BURN THE PRIEST - Legion XX

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VÖ: 18.05.2018
Bandinfo: BURN THE PRIEST
Genre: Thrash Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Kinder, wie die Zeit vergeht – wer hätte gedacht, dass es LAMB OF GOD (zumindest in ihrer Urform) schon seit 20 Jahren gibt? Damals formierten sich die Jungs um Randy Blythe als BURN THE PRIEST und spielten Musik im Niemandsland zwischen Punk und Metal, und heute sind sie Metal-Megastars mit ausverkauften Headliner-Tours und so etwas wie die Speerspitze des amerikanischen Thrash Metal, die legitimen Nachfolger von mittlerweile musikalisch irrelevanten oder nicht mehr existenten Bands wie SLAYER oder PANTERA. Weit haben sie es also gebracht, die Philadelphier (wie Gitarrist Mark Morton sagt, „Our inauspicious beginnings somehow grew into something none of us had ever even imagined possible, let alone aspired to”).

Jetzt wäre 2018 ja an und für sich, sieht man sich den Veröffentlichungsrhythmus von LAMB OF GOD an, wieder das richtige Jahr für ein neues Album, da die Jungs seit dem Durchbruch „Sacrament“ regelmäßig alle drei Jahre etwas veröffentlichen, und nach dem (eher durchwachsenen) 2015er „VII: Sturm und Drang“ gab es mit „The Duke“ 2016 nur ein Minialbum als Appetithäppchen zwischendurch. Stattdessen haben sich die Amis auf ihre Ursprünge besonnen und bringen mit „Legion XX“ unter ihrem ursprünglichen Bandnamen (den sie damals verworfen hatten, um nicht allzu sehr satanisch zu erscheinen, was im prüden amerikanischen Klima marketingtechnisch durchaus Sinn ergibt) ein Coveralbum heraus, das ihre Wurzeln zeigen und ihren damaligen Helden die Ehre erweisen soll.

Jetzt ist so eine lange Veröffentlichungspause gepaart mit Mini- und Cover-Alben ja meistens eine Erscheinung von kreativer Kraftlosigkeit oder von Abzocke (oder von beidem *hüstel* METALLICA *hüstel*). Nach dem Hören von „Legion XX“ kann man LAMB OF GOD immerhin die Kraftlosigkeit nicht nachweisen, die Jungs brettern sich wie wildgewordene Teenies durch die zehn Covers, mit offensichtlichem Nachdruck und Spaß an der Sache. Der Sound der Platte ist recht roh geworden, um den Anfängen im Proberaum zu huldigen, passt aber gut zu den ausgewählten Songs, und die LAMB OF GOD-Qualitätsmerkmale wie das präzise Riffing und das außergewöhnliche Drumming von Chris Adler kommen auch auf diesem Coveralbum gut zum Tragen.

Die Songauswahl ist recht unterschiedlich geworden, hier treffen bekannte Namen aus der frühen Metal-/Punk-/Hardcore-/Noiserock-Szene in den USA (MELVINS, BAD BRAINS, MINISTRY) auf eher unbekannte (BIG BLACK, SLIANG LAOS). Dabei sind die Wurzeln von LAMB OF GOD manchmal offensichtlich, wenn man sich etwa das MELVINS-Cover „Honey Bucket“ zu Gemüte führt, manchmal sind die Verbindungen auch eher weit hergeholt („I Against I“ von den BAD BRAINS). Wobei die Verweise weniger auf die jetzige PANTERA-ähnliche Groove-Metal-Identität zeigen, sondern eher auf die frühe, rohe und innovative Kraft von Alben wie „As The Palaces Burn“ oder „Ashes Of The Wake“.

Am besten wirken die eher Hardcore- oder Thrash-lastigen Covers wie „Inherit The Earth“ (ACCÜSED) oder „Kill Yourself“ (S.O.D.) sowie die abgefahreneren („Jesus Built My Hotrod“, MINISTRY, und „Kerosene“, BIG BLACK). Die punkigere Schiene kommt nicht ganz so gut herüber, weil man LAMB OF GOD den Spaßpunk eher weniger abnimmt und auch die Vocals von Randy Blythe da weniger dazu passen.

Insgesamt ist „Legion XX“ eine kurzweilige Sache und gut geeignet für ein bisschen Heldenverehrung der alten Zeiten über ein breites musikalisches Spektrum, ein vollwertiges (und sehnsüchtig erwartetes) LAMB OF GOD Album kann es allerdings nicht ersetzen.



Ohne Bewertung
Autor: Luka (22.05.2018)

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