KINGDOM COME - Rendered Waters

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VÖ: 25.03.2011
Bandinfo: KINGDOM COME
Genre: Hard Rock
Label: SPV / Steamhammer
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Lineup  |  Trackliste

Zu Beginn ihrer Karriere wurden KINGDOM COME immer als LED ZEPPELIN-Abklatsch dargestellt, obwohl Lenny Wolf sich von Kopier-Vorwürfen immer strikt distanzierte. Auch heute, knapp 23 Jahre später, kann man diese "Vorwürfe" von anno dazumal noch irgendwo nachvollziehen - denn die Zep-Vibes sind nach wie vor erhalten geblieben. KINGDOM COME sind heute (trotz unzähliger Personalwechsel) aber zu einer eigenen Trademark deutsch-amerikanischen Hardrocks geworden.

Der Verfasser dieser Zeilen ist bereits 1988 dem Charme von Songs wie "Get It On" (leider hier nicht zu finden...) erlegen, hat die Herrschaften aber nach "Hands Of Time" dank der alles überrollenden Death-Metal-Welle aus den Augen verloren. "Rendered Waters" ist keine Best-Of-Sammlung, keine Aufarbeitung längst vergangener Zeiten, und auch kein Versuch, altes Liedgut in die Neuzeit rüber zu retten. Es ist einfach der professionelle Anspruch von Mr. Wolf, einigen Uralt-Tracks der ersten drei Alben einen modernen Anstrich zu verpassen. Denn genau so spielen KINGDOM COME ihre Klassiker heute - weitab jeder Eighties-Nostalgie und mit in etwa doppelt so viel Druck und Pfeffer im Arsch wie anno dazumal.

Dass sich unter elf Songs drei brandneue Tracks befinden, ist Programm, und soll als Überleitung zum nächsten Album dienen. Aber: komischerweise können die neuen Stücke mit den überarbeiteten Versionen verstaubt geglaubter Klassiker nicht im Ansatz mithalten! "Can't Deny" , " "The Wind" und vor allem "Should I" stehen hier in derart göttlichen Versionen zur Verfügung, dass alles andere rundherum zu schierem Nonsense verblasst. "Pushing Hard" wurde fast eins zu eins übernommen, und das entspannte "Seventeen" vom Debutalbum kommt richtig aufgefettet und atmosphärisch daher.

Überhaupt konnte das um den Drummer Nader Rahy angereicherte Quartett die alten Stücke mit voll optimalem Sound versehen, und was in den Anfangstagen noch eighties-like mit Synthies aufgepeppt wurde, erstrahlt nun in völlig neuem Glanz: mit saftigen, röhrenden Gitarren, groovenden Basslines und druckvollem Drumming. Somit ergibt sich fast ein eigenständiges Album, das die Original-Versionen zwar in Ehren hält, aber irgendwo fast vergessen lässt.

Trotz gefühlten achtzig Besetzungswechseln hat Lenny Wolf immer eines im Auge behalten: das gute Lied, das catchy ist und zeitlos - "Rendered Waters" strotzt nur so vor Beispielen, dass man einen Song mit ganz wenig Mitteln ganz viel verändern kann - und er trotzdem ein und der selbe Song bleibt. Hier wurde nicht einfach blind im Nachlass gewildert, sondern mit viel Feingefühl und Zeitgeist aufpoliert. Resultat: ein geiles, fettes Hardrock-Album ohne nennenswerten Aussetzer.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (17.03.2011)

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