FINSTERFORST - Rastlos

Artikel-Bild
VÖ: 23.11.2012
Bandinfo: FINSTERFORST
Genre: Pagan Metal
Label: Napalm Records
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Im Pagan-Bereich ist momentan kein erster Platz mehr zu holen, auch nicht in jenem Subgenre, das sich gerne das Attribut "Black" auf die Fahnen schreibt. Dass FINSTERFORST einen schnuckeligen Namen haben, ihr drittes Werk (und in diesem Falle trifft "Werk" echt den Nagel auf den Kopf!) mit einem genretypischen "Krieger-blickt-auf-archaisch-schöne -Landschaft"-Cover behübschen, die Texte in Deutsch halten und auch musikalisch nicht wirklich erwähnenswert vom Pagan-Pfad abweichen, mag klischeehaft erscheinen, ergibt bei der siebenköpfigen Schwarzwald-Combo aber durchaus Sinn. So man sich mit diesem Werk eben genügend auseinender setzt - denn mit einmal schnell drüberhorchen ist's hier nicht getan. Mich selbst hat das Teil etwa drei Wochen in verschiedenen CD-Playern begleitet und dabei nichts von seinem Charme eingebüßt. Ein Fakt, der schon mal sehr für "Rastlos" spricht.

Natürlich ist eine gewisse Geduld, ein Hang zu langatmigen Stücken und ein etwas unbedarfter (weil ironisch-lakonischer) Zugang zur Materie vonnöten, um FINSTERFORST nicht gleich wieder den Stempel "Danke, hatten wir alles schon mal" aufzudrücken. Die Texte mögen dem durchschnittlich gebildeten Metaller vielleicht kindisch oder gar dämlich erscheinen, aber da man das meiste ohne Zuhilfenahme des Booklets eh nicht versteht, ist hier nicht wirklich viel verhaut. Musikalisch reihen sich die selbsternannten Könige des "Black Forest Metal" (geil, oder?) in eine Prozession mit Bands wie EINHERJER oder MOONSORROW, an die hier viele Parts erinnern, allerdings mit ein bisschen weniger Schwarzmetall als Basis. Auch das von FINSTERFORST des Öfteren verwendete Akkordeon mag manchmal vielleicht fehl am Platz wirken - wenn es, so wie hier, nur ab und zu einmal auftaucht, dient es der Auflockerung der endlosen Songs trotzdem.

Dass hier alle Lieder (bis auf zwei kurze Intermezzi) zwischen zehn und 23 Minuten zu Buche schlagen, ist natürlich auch nichts für zappelige, kurzatmige Gemüter. Was hier auch den einzig wirklichen Schwachpunkt darstellt, denn viele der epischen Konstrukte wirken wie willkürlich aneinander geklatschte Songfragmente. Man kann hier nirgends ein System erkennen, selbst wenn sich einige Parts in unregelmäßigen Abständen wiederholen. Das macht die Sache zwar nicht langweilig oder uninteressant, nimmt dem Ganzen aber den Drive und verleiht einem Moloch wie "Ein Lichtschein", an dem an sich nichts auszusetzen wäre, eher Dauerwurst-Charakter. Trotzdem würde ich "Rastlos" jedem ans Herz legen der sich die Breitwand-Epik von BATHORY vorstellen kann, selbst wenn sie sich im MOONSORROW-Universum abspielt. Und das bereits erwähnte Cover rundet das Gesamtpaket auch optisch noch schön ab.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (07.01.2013)

WERBUNG: Innfield Festival
ANZEIGE
ANZEIGE