OBSIDIAN TIDE - The Grand Crescendo

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VÖ: 29.09.2023
Bandinfo: OBSIDIAN TIDE
Genre: Progressive Metal
Label: Eigenproduktion
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Unerschlossenes musikalisches Terrain wird mit OBSIDIAN TIDE aus Israel betreten, deren zweite Langrille 2023 auf den Markt geworfen wird: „The Grand Crescendo“, jedenfalls was den bescheidenen Rezensenten betrifft.

Der Opener „Clandestine Calamities“, ein musikalisches Schlachtschiff, das jenseits der achteinhalb Minuten endet, ist sehr auf Prog getrimmt und erinnert mich an eine Band, die ich sehr schätze: LUNA´S CALL. Wie eben genannte Band, haben OBSIDIAN TIDE ein gutes Gespür für das Wechselspiel von Forte vs. Piano. Der abwechselnde Gesang clean bzw. gegrowlt fügt sich hier gut ein, musikalisch ist alles Tip Top. Um es ein weiteres Mal zu erwähnen: Bei den unendlichen Mengen an Prog-Bands ist es nicht einfach, sich im Prog-Olymp zu behaupten, da müssen schon Wege abseits der bereits ausgelatschten betreten werden. Ich habe hier das Gefühl, es will mir jemand eine Geschichte erzählen, die musikalisch unterfüttert wird, das geht in Ordnung. Kleiner Kritikpunkt, die Gitarren kommen nicht klar genug.

Mit einem sehr schönen, von Akustik-Gitarren gepickten Intro startet „Beyond“, wobei die Ablösung Richtung elektrischer Gefilde eine langsame ist. Es sei abermals erwähnt, dass die elektrischen Gitarren nicht stark genug klingen. Manchmal wirkt der Duktus etwas statisch, die Nummer pflanzt sich in sanften Wellen fort. Der Wechsel zwischen Ebbe und Flut ist bei OBSIDIAN TIDE ein nicht allzu großer. Der teilweise zweistimmige Gesang passt ebenfalls.

The Invasion on Paradise“: Abgesehen davon, dass es nicht gerade einfach rauszufinden ist, welche Takte hier kredenzt werden, nein, die elektrifizierten Gitarren, so geht das nicht. Eine langsame Ballade, die nach zweidreiviertel Minuten in Richtung Heavy abdriftet. Hier sind wir fast bei zehn Minuten angelangt, die hier berechtigt sind, denn die eingestreuten Bridges sind wirklich wunderbar.

Halo Crvsher“: Wie gehabt, sehr leiwande, abwechslungsreiche Nummer, allerdings, was ist denn jetzt kaputt? Nach Minute sechs wird ein Querflöten-Solo eingeflochten, ja, das habe ich damit gemeint, man müsse bei der unüberschaubaren Menge an Bands erkennbar bleiben. Um diese Erkennbarkeit zu verstärken, sei erwähnt, wie unverwechselbar das Timbre des Sängers an den dezenten Stellen supi zur Geltung kömmt.

The Undying Flames“: Okidoki, der Rubikon, das heißt, die Zehn-Minuten-Grenze, wurde überschritten. Und, die Langrille begann stark und je länger die Nadel über das Erdöl-Produkt meiner Wahl kratzt, desto lieber höre ich OBSIDIAN TIDE zu. Die Flamme in meinem Herzen für diese Band wird nicht so schnell versiegen. Das sehr ausufernde Solo am Ende fließt, weil es in diese wohlklingende Umgebung eingebettet wurde, sehr angenehm in den Äther, obwohl es weder technisch noch kompositorisch außergewöhnlich ist.  

The Field of Reeds“: Vorweg: Wir sind bei 15 Minuten Lieddauer angelangt. Der erste Teil des Intros ist so lala, ja, heavy. Oida, der zweite Teil des Intros wird in ¾-Takten dargebracht. Es folgt eine Bridge mit Querflöten-Beteiligung. Das Beste an diesem Lied bzw. der Band an sich: Man wartet jeden weiteren Takt darauf, welche Wendung da kömmen mag. Überraschend, überraschend guter Song, OPETH lastig plus Querflöte. Wow.

Miracels“: Da sind sie wieder die ¾-Takte. Mehr Outro als eigenständiges Lied, es bleibt ein brabbelnder Chor, der sanft in den wogenden Wellen entschwindet.

Fazit: Mann, Mann, diese Band hat mich mehr als positiv überrascht. Das Album würde ich mit 4,5 Sterne bewerten wollen, weil aber „The Field of Reeds“ derart reinhaut, ja, guck mal NE OBLIVISCARIS, wie sollte ich, trotz kleiner Abstriche, OBSIDIAN TIDE die Höchstwertung verwehren? Was mich ein wenig nachdendlich stimmt ist, dass diese großartige Band nicht unter der Flagge eines Major Labels schifft, mit dieser Expertise wird sich das allerdings flugs ändern, würde ich meinen. 


 



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (02.10.2023)

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