THE MAN-EATING TREE - Harvest

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VÖ: 28.11.2011
Bandinfo: THE MAN-EATING TREE
Genre: Dark Rock
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste

Finnland, die Heimat der gepflegten Melancholie. THE MAN-EATING TREE könnten so gesehen auch aus keinem anderen Land der Erde kommen, und das ist gut so. Die Kooperation der ehemaligen FALL OF THE LEAFE-, POISONBLACK- und SENTENCED-Musiker erweist sich auch auf dem zweiten Album als äußerst fruchtbar und kreativ. Schon der Erstling "Vine" aus dem Vorjahr trieb uns ja die Gänsehaut über den Körper und eine wunderschöne Melodie jagte die andere.

Auch auf "Harvest" gehen die Finnen ähnlich vor, scheinen ihr Grundrezept in der Formel "erst ruhige Strophe, dann Breitwand-Refrain" fest zementieren zu wollen. Und das Konzept geht einmal mehr auf, denn in zehn wunderschönen, melancholisch-harten Klangmonumenten manifestiert sich hier die große Kunst des fortgeschrittenen Songwritings. Zwar schippern auch Bands wie KATATONIA oder GHOST BRIGADE im selben Fahrwasser wie die mittlerweile zum Sextett angewachsene Combo aus dem beschaulichen Oulu, aber hier wird mit so viel Gefühl für die Balance zwischen hart und weich zu Werke geschritten, dass man im Vergleich mit dem Debüt fast schon von einer zweihundertprozentigen Steigerung reden kann.

Songs wie die relativ harschen "Code Of Surrender" und "Down To The Color Of The Eye" hätten auf "Vine" so noch nicht funktioniert, vielleicht auch aus dem Grund, weil der Band da noch die nötige Konsequenz fehlte, sich ihrem ureigenen Stil auch fest zu verschreiben. Das zu Tränen rührende "At The Green Country Chapel", die großartig inszenierte Single "Armed" (mit ebenso großartigem Video) oder das sich langsam dahinschleppende Opus "Exhaled" schaffen den Spagat zwischen ganz großem Gefühlskino und geradlinigem, bodenständigen Dunkelrock ebenso wie die restlichen Tracks, von denen alle in etwa auf demselben hohen Niveau angesiedelt sind.

Tuomas Tuominens Organ ist immer noch eines der angenehmsten im gesamten Genre und trägt die meisten der Songs, gottlob ließ sich die Band aber nicht wie so viele Kollegen zu unkontrollierten Growls zum Drüberstreuen hinreißen. Das beschert uns im ausklingenden Jahr noch schnell einen Meilenstein nordischer Musik, und ich bin mir sicher, THE MAN-EATING TREE können in naher Zukunft selbst das noch toppen. Ergötzt euch aber erst mal an diesem wunderbar überirdischen Album, taucht in Gefühlswelten ein, die ihr so noch nicht kanntet oder weint einfach mal zwischendurch zu solch Perlen wie "Like Mute Companions".



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (22.12.2011)

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