Crimson Cult - Tales Of Doom

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VÖ: 23.03.2012
Bandinfo: Crimson Cult
Genre: Metal
Label: Pure Legend Records
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Lineup  |  Trackliste

"Auferstanden aus Ruinen, und der Zukunft zugewandt...", so der Beginn der Hymne eines nicht mehr existenten osteuropäischen Staates.
Warum, mag sich der Leser fragen, beginne ich hier mit zeitgeschichtlichen Zitaten?
Ganz einfach, es handelt sich bei "Tales Of Doom" um das zweite Werk der aus den Resten von STYGMA IV/STIGMATA/BIG HEAT entstandenen Metaller CRIMSON CULT. Günter Maier (git.) und Alexander Hilzensauer (bs.) haben sich Walter Stüfer (Gesang) und Peter „Beda“ Bachmayer (Drums) geschnappt und mit ihnen diese Band gegründet und hier ein Werk vorgelegt, welches locker internationale Klasse hat und mit einigen absoluten Hits aufwarten kann.

Schon der Opener "State Of Fear" offenbart die Klasse der Band. Superbe Musiker und ein fantastischer Sänger. Walter Stüfer mit seiner rauen, bisweilen hohen Stimme hat ein unglaubliches Spektrum und liefert eine sensationelle Leistung ab.
Ein wenig thrashig geht es rund im ersten Track, mit einer originellen Gesangsleistung in der Strophe und einem soliden Refrain. Auch der Gesamtsound ist gelungen, lehnt sich sehr in Richtung Livesound. Dazu ein sehr schönes Melody-Solo und die ersten drei Heimpunkte sind eingefahren.
Das erste ganz große Highlight kommt mit Song Nummer zwei, einem straighten Rocker, bei dem Walter Stüfer durchgehend brilliert. Vor allem der Chorus ist fantastisch und hängt mir jetzt schon einige Tag in den Ohren. So schön kann klassischer, geradliniger Heavy Metal sein.

Wieder deftiger wird’s mit dem leicht angeproggten "Institution Christ", welches, mich deucht, leicht religionskritischen Inhalt transportiert und ein wenig länger braucht, um sich festzusetzen. Dennoch ein mehr als gutklassiger Track, der in der Mitte wieder ein wenig in ProgMetal-Gefilden wütet und sich, wie schon auch die Tracks davor, ein herzzerreißend schönes Solo gönnt.

Mit "Coshinja" haben wir den zweiten Überhit des Albums. Walter Stüfer zeigt sein gesamtes Spektrum, vom verhaltenen Beginn bis hin zum kraftvollen Chorus. Sensationell! Schön heavy im Refrain und mit stimmigen Keyboards unterlegt. Leider hab ich - wieder einmal - keine Texte vorliegen, denn das lyrische Konzept zu diesem Song dürfte ein recht garstiges sein...

Song Nummer fünf, "The Long Way Home", ist das Centerpiece, der Nukleus des Albums. Neun Minuten, die alles hergeben was CRIMSON CULT bedeutet. Der sphärische Beginn, die dann verhaltene, fragile Melodie die schließlich in den entspannten Chorus mündet. Die Strophe an sich wird von Walter souverän, wie nicht anders zu erwarten, getragen. Dann wird dieses neun Minuten lange Song-Monster progressiv. Nicht auf Teufel komm raus, sondern mit kleinen Splittern hier und dort, immer wieder schöne Leads dazwischen, ein härterer Mittelteil mit Gesang und weiter geht’s mit dem thrashigen Aspekt der Nummer. Eine schlichtweg atemberaubende Nummer die keine Sekunde zu lang ist. Und der schöne PINK FLOYD-Touch gegen Ende des Songs passt dann auch noch wunderbar dazu. Sensationell!

"Warrior Son" - eine Hommage an BLACK SABBATH. Das eröffnende Riff haut einen ohne Vorwarnung an die Wand. Auch die Gesangsmelodie könnte vom viel zu früh verstorbenen RONNIE JAMES DIO kommen. Aber obacht: Das ist keine Blaupause, keine Kopie. Hier wird mit Versatzstücken aus der zweiten BLACK SABBATH-Phase gespielt und daraus ein toller Song gemacht. Jedes einzelne Instrument könnte vom Mark 2-Line Up der Birminghamer Metalerfinder kommen, hört euch nur das Schlagzeug an, allein dieses ist ein Vinny Appice-Tribut. Ach ja, super Chorus - wieder mal...

Track sieben, "On The Edge", beginnt mit Akustikgitarre und Gesang und geht mit etwas Pathos schwanger. Nicht unbedingt DAS Highlight des Albums, aber die Nummer dürfte, und das meine ich ernst, live ziemlich gut kommen. Powerballade ist wohl die am besten geeignete Umschreibung.

Mit "Second Life" kommt der kürzeste Song recht zügig aus den Startblöcken und bietet Power Metal in Reinkultur. Power Metal der 80er Sorte, wie er einst in Kalifornien zelebriert wurde (RAZOR X oder M.A.R.S. PROJECT). Schönes Solo, schönes Lied.

Das "Crimson Empire" beginnt wieder etwas heavier, schwerer, düsterer. Auch der Gesang ringt mit der etwas sperrigen Melodie, die sehr in Progressive Metal-Gefilde hineinreicht. Der Chorus wird etwas leicht und bleibt da schon eher im Gedächtnis.

"The Inquisition" beendet diesen Monolithen eines Albums und geht noch mal ganz derb in die Prog-Richtung, bleibt instrumental und macht, obschon bisweilen eher unhandlich, viel Spaß und entlässt den Hörer mit einem weiteren Höhepunkt aus dem Album.

Ein sensationelles Album, das alles, was guten Metal ausmacht, in sich vereint. Diese Band verdient es, gehört zu werden. Zehn Songs, kein Ausfall und einige Überhits, so wird man nur selten von Veröffentlichungen verwöhnt und noch seltener von österreichischen Bands.

Fazit? Kaufen! Sofort!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (11.03.2012)

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