ELWOOD STRAY - Gone With The Flow

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VÖ: 30.06.2023
Bandinfo: ELWOOD STRAY
Genre: Metalcore
Label: Out Of Line Music
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Lineup  |  Trackliste

An sich war ich persönlich schon immer skeptisch, wenn mir ein beliebiges soziales Medium über Werbeanzeigen eine beliebige Sache schmackhaft machen wollte. Sei es nun die fünf-und-drölfzigste super-geheime Möglichkeit, ganz unkompliziert Millionär zu werden, sei es ein aufstrebendes Start-Up, das klimaneutrale Gummienten für mitternächtlichen Badespaß herstellt, oder sei es eben eine junge Band, der das Potenzial, die größte ihrer Art in Deutschland zu werden, nachgesagt wird. Daher war vor geraumer Zeit meine erste Reaktion, als eine Werbung für das neue Musikvideo von ELWOOD STRAY in meinen Feed gespült wurde, nicht sonderlich euphorisch. Allerdings sehnte ich mich auch schon länger nach einer frischen Brise in meiner Mediathek und wirklich zu verlieren gab es, außer ein paar Megabyte Datenvolumen für das beworbene Stück audio-visuelle Unterhaltung, auch nicht. Also: Kopfhörer rauf, Lautstärke hoch, reingehört. Und bin ich froh, dass ich stattdessen nicht einfach weitergescrollt habe.

Denn ELWOOD STRAYs Debütalbum mit dem wenig Frohsinn verbreitenden Titel "Gone With The Flow" war genau das, was diese vom aktuellen Weltgeschehen wenig begeisterte, zerrüttete Seele in dem Moment brauchte. ELWOOD STRAY machen in vielerlei Hinsicht klassisch gehaltenen, emotional aufgewühlten Core mit vielen modernen Metal-Elementen, der genau so auch 2011 hätte erscheinen können, gerade in der Zeit, als der Autor dieses Artikels das erste Mal ernsthaft begann, der härteren Ecke der Musiklandschaft Aufmerksamkeit zu schenken. Gute Grundvoraussetzungen also, um sich direkt wie zuhause zu fühlen. Aber wie sieht es mit der Umsetzung aus?

Der Opener "Outcast"  kommt sehr direkt und mit der Wut eines in der Schule gemobbten Teenagers um die Ecke, ohne größere technische Ausschweifungen, dafür mit umso mehr Ehrlichkeit und Emotion. Die Musik ist aufwühlend und kathartisch, der Gesang aggressiv. Gut, aber das hat es alles schon das eine oder andere Mal gegeben. Spätestens ab dem Zeitpunkt aber, an dem sich auch Gitarrist Fabian mal zu Wort meldet, entfaltet sich die Hauptqualität dieser jungen Band: Heiliger Kuhmist, diesen Musikern wohnt eine Harmonie untereinander inne, die man so auch bei erfahrenen Kapellen nur selten hört. Beide Sänger adaptieren sich bei den Wechseln zwischen cleanem und uncleanem Gesang großartig untereinander, ganz zu schweigen davon, wie gut sich ihre stimmliche Performance in das melodische Instrumental einfügt. Stichwort Instrumental: Bei dem hört man immer wieder mal eine gewisse 2000er-Jahre Ästhetik à la ALTER BRIDGE heraus, was dem Ganzen auch einen erfrischenden Twist gibt, der sich allerdings nie zu sehr in den Vordergrund drängt. Hier wirkt alles wie aus einem Guss, man könnte fast meinen, die Musiker hätten ihr ganzes Leben lang nichts anderes gemacht.

Wer es aus der bisherigen Schilderung noch nicht herauszulesen vermochte: Ich bin absolut begeistert davon, was ELWOOD STRAY hier mit "Gone With The Flow" abgeliefert haben, und das liegt nicht nur daran, dass genanntes Werk mein Nostalgometer wie verrückt ausschlagen lässt. Auch ohne die romantischen Erinnerungen, die dieses etwa halbstündige Erstlingswerk in mir aufflammen lässt, handelt es sich dabei um ein herausragendes Albumdebüt, das vor allem durch die Harmonie seiner einzelnen Bestandteile untereinander besticht und definitiv Lust auf mehr (sehr viel mehr!) macht!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Daniel Csencsics (03.08.2023)

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