ODDLAND - The Treachery Of Senses

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VÖ: 27.04.2012
Bandinfo: ODDLAND
Genre: Progressive Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste

Was es nicht alles gibt, in Finnland. "Suomi Metal Star" heißt da wohl ein Programmformat. Und in selbigem reüssierten die Herrschaften von ODDLAND, worauf dann auch noch ein Kontrakt mit Century Media zur Unterzeichnung anstand. Ob Ersteres das Zweite leichter machte oder gar der Preis für das Gewinnen des Wettbewerbs war, weiß ich ganz einfach nicht. Es ist nun mal so.

Und es ist gut so.
Für ein Debüt ist das Album dieser jungen finnischen Band schon beinahe übertrieben gut und vermag gleich anfangs massiv zu überraschen.
Der leicht djentige Touch verheißt einerseits großes Kino im Bezug auf die musikalischen Fähigkeiten, andererseits befürchtete ich die im Genre so üblichen core-igen Vocals, die so gerne bei so vielen Bands alles niederbrüllen.
Was kommt ist allerdings der raue, melodische und bisweilen beinahe zerbrechliche Gesang von Sakari Ojanen, der seine für diese Musik völlig untypischen Vocals die oftmals sperrigen Songs zu wirklichen, melodischen Perlen macht.
Schon beim ersten Song mündet das in einem großen Refrain, der sofort hängen bleibt aber dennoch genügend Tiefgang besitzt, um auch beim wiederholten Male noch zum Mitsingen/Pfeifen/Summen anzuregen.

Zurück zum Instrumentalen. Wie schon gesagt gibt es leichte Djent-Anteile und man bewegt sich generell auf sehr hohem Niveau. Viel Polyrhythmik und Platz für jedes Instrument, um sich frei bewegen zu können. Für einen Newcomer (um einen schön zerkauten Begriff zu verwenden) schon unheimlich ist das musikalische Schaffen.

Jeder Song besticht durch diesen Mix aus dem reinen technischen Können und den Vocals, die auch auf technischste Parts noch einen großen Refrain oder eine beinahe zerbrechliche Strophe legen und damit alles zusammenhalten und zu Songs machen, die eine anständige Halbwertszeit versprechen. Wobei natürlich auch die rein instrumentalen Parts auch durch das technische Können zu begeistern wissen. Hier sei der sehr schräge Schlusspart des zweiten Songs "Flooding Light" exemplarisch genannt, oder der beinahe an Barjazz erinnernde Anfang des Hits "Aisle Of Array".
Genau dieser Song steht ohnedies als Paradebeispiel und als Anspieltipp für das gesamte Album, zeigt er doch die musikalischen Standards in Verbindung mit einem Monsterrefrain, wobei ich hier beinahe jeden Song nennen könnte. Schon im folgenden, fünften Song gibt es wieder sehr schräge Instrumentalparts gefolgt von einem Refrain, der schon beinahe als catchy zu bezeichnen ist.

Alle Songs bewegen sich im und um den Fünf-Minuten-Bereich mit Ausnahme des letzten Stückes, "Ire", welches mit über acht Minuten noch einmal alle Register zieht (heute ist scheinbar Tag der Phrasendrescherei...) und den musikalischen Wahnwitz noch einmal mit Hr. Ojanens fantastischer Stimme verbindet.

Es ist in diesen Tagen, auch im so genannten Prog-Bereich, nahezu unmöglich, etwas Neues zu erschaffen, aber mit diesem Erstlingswerk haben sich ODDLAND locker schon in ihren Anfangstagen ihre eigene Nische geschaffen.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (03.05.2012)

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