Dream Theater - A Dramatic Turn Of Events

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VÖ: 09.09.2011
Bandinfo: DREAM THEATER
Genre: Progressive Metal
Label: Roadrunner Records
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Lineup  |  Trackliste

Schon irgendwie seltsam: obwohl Mike Portnoy aus dem Spiel ist, drehen sich zum Thema des neuesten DREAM THEATER-Wurfs dennoch die wichtigsten Fragen in erster Linie um ihn. Wie wird sich sein Abgang auf den Sound auswirken? Auf das Songwriting? Auf das gesamte Bandgefüge? Und überhaupt: DREAM THEATER ohne Mike Portnoy, ja geht denn das überhaupt?

Zumindest die letzte Frage wurde bereits auf der Sommertour beantwortet, und zwar mit einem entscheidungsfreudigen Jein: da hatte die Band neben deutlich mehr Platz (nicht, daß Mike Mangini ein kleines Set spielen würde - aber seines nimmt immerhin nur 1/3 der Bühne ein) auch spürbar mehr Freiheiten auf der Bühne. Da wurde plötzlich wieder untereinander kommuniziert und das zuletzt etwas verlorengegangene Gefühl, dass hier fünf Freunde in einer Band spielen, stellte sich auf wundersame Weise wieder ein. Andrerseits dürften sich mit Portnoy zugleich auch die eher aggressiv ausgerichteten Nummern der letzten Alben aus den Live-Setlisten verabschieden - nicht zuletzt auch deshalb, weil die passenden Backingvocals größtenteils von Portnoy selbst stammten. Darüber hinaus hatte Mike Portnoy mit seinem "Monster" stets einen enormen Anteil an der visuellen Show von DREAM THEATER. Kein Nachteil ohne Vorteil, kein Vorteil ohne Nachteil.

Immerhin spürt man genau diese zuvor angesprochene neu gewonnene Harmonie auch auf "A Dramatic Turn Of Events" - der Titel hat laut Jordan Rudess übrigens nicht das Geringste mit dem Abgang eines gewissen Schlagzeugers zu tun. Man merkt, dass dieses Album von einer Band eingespielt wurde, deren Protagonisten zumindest mehr oder weniger gleichberechtigt sind. Am Deutlichsten macht sich diese Veränderung im Sound bemerkbar: wenn Portnoy seine Finger nicht am Mischpult hat, ist plötzlich wieder eine Gleichgewichtung der Instrumente zu erkennen. Oder anders gesagt: Mike Mangini poltert technisch ebenso versiert durch die Songs, wie sein Vorgänger. Allerdings um einige Dezibel zurückhaltender.

Insgesamt schafft "A Dramatic Turn Of Events" das Kunststück, an DREAM THEATER der Neunziger zu erinnern und zugleich die einzig logische Fortsetzung von "Systematic Chaos" zu sein. Durch den Wegfall der aggressiveren Elemente und der dadurch speziell für James LaBrie entstandenen Freiräume fühlen sich die Songs ein klein wenig wie zu Zeiten vor "Metropolis Part 2, Scenes From A Memory" an. Auffallend ist, dass es diesmal noch etwas länger als gewohnt dauert, bis sich die einzelnen Songs voll entfalten können. Doch der anfänglichen Enttäuschung über ein befürchtetes Nachlassen des songwriterischen Qualitätslevels folgt schon nach einige Durchläufen die erlösende Entwarnung. Speziell das abwechslungsreiche "Lost Not Forgotten" dürfte sich nachhaltig in die Liste der ganz großen Songs der Band einreihen. Generell wird "A Dramatic Turn Of Events" trotzdem als eher ruhiges Album (vergleichbar mit dem etwas unterbewerteten "Falling Into Infinity") in die DREAM THEATER History eingehen. Mit "This Is The Life", "Far From Heaven" und "Beneath The Surface" gibt es gleich drei balladeske Nummern.

Man darf gespannt sein, wohin die Reise geht. Besonders interessant wird wohl die Entwicklung erst mit dem nächsten Album, wenn sich der äußerst sympathische Mike Mangini auch aktiv am Songwriting beteiligen kann. So ist "A Dramatic Turn Of Events" nicht ganz so dramatisch wie es der Titel erwarten lässt, markiert aber einen Besonderen Knackpunkt in der Bandgeschichte. Und die Frage, wie "gut" oder "schlecht" eine Platte ist, lässt sich bei DREAM THEATER ohnehin kaum objektiv beantworten.




Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: adl (08.09.2011)

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