Staind - The Illusion of Progress

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VÖ: 05.09.2008
Bandinfo: Staind
Genre: Alternative Rock
Label: Roadrunner Records
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Lineup  |  Trackliste

STAIND wurden zu Beginn ihrer Karriere – fälschlicherweise – in den damals aufblühenden Nu Metal Sektor gezwängt, wenngleich ihre Musik mit LIMP BIZKIT (ja, ich kenne die “Outside“-Version mit Herrn Durst), KORN oder LINKIN PARK viel weniger zu tun hat als mit melancholischem Grunge.
Während zu Beginn der Karriere dabei aggressive Stimmungen und groovige Riffs (die jene Zuordnung wohl mitverursachten) als musikalische Eckpfeiler fungierten, wurden STAIND im Laufe der Zeit kommerzieller, ruhiger und eben auch erwachsener.

“The Progress of Illusion“ hätte dabei zunächst ein hartes Album werden sollen, das dem Mainstream die Faust entgegen streckt und sich in die eigene Vergangenheit zurück bewegt.
Doch daraus wurde rein gar nix: “The Progress of Illusion“ ist ein durchwegs kommerzielles Rockalbum geworden, das STAIND’s Vergangenheit schnell vergessen lässt.
So verbittert wie in seinen Anfangstagen scheint Aaron Lewis nicht mehr zu sein. Also warum sollte er so tun als ob? Da STAIND nie Metal Heroen erster Güte waren und dies wohl auch nie sein wollten, ist die Frage nach der Glaubwürdigkeit im ohnehin von kommerziellen Strukturen durchzogenen Rock Sektor irrelevanter als sonst irgendwo.

Die Qualität des Songmaterials sollte die entscheidende Komponente in diesem Kontext sein. Und eben jene ist – wie immer bei STAIND – keineswegs schlecht, wenngleich der letzte Funke an Genialität auf diesem Album fehlt. So wird der Hörer mit zumeist recht eingängigen, sich an den Geschmack des Hörers anschmiegenden Rocksongs konfrontiert, die immer etwas verträumt wirken und sich zumeist in gemächlichen Tempi oder semi-balladesken Strukturen entwickeln. Der Opener “This Is It“ oder das darauf folgende “The Way I Am” sind Beispiele dafür. Etwas ungewöhnlicher – wie z.B. bei Lewis’ Lieblingstrack “Pardon Me“, der etwas bluesiger klingt als der Rest des Songmaterials – geht man dabei selten vor. Man vertraut zumeist auf die bekannte STAINDsche Formel und geht kaum Risiken ein. Richtig poppig wird’s dann bei dem überraschend positiv klingenden “All I Want“ oder dem mit Chören versehenen “The Corner“. Am besten gefallen mir STAIND – ich wage dies kaum zu sagen, da dieses Urteil für den subjektiven Geschmack des Rezensenten sehr ungewöhnlich zu sein scheint – bei den (Halb-)Balladen, da Aaron Lewis dabei seine gesamte stimmliche Bandbreite präsentieren kann. Dementsprechend ist “Tangled Up in You“ einer der Höhepunkte des Albums.

Leider fehlt an manchen Stellen die letzte Würze um ein tolles Album vorzulegen. Dies liegt vor allem an der biederen Instrumentalfraktion, die – Dienst nach Vorschrift vorlegend – niemals an Lewis’ Niveau herankommt. Fans des melancholisch angehauchten Radiorocks werden dennoch ihre Freude mit dem Album haben, da eingängige Refrains in diesem Bereich ohnehin wichtiger gewertet werden als instrumentale Meisterleistungen.
Als Bonus gibt es – erstaunlicherweise auch in der unverfälschten Promo Version – noch Live Versionen von “It’s Been A While“ und “Schizophrenic Conversations“ zu bestaunen.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: El Greco (23.09.2008)

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