Slayer - World Painted Blood

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VÖ: 30.10.2009
Bandinfo: Slayer
Genre: Thrash Metal
Label: Sony BMG
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

„World Painted Blood“ sei eines der spontansten, der auch erfrischendsten SLAYER Beiträge seit langem, wollte uns die Kapelle im Vorfeld der Veröffentlichung weismachen. Begründet wurde die These auf den Umstand, dass zu einem gewissen Teil das Kollektiv zurückgekehrt ist. Schön und gut: Lombardo scheint mittlerweile wieder fest in der Band verankert und große Teile der Songs wurden im Studio zusammen ausgearbeitet. Für mich weit interessanter, im Gegensatz zum „Christ Illusion“ Album (2006) hat sich Jeff Hanneman wieder vermehrt in das Songwriting eingebracht und diesmal sogar 6:5 gegen Gitarren Urvieh Kerry King gewonnen; bei „„Christ Illusion“ hatte King noch einen Großteil des Materials im Alleingang komponiert – übrigens bei „Christ Illusion“ ging das Duell mit 7:3 zu Ungunsten von Hanneman aus ;-)

Mehr Jeff Hanneman heißt natürlich auch ein Mehr an HC/Punk Einflüssen, diese offenbaren das schon 2008 im Liveprogramm erprobte „Psyhocpathy Red“, sowie die Kurzvernichtung „Unit 731“. „Snuff“ – eine weitere Kurzvernichtung – übertrifft sich hauptsächlich mit seinem herausragenden „Killing is my future, Murder is my future“, welches stante pede in eines dieser wohlbekannten King/Hanneman/Hanneman/King Irrsinnssoli übergeht! „Beauty Through Order“, welches man mit leichten Augenzwinkern auch als „South Of Heaven“ Part II abtun könnte, bei näherer Betrachtung entpuppt sich aber gerade dieser Track ob seiner beklemmenden Grundstimmung, der dann doch variablen Tempi, einem richtigen Vulkanausbruch zu Ende und einem bei Zeiten richtig zahm agierenden Tom Araya als einer der absoluten Highlights des neuen SLAYER Silberlings!

„Hate Worldwide“, eine King’sche Hasstirade, spaltet definitiv Schädel, auch weil textlich hier (wieder mal) die volle Breitseite gefahren wird („I spread a little Hate Worldwide!“) und auch das gleich drauf folgende „Public Display of Dismemberment“ lässt keine Ruhepause zu – wieder einmal eine typische Kerry King Komposition, die beißt, zwickt, unangenehm ist und in der bekannten Art Aggressivität und Aggression fördert… kennen wir von zig anderen SLAYER Nummern schon, bemerkenswert, dass gerade in den Soloparts das Tempo merklich gedrosselt wurde. Durchatmen ist dann bei „Human Strain“ angesagt, der Beginn mit leichten „Seasons in the Abyss“ Reminiszenzen, in weiterer Folge setzt Tom Araya gar auf Spoken Words um diesem eher getragenen Song noch mehr an Reiz und Experimentierfreudigkeit zu kredenzen. „Americon“ beweist dann, dass auch Kerry King neben all den Bollersongs so richtige Groovegetiere zu erschaffen in der Lage ist. Der nächste Hanneman nennt sich „Playing with Dolls“, fängt verhalten an, mit schrägem Riffing, welches lediglich von Arayas Stimme mitgetragen wird, noch so ein Beitrag, der „South Of Heaven“ Kompatibel bis zum Quadrat ist und dadurch natürlich ein Leckerli vor dem Deibel… Entlassen werden wir von Kerry King und „Not of This God“, schnell, böse, noch böser die Lyrics, hätte gut auf „Reign in Blood“ gepasst der Rausschmeißer.

Fehlt noch einer oder? Richtig! Der Titeltrack und Albumopener, gehört gesondert verehrt, gehuldigt, emporgehoben – nicht nur, weil SLAYER einmal mehr eines ihrer berühmten Intros miteingebaut haben, weil Dave Lombardo zu Beginn neuerlich unter Beweis stellt, dass SLAYER in nötig haben wie einen Bissen Brot, nein, auch weil der verspielte ungemein abwechslungsreiche Beitrag (dauert für SLAYER schon monumentale sechs Minuten!) den wohl besten SLAYER Refrain des neuen Jahrtausends aufzuweisen hat und gerade die Bridges geiler nicht hätten ausfallen können! Schon jetzt ein Klassiker und hoffentlich auch der Opening Track bei der anstehenden Tour!

„World Painted Blood“ ist homogener als „Christ Illusion“, zwar eine Spur berechnender, dafür von der Totalen betrachtet tiefgründiger, die kollektive Herangehensweise hat doch einiges an Frische in die Band gespült. Als langjähriger Fanat und bekennender Fan von des Hanneman’s Kompositionen geradezu eine Wohltat und es wäre ein Frevel schlechthin, diesem Album auch nur einen Mikropunkt weniger zu geben als „Christ Illusion“ bekommen hat (welches heute mit etwas Abstand durchaus eine Spur überbewertet wurde – zugegeben!). Der Die-Hard Fan darf gerne auf Höchstpunktezahl aufrunden, jene, die mit SLAYER weniger anfangen können sollen Pi mal Daumen abziehen, ändert aber alles nichts an der Tatsache, dass „World Painted Blood“ und dadurch auch SLAYER wohl seit „Seasons in the Abyss“ nicht mehr so ausdrucksvoll und einmütig geklungen haben!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Reini (27.10.2009)

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