MOTHER OF ALL - Global Parasitic Leviathan

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VÖ: 12.04.2024
Bandinfo: MOTHER OF ALL
Genre: Progressive Death Metal
Label: Unsigned
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Lineup  |  Trackliste

Es ist eine Weile her, seit ich mich in den Gefilden der progressiven Metal-Welt umhergetrieben habe. Denn oftmals hatte ich den Eindruck, dass Prog gleich Hirngulasch und Gitarrengenudel à la DREAM THEATER bedeutet. Und ich bin tatsächlich kein Mensch, der diese Art von Kunst sehr zu schätzen weiß, obwohl ich selbst ein Instrument spiele. Ich muss etwas dabei fühlen, es muss sich etwas in mir regen, wenn ich Musik höre. Aber haben mich MOTHER OF ALL eines Besseren belehrt?

Und wie sie das geschafft haben! Und ich möchte jetzt keine Zeit mehr verlieren und gleich mit den Opener dieser schönen Platte sprechen. Er trägt den Titel "Cosmic Darkness" und oh Boy, was für ein Auftakt! Der Song ist wunderbar als Anfang gewählt zumal er ziemlich gut zusammenfasst, womit man es in diesem Album und vor allem mit dieser Band zu tun hat. Hier finden sich wunderbar-thrashige Mid-Tempo Riffs, aber auch schnelle Parts. Ein echter Thrasher dürfte hier nichts vermissen und der Sound klingt frisch! Beim Mix ließen sich die Jungs absolut nicht lumpen, alles klingt definiert und perfekt aufeinander abgestimmt, was natürlich auch an die nahtlosen Arrangements geknüpft ist.

Wer glaubt, die Jungs hätten nun eine kreative Pause eingelegt, der irrt gewaltig. "Corporate Warfare Leviathan" liefert als zweiten Song eine gelungene Fortsetzung und hält mich konstant an der Stange, wie ich es gern habe. Überrascht hingegen hat mich der dritte Song mit dem Titel "The Stars Already Faded", der mit wüstem, jedoch definierten Black-Metal-Geschrammel aufwartet, sich aber stets mit der omni-präsenten Thrash-Aura abwechselt. Hier gefallen mir besonders die wunderschönen offenen Akkorde, die eine herrliche Atmosphäre erzeugen.

Den vierten Song "Hypocrisy - Weaponized" werden einige von euch Zuhörern, die aufmerksam waren, vielleicht schon kennen, denn dieser Stand der Masse bereits als Single zur Verfügung. Der Song erfüllt mich mit Spannung, zumal ich bei den Akkordfolgen so manches Mal gleichzeitig an MEGADETH sowie an DEATH denken muss, aber er ebenso Melodeath der Göteborger Art enthält. MOTHER OF ALL verstehen es einfach grundlegend, wie man einen roten Faden spinnt, ohne sich dabei bei einem Stil zu fixieren. Ein eindeutiges Highlight dieses Albums!

"Dept Crush" bietet Fans von Groove Metal einen Ohrenschmaus, aber auch hier verlieren sich die Dänen nicht in gänzlich neuen Stilrichtungen, sondern bleiben sich treu, so wie ich es mag! Besonders hervorzuheben ist das grandiose Gitarrensolo, dass sich vor Szenegrößen und Gitarrenvirtuosen nicht verstecken muss. Chapeau, absolut fein!

Weiter geht es mit "Merchants Of Self Loathing". Dieser Song beginnt spannenderweise mit einer Art poppig-melodramatischen Art, nur um dann wieder smooth wie eh und je auf das übliche Schema zurückzugreifen. MOTHER OF ALL wie sie leiben und leben und ihre Sache einfach wunderbar durchziehen. Auch hier überzeugen mich die Mid-Tempo-Riffs gepaart mit offenen Akkorden, die einen feingewebten Klangteppich erzeugen. Die tolle Produktion kommt hier wieder einmal zur Geltung!

Jetzt aber Schluss mit Mid-Tempo! Mit dem vorletzten Song "Monuments" müssen die Jungs ja wieder beweisen, dass sie auch anders können. Der Thrash dominiert hier und bohrt sich wie ein Presslufthammer durch meine Gehörgänge. Es gibt hier wenige Überraschungen, aber viel Treue zum Handwerk und wie erwartet, wird man auch hier nicht enttäuscht.

Was, ist schon das letzte Lied? Welches Topping vermögen MOTHER OF ALL dem Outro der Scheibe verpassen? Nun, "Pillars" ist, wie der vorletzte Song, wieder einer der schnelleren, ABER, wer hätte es gedacht, eine Nuance scheint anders zu sein. "Pillars" begibt sich nun in die Welt der freundlichen Akkorde, was sich meinem Gehör nach zu urteilen zuvor nicht manifestiert hat. Der Song scheint sogar zum größten Teil vollkommen in Dur zu sein, was sich vom üblichen Moll im Metal deutlich abhebt. "Pillars" ist ein mehr als würdiges Outro von fast 7 Minuten, in dem die Jungs aus Dänemark noch mal ihrer gesamten Kreativität freien Lauf lassen. Monumentale Soli, Geschrammel, ein Clean-Part und alles hübsch mit Geschrei verpackt, damit es trotz des fröhlichen Akkordteppichs noch immer böse klingt. Toll gemacht, ich bin überrascht und begeistert!

Fazit: MOTHER OF ALL haben mir ein Album auf das Silbertablett serviert, dass voller Magie und Überraschungen steckt, sich progressiv-thrashig anhört, toll produziert ist und nur so vor Kreativität strotzt! Musikalische Raffinesse scheint bei ihnen groß geschrieben zu werden und es wird definitiv die einzige Band in den nächsten Jahren sein, die so anders klingt als wir es gewöhnt sind. Warum 4,5 Punkte und nicht gleich die vollen 5? Harte Entscheidung das zu tun, aber mein Herz sagt mir, dass das Allbum an manchen Stellen einen Tick Clean-Gesang à la DARK TRANQUILITY vertragen könnte, um auch beim Gesang für etwas Abwechslung zu sorgen. Nichtsdesotrotz bin ich begeistert von "Global Parasitic Leviathan" und MOTHER OF ALL aus Dänemark. 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Thomas Possert (17.04.2024)

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