POWERWOLF - Interludium

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VÖ: 07.04.2023
Bandinfo: POWERWOLF
Genre: Power Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste

Wenn es um Kompaktreleases wie EPs geht, bekomme ich regelmäßig und schmerzhaft Käsefüße...aus dem einfachen Grund, dass viele EPs zwei, drei, vielleicht vier neue Studiotracks, die nicht selten mittelprächtige bis bessere B-Seiten sind, und hier und da ein paar dürftig aufgenommene Livetracks als Füllmaterial enthalten. Und mit solchen Halbzeugen wird man dann als Promobeauftragter neben unzähligen Alben und anderem Kram zugeworfen. Insofern muss ich zugeben, einem erneuten POWERWOLF-Release in Form der "Interludium"-EP zunächst vorsichtig skeptisch gegenübergestanden zu sein – zumal die jüngste VÖ-Historie der Wölfe schlichtweg keine Pausen kennt.

Aber keine Bange, liebe Banger – die Lupusse von der Saar lassen sich selbst bei einem scheinbar flüchtigen Zwischenspiel wie diesem nicht lumpen und liefern mit 37 Minuten einen "Kurzdreher" ab, der für die meisten Fans den Stellenwert eines vollwertigen Albums haben dürfte. Zunächst heulen uns die Mondliebhaber unter den Waldräubern sechs neue Studiotracks vor, allesamt dargeboten in gewohnter POWERWOLF-Manier. Das Überraschungspotenzial hält sich hierbei freilich in Grenzen, doch scheint hier ein Attribut besonders stark ausgeprägt zu sein. Denn entweder habe ich verpasst, dass die Fastnacht im deutschen Südwesten verlängert wurde, oder die Muckibudenwölfe haben neuerdings ein Faible fürs Covern und Nachheulen entwickelt.

Oder wie kann man es sonst erklären, dass der Opener "Wolves Of War" nicht ganz undeutlich an ENSIFERUM erinnert, wogegen "Sainted By The Storm" den überdeutlichsten SABATON-Worship der Musikgeschichte abliefert – weit mehr noch als das ähnlich reminiszierende, aber überwiegend eigenständige "Beast Of Gévaudan". Die stampfenden Bierzelt-Riffs, die Keyboards...man müsste nur noch Attila Dorn durch Joakim Brodén ersetzen sowie die Orgel eliminieren und das Preisschild für die Single müsste in schwedisch ausgewiesen werden (um nicht zu sagen: long live the almighty SABBERWOLF)! Wirklich lustig wird's mit "My Will Be Done" – bin ich irgendwie neben mir oder erinnert diese Nummer tatsächlich an NENA?! Nein Leute, das muss ein Versehen sein...diese Assoziation will niemand freiwillig wecken...zumal die schmetternde Bridge ulkigerweise im Fahrwasser AMON AMARTHs schippert.

Neben den neuen Stücken bringt "Interludium" auch drei rare Songs mit, die es bisher nur auf limitierten Samplern und Tour-EP-Singles aus den Jahren 2012 und 2015 zu bestaunen gab. Rare Kost, die wahrscheinlich nur ausgemachten POWERWOLF-Ultras bekannt sein und damit für die meisten Fans quasi neu sein dürfte. Auch hier gibt's standesgemäße Wolfskost auf die Ohren, wobei "Living On A Nightmare" den "Under-The-Influence-Lauf" der EP konsequent fortsetzt und mit lässigen Riffs musikalische Grüße nach Birmingham sendet...LUPUS PRIEST at their best! Darauf zum Abschluss noch einmal ebenfalls bekannte Landessprachen-Version von "Beast Of Gévaudan", hier unter dem Titel "Bête Du Gévaudan" und in lupusreinem Französisch vorgetragen. Und wenn Französisch neben elegant noch eines ist, dann anspruchsvoll in der korrekten Aussprache...insofern: gut geheult, Wölfchen!

Insofern darf ich resümieren, dass "Interludium" die üblichen Erwartungshaltungen an eine EP übertrifft und den allermeisten Fans, die die angesprochenen Raritäten nicht bereits in ungestümem Jagd- und Sammlertrieb einkassiert haben, ein Zwischenspiel in Albumlänge zu bieten weiß. Die ganzen gewollten oder ungewollten Seitenhiebe in alle möglichen Richtungen wirken nach ein paar Durchgängen mehr lustig als unpässlich und die Songs selbst bieten ansprechenden Fanservice. Dafür, dass kein zwingend ohrwurmiger Blitz-Bekehrer wie "Beast Of Gévaudan" oder "Fire & Forgive" an Bord ist, gibt's gegenüber den letzten Alben einen kleinen Abzug in der B-Note und darüber hinaus nix zu meckern. Und obendrein gibt's in entsprechenden Editionen noch ein weiteres Coveralbum oben drauf – dazu aber später mehr...



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (25.04.2023)

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