Leprous - Bilateral

Wie begeht man das 10-jährige Bandjubiläum besser als mit einer neuen Platte? Die norwegische Progressive-Hoffnung LEPROUS tut genau das – ob geplant oder nicht, ist an dieser Stelle ja relativ egal. „Bilateral“ soll das neueste Werk heißen, und wie gewohnt schert sich das Quintett um Sänger Einar Solberg auch Anno 2011 wenig um jegliche Genre-Konventionen. Das aber umso überzeugender.

Dabei sind LEPROUS eine der wenigen Bands – wenn nicht sogar die einzige – bei der sich die in Promozetteln und Interviews vollmundig erwähnten musikalischen Einflüsse tatsächlich im eigenen Material niederschlagen. Die Palette reicht dabei ganz besonders weit, grob vereinfacht oszilliert man aber zwischen DEVIN TOWNSEND, OPETH und PORCUPINE TREE. Dennoch gelingt den Norwegern das Kunststück, keine Sekunde wie ein Abklatsch zu klingen – dafür ist die eigene Identität viel zu stark ausgeprägt.

Wie professionell das Quintett dabei vorgeht, zeigt sich auch an der Tatsache, dass „Bilateral“ zwar technisch mitunter höchst anspruchsvoll daherkommt, aber beim Hören nie anstrengend wird. Natürlich kommt LEPROUS hier das Mixing und Mastering von Jens Bogren (dessen Credentials unter anderem KATATONIA, SYMPHONY X sowie die eingangs erwähnten OPETH umfassen) entgegen, der der Band den ausgewogenen und vielschichtigen Sound verpasst hat, der für die Entfaltung der Songs notwendig ist. Meiner Meinung nach dürften LEPROUS wesentlich öfter im Death Metal wildern, aber das ist im Grunde auch schon alles, was an „Bilateral“ zu kritisieren ist.

Soll heißen: Aufgeschlossene Gemüter und/oder Progressive-Fanatiker (wobei die Schnittmenge zwischen beiden ohnehin ziemlich groß sein dürfte) bekommen mit „Bilateral“ ein Rundum-Sorglospaket für den Sommer vorgelegt. Die Attraktivität der Scheibe geht aber weit über einzelne Genres hinaus, weshalb man als ernstzunehmendeR MetallerIn auf jeden Fall ein oder zwei Ohren riskieren sollte.