Icarus Witch - Songs for the Lost

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VÖ: 30.11.2007
Bandinfo: Icarus Witch
Genre: Hard Rock
Label: Cruz Del Sur
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Mit ICARUS WITCH haben die Italiener von "Cruz del Sur" eine weitere US Band in ihr Repertoire aufgenommen. Und diese Neuverpflichtung geht in eine ähnliche inhaltliche Richtung wie z.B. die bereits vor ihnen gesignten PHARAO.
ICARUS WITCH haben mit ihrer Musik (die sich in der Schnittmenge zwischen traditionellem Hard Rock und klassischem Heavy Metal der typisch amerikanischen Sorte befindet) im Underground bereits für Furore gesorgt. Wie immer findet man auch dieses Mal den Hinweis am Promozettel, wonach ICARUS WITCH "jede Trendanbiederung strikt zu vermeiden" versuchen. Dieses Mal aber darf man diese Einschätzung wirklich als relevant betrachten.

"Songs of the Lost" geht genau dort weiter, wo ICARUS WITCH auf ihren Vorgängerwerken aufgehört haben. Im zumeist gemächlichen Tempo agiert man auf eine dem guten, alten Hard Rock nahe stehenden Art. Im Gegensatz zu vielen sehr old school lastigen Hard Rock Veröffentlichungen der letzten Jahre, schaffen es ICARUS WITCH aber sowohl (im positiven Sinne) altbacken, als auch frisch zu wirken. Trotz der gänzlich unmodernen Musik bleibt die musikalische Leichenblässe also aus. Dafür mischen ICARUS WITCH eine gehörige Prise HELSTAR und auch METAL CHURCH in ihr rockiges Gebräu.

Man lausche zum Beispiel dem flotten Opener "Out for Blood": Mit einem tollen Refrain ausgestattet, beweisen die Mannen um Matthew Bizilia hier ihr Können auf eindrucksvolle Art und Weise.
Doch diese Gangart, ist nur eine von vielen auf "Songs for the Lost" zu bestaunenden Richtungen: So wird das nachfolgende "Written in the Stars" vom starken Bassspiel geprägt und wirkt im Vergleich zum Opener um einiges gemächlicher. Auch wenn der Refrain hier eventuell eine Spur zu klebrig ist, wirkt der Song (auch dank des die Struktur des Songs auflockernden Gitarrensolos) insgesamt gelungen. Mit "The Sky is Falling" folgt ein weiterer Ohrwurm. Nach einem zunächst akustischen Intro setzt sich dieser Track mit einem marschierenden Refrain fort. Ein ebenfalls akustisches Outro beendet diesen Song.
Bei "Nature of the Beast" gehen ICARUS WITCH wiederum einen anderen Weg: Riffs aus dem Rock Bereich geben zuerst den Ton an, werden aber daraufhin durch ein verlangsamtes Tempo von einer ganz anderen, weitflächigeren Atmosphäre abgelöst.
In dieser Gangart geht es weiter: Flotte Tracks wechseln sich mit relativ langsamen und teilweise fast doomigen Songs ab (man widme sich mal "House of Usher" um diesen Vergleich nachvollziehen zu können). Am Ende der Platte befindet sich mit "Smoke and Mirrors" sogar eine Ballade. Trotz der weichen Natur dieses Songs wirkt er glücklicherweise nie besonders schmalzig. Selten schaffen Rock Bands diesen Sprung von ihrer ursprünglichen Ausrichtung hin zu balladesken Klängen. ICARUS WITCH schaffen auch diese sportliche Leistung.
Zudem befindet sich auf "Songs for the Lost" ein DEF LEPPARD Cover ("Mirror Mirror") bei dem Joe Lynn Turner mit seiner Stimme aushilft.
Wirklich nötig wäre seine Aktivität allerdings nicht gewesen, da man mit Matthew Bizilia einen sehr guten Frontmann in den eigenen Reihen hat, der die rauen Passagen problemlos meistert, aber eben auch vor dramatischeren bzw. insgesamt ruhigeren Ausdrucksweisen nicht zurück schreckt.

Auch das Bassspiel des Jason Myers kann als äußerst versiert und abwechslungsreich eingestuft werden. Die Gitarrenfraktion hält sich zum Teil vornehm zurück, nur um in den wirklich aktiven Momenten den jeweiligen Song nachhaltig zu prägen.

"Songs for the Lost" sollte einen Anspieltipp wert sein: Wer auf ein kerniges Hard Rock/Classic Metal Gemisch steht und klare Refrains liebt, sollte ein Ohr riskieren. Das Songwriting haben die Amerikaner ebenfalls von der Pieke auf gelernt. Manchmal vielleicht eine Spur zu genau: Die eine oder andere zusätzliche Kante hätte nicht schaden können. Zudem wurde mancher Refrain etwas zu klebrig. Wenn man die auf "Songs for the Lost" gezeigte Leistung aber in der Zukunft noch weiter verbessern kann, steht einem Triumph dieser Band nichts mehr im Weg. Es ist schön auch im 21. Jahrhundert solch eine Musik vernehmen zu können. Ich ziehe meinen imaginären Hut vor den Herren aus Pittsburgh und gebe ihnen mit vier Punkten die verdiente hohe Punkteanzahl.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: El Greco (06.12.2007)

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