ANTHOLOGY - Angel's Revenge

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VÖ: 16.12.2016
Bandinfo: ANTHOLOGY
Genre: Power Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Power Metal mit weiblichem Gesang ist ja so eine Geschichte. Nach den Riesenerfolgen der Genregrößen durften wir einen Wirbelwind an female-fronted Bands in den Promominen der Stormbringer Berg und Hütten Verwaltungsgesellschaft zur Kenntnis nehmen. Oder mussten. Gar arg viele Stimmchen waren dünn, die symphonischen Arrangements billig und oft schnell über Fruity Loops zusammengenagelt und von Power war im Metal selten etwas zu hören.

Da erfreut es den Nebenerwerbsalpakastreichler, wenn dann eine Band wie die Slowaken von ANTHOLOGY mit ihrem Zweitling "Angel's Revenge" zwar nicht die Schublade neu zusammenschraubt, aber das, was sie macht, sehr gut macht. Die Herr- und Damenschaften kommen übrigens aus dem mir völlig unbekannten Dorf Nizná und haben "Angel's Revenge" als Eigenproduktion an das Tageslicht gezerrt. 

Klar, NIGHTWISH klingen bei ANTHOLOGY in jeder Sekunde durch, das Songwriting, die Melodien, die Riffs orientieren sich sehr oft an der Großmacht aus Finnland (und Holland, und England), da sich aber die gute Floor im Moment mit ihrer Gravidität die Zeit vertreibt, können Liebhaber von symphonischem Power Metal gerne hier zugreifen.

Zumal es dann doch immer wieder kleine Unterschiede gibt. Das Album ist gitarrentechnisch deutlich härter als es die Kitee-er auf ihren Werken zulassen, das Grundgerüst der Songs ist fast immer ein für diese Art von Musik gnadenlos harter Power Metal. Die männlichen Vocals gibt es so auch sehr selten und wer seinem Zweiteinhorn einen sanften Zugang zu BOLT THROWER oder ASPHYX ermöglichen will, der hat auch ein paar Death-Growls auf dem Album. Die Songs sind alle einigermaßen im Rahmen, längentechnisch, nur das abschließende "The Labyrinth Of Evil" geht über die Sieben-Minuten-Marke. Das zahlt sich bei diesem Song allerdings auch aus.

Trotz aller Opulenz in den Arrangements kann beinahe jedes Lied ein recht stringentes Songwriting vorweisen, das gefällt dem Rezensenten, man weiß wo man im Lied ist und kann sich auf die gnadenlos großen Refrains vorbereiten. Und diese werden von der äußerst trittsicheren Raylyn Shayde nicht bloß souverän, sondern wirklich lässig vorgetragen. Leichte Anleihen bei Floor Jansen und Anneke van Giersbergen klingen durch, die Stimme ist kraftvoll und gibt jedem Song noch eine Idee mehr an Kraft und Verve. 

Wie ich schon weiter oben erwähnt habe, erscheint ANTHOLOGYs "Angel's Revenge" als Eigenproduktion. Kann mir bitte jemand verraten warum a) diese Band noch nicht bei einem Label unter Vertrag steht und b) wie der slowakische Sechser es in Eigenregie schafft, einen Sound zu kreieren, der den ganz Großen um nichts nachsteht, während andere Bands, die mit gefülltem Necessaire in Plüsch ausgeschlagene Studios für ein halbes Jahr in Beschlag nehmen und dann mit einem Soundbild herauskommen, welches im entfernten an in Alteisencontainern rammelnde Feldotter erinnert? "Angel's Revenge" bietet einen glasklaren aber nicht zu sterilen und deftig harten Sound. Da darf auch der harte Metaller gerne zugreifen. 

Anspieltipp: jeder Song (tatsächlich)

ANTHOLOGY ist mit ihrem zweiten Album "Angel's Revenge" ein starkes Power/Symphonic Metal gelungen, welches, so hoffe ich, die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient.

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (18.01.2017)

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