CHASEPATH - The Natural

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VÖ: 10.02.2017
Bandinfo: CHASEPATH
Genre: Rock
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Hach Freunde, wie sehr wird doch immer in der österreichischen Musiklandschaft gejammert. Nix gscheites an Bands und Veröffentlichungen und wenn, dann Berg und Prophet. Eh schon wissen. Lügenpresse? Egal.

Wir hier aber, im Efeu-umkrankten, mit Marmor ausgeschlagenem und güldenen Statuen versehenen Stormbringer Triplet-Tower, haben, listig wie das kleine Eichhörnchen, den Trend schon lange erkannt. In unserem nachwievor schönen Heimatland (also dem Heimatland des österreichischen Stormbringerbelegschaftteils) gibt es gute Rock/Metal/Krawall-Musik ohne Ende. Und sie ist auch gar nicht schwer zu finden.

Nehmen wir CHASEPATH, geboren 2010 in Wolkersdorf Rock City. Drei Knaben und Verena Kappel am Gesang beweisen mit ihrer Debüt-EP, dass man es auch mit einem rockigen Ansatz schaffen kann, gute Musik zu schreiben. Man muss nicht auf britischen Indie-Rock machen, auf Brutal Death, Prog oder was immer auch noch gerade unseren Redaktionspförtner zur Verzweiflung bringt. 

Nein, es geht auch mit rockig-bluesigen Nummern, von denen es eben fünf auf CHASEPATHs Debüt-EP "The Natural" geschafft haben, dazu wurde "Battle Of Love" noch live und akustisch als Bonus beigelegt.

Die Philosophie der Band dreht sich um die fiktive Person „Chase“: Ein friedliebender Bohemien, der für Authentizität und Horizonterweiterung steht. Der "Path", auf welchem er sich bewegt, wird von Beginn an gemeinsam verfolgt und spiegelt sich so in der Musik wider.

Musikalisch fußt alles auf einem sehr organischen Rocksound, aufgenommen im Melon FM-Studio/WUK und von KONTRUST-Gitarrist Michael Wolff gemischt und gemastert. Ich denke, dass sich der Proberaum- und Live-Sound maximal in Details vom Sound auf der EP unterscheideen. So hat Rockmusik zu klingen, direkt, natürlich, organisch, analog und noch ein paar Eigenschaftswörter mehr, die das Klangbild preisen. Schön finde ich den Ansatz, ob gewollt oder nicht, dass man bei "The Natural" immer wieder das Gefühl hat, man wohne einer Jamsession bei. Die Songs fließen, werden nicht immer in ein starres Konzept gezwängt. Man kann sich beim Anhören der CHASEPATH-EP richtig vorstellen, in einem verrauchten Beisel zu sitzen und die Vier auf einer Bühne vor sich zu sehen und zu hören. 

Der Opener "Sunday Sex" ist ein wenig funk/rockig, das macht aber nichts, wird doch der Song von einer schönen Refrainlinie getragen. Sängerin Verena Kappel ist wohl der gewonnene Jackpot für die Band. Eine Rockstimme zwischen AVATARIUMs Jennie-Ann Smith, Janis Joplin, der BLUES PILLS-Sängerin Elin "Hendrik" Larsson und einem Riesenstück Eigenständigkeit kann die Dame vorweisen und veredelt damit jeden Song auf der EP, ganz besonders aber die Monster-Powerballade "Rain". So einen Song muss man erst einmal schreiben. Neidvoll sollte hier jede jemals am Balladenschreiben gescheiterte Band Richtung CHASEPATH schauen. Emotionen, werte Leser, Emotionen, ohne Hochglanzproduktion. Ganz einfach zu viert eingespielt wird mit "Rain" eine Ballade geschaffen, wie es sie schon ewig nicht mehr gegeben hat. 

Unter den fünf Songs gibt es, selbstredend, keinen Ausfall. Die Band vermischt Funk/Balladen/Modern Hard Rock und ein wenig Prog zu einer wunderbaren Exkursion in die Rockmusik von Heute. Gut, diese Art Musik gab es auch schon vor Urzeiten, das heißt aber nicht, dass man so etwas nicht auch im Jetzt noch mit einer spielerischen Souveränität erschafft, die ihresgleichen sucht. 

Ich gehe hier soweit zu sagen, dass ein vollständiges Album der Niederösterreicher in dieser Güteklasse wohl einen Meilenstein im heimischen Rockgenre darstellen würde und hoffentlich auch wird.

CHASEPATH ist mächtige, moderne, alte, verspielte, simple aber immer packende Rockmusik aus Österreich. Und ja, die Herrschaften plus Dame sollte man als Freund von heimischer Gitarrenmusik schon kennen. Und natürlich als Freund von Rockmusik im Allgemeinen. 

Zusätzlich befindet sich als Bonustrack eine Unplugged-Version von "Battle Of Love" auf dem Erstlingswerk [ausschließlich auf der physischen CD]. Hier schafft es Verena Kappel, eine Zerbrechlichkeit in ihrer Stimme an den Tag zu legen, die selbst mir beinahe (natürlich äußerst männliche) Tränen in die Augen treibt.


Am 25. Februar 2017 gibt es die "The Natural" Release-Show im ANDINO. Wer Zeit hat und sich eine wirklich gute Band anschauen will, sollte sich den Tag ganz dick im Kalender anschreiben.

CHASEPATH verdienen sich einiges an Aufmerksamkeit und wir hier werden die Entwicklung der Band gerne und mit Neugierde weiterverfolgen. 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (09.02.2017)

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