Dezperadoz - An Eye For An Eye

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VÖ: 11.04.2008
Bandinfo: Dezperadoz
Genre: Metal
Label: AFM Records
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Lineup  |  Trackliste

Was werden wir in diesen Tagen mit neuen Subgenre Bezeichnungen bombardiert, die zwar allesamt darauf abzielen neue Kategorien zu kreieren, aber im Endeffekt eben doch nur billige Effekthascherei sind. Wenn man aber den Begriff „Western Metal“ liest, und danach die Musik der DEZPERADOZ genießen darf, dann merkt man schnell, dass diese Bezeichnung ausnahmsweise keinen Schmückungsprozess mit vermeintlich neuen Federn ist. Nein, DEZPERADOZ sind wirklich einzigartig: Metal und Western/Country derart homogen miteinander zu verbinden schaffte bislang keine andere Band.

Und dennoch geht es bei der Band um Mastermind Alex Kraft inhaltlich beileibe nicht nur um Sauforgien, Büffeljagden und Duelle bei Sonnenaufgang. Dem Album „An Eye for an Eye“ liegt ein Konzept zugrunde, das harsche Kritik an religiösem Fanatismus äußert. Die Kurzversion der Geschichte: Ein junger Mann namens Hank wurde dank der Religion (bzw. der religiösen Erziehung) gehörig manipuliert, so dass der Realitätsverlust darin mündet, einen Freund im Namen Gottes zu erschießen, woraufhin der naive Hank - ebenfalls im Namen Gottes - zum Tode verurteilt wird. Im Infozettel steht ein Zitat des Chefs persönlich, das an dieser Stelle nicht vorenthalten werden soll: „Der Wahn des Glaubens, der Widerspruch der Religionen und deren Auslegung untermalt mit Gewalt und Frust ist bis heute der Aufhänger allen Übels“ (Alex Kraft)

Die musikalische Umsetzung dieser Geschichte könnte abwechslungsreicher gar nicht sein:
Man geht manchmal ziemlich heftig zur Sache (“Hate“), beweist dann wiederum das Gespür für fette Groove Riffs (“Days of Thunder“) nur um bei anderen Songs die Western Komponente stärker zu fokussieren. Vor allem “Wild Times“ und die gelungene (!!!) Westernballade “Give Up“ sind gute Beispiele dieser Verschmelzung der beiden musikalischen Welten. Wenn dann noch Tom Angelripper sein raues Organ einfließen lässt (der Herr liefert auf “Here Comes the Pain“ einen astreinen Gastbeitrag ab) werden auch die Fans der ersten Stunde frohlocken.
Die DEZPERADOZ sind sogar so mutig sich am DOORS Klassiker “Riders on the Storm“ zu versuchen und auf „25 Minutes to Go“ dem Man in Black eine Huldigung entgegen zu bringen. Beide Experimente kann man als gelungen ansehen.

Und doch gibt’s einen Kritikpunkt, den man an dieser Stelle erwähnen sollte:
Während ich nach dem tollen “May Heaven Strike Me Down“ schon fast die Höchstnote purzeln sah, folgte mit “When the Circus Comes to Town“ der eindeutige Tiefpunkt. Dieses Experiment nämlich geht nicht nur in die Hose, sondern zerstört den eigentlich sehr guten Gesamteindruck. Ist der eine oder andere Track eventuell nicht ganz das Gelbe vom Ei (z.B. ist mir “Wild Bunch“ eine Spur zu aufdringlich), so gibt es doch nur diesen Totalausfall zu vermerken.
Was bleibt ist ein äußerst gelungenes, unterhaltsames, abwechslungsreiches und originelles Album mit kleinen Schönheitsfehlern. “An Eye For an Eye“ sollte dennoch unbedingt angetestet werden! Auch wenn man danach den Drang verspürt, sich einen Cowboyhut und eine Flasche Whiskey zu kaufen



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: El Greco (16.04.2008)

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