OV SULFUR - The Burden Ov Faith

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VÖ: 24.03.2023
Bandinfo: OV SULFUR
Genre: Deathcore
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Für manche Dinge im Leben wird man irgendwann zu alt: Klingelmäuschen, Purzelbäume, die Teletubbies und in gewisser Weise vielleicht auch…Deathcore. Zumindest, wenn es sich um einen exotischen Vertreter wie das Las-Vegas-Startup OV SULFUR mit ihrem wild zusammengemixten Blackened-Alternative-Symphonic-Nu-Deathcore handelt. Für alle, an denen deren Debüt-Album "The Burden Ov Faith" möglicherweise vorbeigegangen ist, hier ein paar verspätete Eindrücke.

Wie einleitend erwähnt, kennen die Jungs vom Schwefel in Bezug auf ihre Kompositionen nicht viele Tabus, was nicht per se als Minuspunkt gewertet werden muss. Im Gegenteil: Innovation und das Denken außerhalb der Box sind unsagbar wichtig, um auf Dauer nicht in einem langweiligen Einheitsbrei zu versinken. Dabei sollte aber beachtet werden, dass die miteinander in Symbiose gebrachten Genres zumindest irgendwie miteinander harmonieren…und in diesem Punkt habe ich an "The Burden Ov Faith" schwer zu kauen. Wir kennen das: Black wildert im Thrash, Thrash liebäugelt mit Death, Death dosiert ein wenig Black, Black macht einen auf Symphonic oder irgendetwas dazwischen…und am Ende passt es irgendwie immer zusammen und macht Spaß, zumal die Hauptsegmente der extremen Schule musikalisch ohnehin gut miteinander können. Was OV SULFUR aber hier veranstalten, kann man einerseits als mutig und innovativ, andererseits jedoch als überfrachtet, stellenweise sogar als plan- und wahllos zusammengewürfelt bezeichnen.

"Stained In Rot" steigt in stampfend-diabolischem BELPHEGOR-Takt ein und driftet später in einen relativ straighten, modernen Deathcore mit Klargesang ab, wobei schon das Zusammenspiel aus modernem Deathcore und der betont diabolischen Schiene mit Trveness-V und allem drum und dran befremdlich wirkt. In "Befouler" meint man zuweilen schon PAPA ROACH grüßen zu hören – der Grad der Befremdlichkeit steigt weiter. "Death Ov Circumstance" zieht anfänglich als passabel gelungene DIMMU-BORGIR-Hommage ins Feld, doch in Verbindung mit den bockigen KATAKLYSM-Screams und dem abermals verwirrend modernen, wenn auch formidabel performten Klargesang wirkt das Gesamtbild auch hier weitgehend irritierend. Ob "Stained In Rot", Befouler", "Death Ov Circumstance", "Wide Open" mit Gastgesang von Howard Jones oder irgendein anderer Song: wo man auch hinhört, erlauscht man Kontraste über Kontraste, aber nur selten passt das Vermengte wirklich zusammen. Und auch die dem Stammgenre entsprechend brutale Produktion ist jetzt nicht total daneben oder überzüchtet, hat aber einen spärlichen Wiedererkennungswert und aufgrund ihrer klinischen Perfektion wenig Vitalität.

Summa summarum hinterlassen mich OV SULFUR insofern ein wenig ratlos: was zum Leibhaftigen ist diese Musik? Wenn man sich alle (oder zumindest die meisten) Spielarten des extremen Metal, des Nu Metal und des Hard- bzw. Deathcore auf einem gemeinsamen Mischpult vorstellt, drehen OV SULFUR alle Regler konsequent bis zum Anschlag respektive Schalterbruch und verteilen die wilden Klangorgien förmlich mit der Gießkanne. Keine klare Linie, keine (sinnvoll eingesetzte) Dynamik und vor allen Dingen: keine Symbiose. "The Burden Ov Faith" mag sauber gespielt und live dargeboten vielleicht sogar ein Späßchen sein, aber es will unterm Strich zu viel…zu viel auf einmal, zu viel für meine unflexiblen Ohren und zu viel für meinen eingefahrenen Verstand…aber vielleicht liegt's in diesem Fall einfach am Alter oder der Zielgruppe…



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (22.06.2023)

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