steht. Bevor hier jeder fröhlich vor sich hin röchelnde Death-Core-Knabe vor lauter echokammernder Rage aufjault, darf ich erklären, dass sich die Garstigkeit einer Death Metal Stimme nicht nur aus dem möglichst tiefem Growlen ergibt, sondern auch aus der Eigenständigkeit und dem Charakter der Stimme. Und von letzterem hat Hr. Joseffson einen Shitload von.

EVOCATION existierten vor dem neuen Album nur mehr als Trio und selbiges darf daher auch als Neuanfang gesehen werden, wenn auch unter anderen Umständen als 2005, da sich die Borås / Stockholm / Uppsala-er Band in der Zwischenzeit doch schon einen gewissen Status erspielt hat und somit nicht die zerstörte Alkove völlig neu errichten muss.

Inwieweit die neuen Mitglieder bei der Erschaffung des "The Shadow Archetype"-Albums mit an Bord waren entzieht sich meiner Kenntnis, das Songwriting insgesamt ist meiner, obschon subjektiven, Meinung nach etwas gleichförmig ausgefallen. Schnellere Parts breaken in stampfende, beinahe in sich ruhende Teile, groovebetont sogar. Dagegen spricht natürlich nichts, aber es mag sich auch nach wiederholtem Hören nicht so der Überhit herausstellen. 

Wir sprechen hier natürlich von einem Album auf hohem Niveau. Das betrifft das musikalische Können, die Produktion, wie auch das theoretische Songwriting. "Richtige" Parts werden an vorhergehende, auch "richtige" Parts gereiht. Jetzt liegt das Problem darin, dass das musiktheoretisch stimmen mag, aber emotional ein wenig das Fundament fehlt. Elf Songs, davon zwei Intros, und ich vermag keinen Hit zu nennen. 

Es gibt gute Parts zuhauf, Riffs die im limbischen System aufräumen, Vocallinien die den Kopf nicht stillzuhalten vermögen, aber, da ist es wieder, aber EVOCATION haben hier nicht das Death Metal Highlight 2017 geschrieben. Das kann/muss ich leider jetzt schon sagen. Es gibt mit dem Titeltrack einen wirklich starken Song, der mich eigenartigerweise an alte DREAM THEATER erinnert, aber der Rest ist gutklassiger Death Metal. Mehr aber nicht. Sorry mates, ich war nach dem ersten Durchhören begeistert, aber je öfter ich die Scheibe rotieren liess, desto blasser wurde "The Shadow Archetype".  Gut, der Beginn von "Survival Of The Sickest" vielleicht noch.

Ihr merkt, ich tu mir wirklich schwer mit der Scheibe. Die Zutaten stimmen zu hundert Prozent, allein das Endprodukt vermag nicht so wirklich zu überzeugen.

Hervorzuhaben aber ist auf jeden Fall das unpackbar gute Artwork und das wieder einmal höchst interessante Textkonzept. Death Metal für Mitdenkende. Warum auch nicht. 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (07.03.2017)

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