Devin Townsend Project - Ki

Artikel-Bild
VÖ: 22.05.2009
Bandinfo: DEVIN TOWNSEND PROJECT
Genre: Progressive Rock
Label: Inside Out Music
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Genie und Wahnsinn waren immer schon die engsten Verwandten von DEVIN TOWNSEND. Egal ob auf eigenen Projekten, wie STRAPPING YOUNG LAD oder der DEVIN TOWNSEND BAND oder bei Beteiligungen an anderen (Groß)Projekten, wie etwa bei STEVE VAI oder AYREON. Was HevyDevi in der Vergangenheit anfasste wurde meist geliebt, machmal gehasst, jedoch fast immer zumindest beachtet. Daß die bei "Ziltoid The Omniscient" besungene Koffeinsucht nicht die einzige Droge war, der Townsend in den vergangenen Monaten abgeschworen hatte, bleibt weitgehend unbestätigt, darf aber als gewiß angenommen werden. Reduziert auf ein Mindestmaß - ja sogar befreit vom typischen XL-Vollaufdiezwölf-Breitwandsound - präsentiert sich das wahnsinnige Genie nun auf dem ersten Teil einer aus vier geplanten Alben bestehenden Reihe, die von jeweils einer anderen Begleitband eingespielt werden soll, praktisch unplugged... nun ja, beinahe unplugged.

Nach dem stimmungsvollen Intro "A Monday" folgt bereits die Erklärung, was Townsend meinte, als er sagte, es sei eine Herausforderung, Nummern zu schreiben, in denen er nichts beweisen müsse: "Coast". Eine entspannte (Prog) Rock/Ambient-Komposition, die sich zwar kontinuierlich auf einen sanften Höhepunkt hinarbeitet, jedoch nie völlig ausbricht. In die gleiche Kerbe werden später weitere Songs schlagen, wie zum Beispiel das zerbrechliche "Terminal" oder "Winter" ... wobei "schlagen" der falsche Begriff ist, "schmeicheln" trifft es passender. Dazwischen kann der Townsend halt doch nicht aus seiner Haut heraus, und so sind Tracks, wie "Disruptr" oder "Gato" zwar alles andere als typische Townsend-Kompositionen, wurden vom Meister jedoch mit kleinen Widerbosten ausgestattet, die gegen das "Liebsein" der meisten übrigen Tracks erfolgreich rebellieren. Am stärksten ist diese schizophrene Ader bei "Heaven Send" zu spüren, das auch auf einer Veröffentlichung der DEVIN TOWNSEND BAND nicht unpassend aufgefallen wäre.

"Ki" ist eine höchst zwiespältige Angelegenheit. Mit einer Handvoll Kompositionen beweist Townsend, was man bisher auf weiten Strecken nur vermuten konnte: in ihm schlummert großes Potential abseits des Rasens und des Wütens. Falls es allerdings das Ziel von "Ki" war, mit dieser Reduktion auf das Wesentliche leichte Kost im Sinne von einfacher Zugänglichkeit zu erschaffen, so geht die Rechnung nicht auf - "Ki" ist eine der am schwersten verdaubaren Platten, die Townsend bisher produziert hat. Sie hat große Momente, die man nicht verpassen sollte. Doch die muß man erst mühsam herauspicken.

Gespannt darf man auf jeden Fall sein, wie sich das DEVIN TOWNSEND PROJEKT weiterentwicklen wird, da die Begleitmusiker auf allen Alben variieren werden. Dadurch wird es zwangsläufig zu den unterschiedlichsten Facetten kommen, wodurch eine Einzelbeurteilung der Werke vermutlich schwer aus dem Kontext gerissen wird. Zugleich ergibt sich daraus natürlich auch eine ans Unmögliche grenzende Wahrscheinlichkeit, daß diese Stücke jemals live aufgeführt werden. Doch das ist ohnehin noch nie der eigentliche Sinn und Zweck der Werke von HevyDevi gewesen, und schon gar nicht von "Ki".



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: adl (22.06.2009)

ANZEIGE
ANZEIGE