Vreid - Welcome Farewell

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VÖ: 01.03.2013
Bandinfo: VREID
Genre: Black´n´Roll
Label: Indie Recordings
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Lineup  |  Trackliste

Darf man eigentlich aus dem obertrven Norwegen kommen, Black Metal spielen und bereits mit einer (norwegischen) Grammy-Nominierung bedacht sein? Fenriz und Nocturno Culto würden wohl nein sagen, Euronymous sich wahrscheinlich im Grab umdrehen, aber es ist nun einmal Fakt, dass VREID vor gut zwei Jahren mit ihrem Album „V“ tatsächlich stark an der adretten Statuette geschnuppert haben. Die wesentlich rockigere und vor allem nachvollziehbarere Umsetzung ihres grundeigenen Schwarzmetalls stieß also auf großen Anklang, dennoch wäre es ganz und gar nicht VREID-Style, würde man einfach behäbig in der Erfolgsspur weiterspazieren.

Getrieben von der treibenden Kraft in der Band, Bassist Hváll, haben sich die Sogndaler endgültig von den früher auch schon mal harscher kritisierten Weltkriegstexten wegbewegt und sind längst in ihrer ureigenen Lyrik-Melange aus Mystik, Literatur und Naturverbundenheit angelangt. Musikalisch sind die ehemaligen WINDIR-(R.I.P.)-Schützlinge endgültig im Black’n’Roll-Segment angekommen, aber ohne eine schnöde Kopie ihres 2011er Breakthrough-Albums abzuliefern. Vielmehr suhlen sich die Skandinavier zwischen den von ihnen so geliebten Extrempolen „flotter Rock’n’Roll mit Corpsepaint-Garantie“ („At The Brook“, „The Ramble“) und „majestätisch-erhabene Epik“ („Sights Of Old“, „Welcome Farewell“). Mut zu Neuem beweist das Quartett auf dem sechsten Longplayer („Kinder, wie die Zeit vergeht“) vor allem bei zwei Songs. „The Devil’s Hand“ ist ein astreines Black/Thrash-Inferno, dessen naserümpfende Intensität man sich sicher nicht von VREID gedacht hätte, das darauffolgende Blastbeat-Doublebass-Stakkato „Way Of The Serpent“ hingegen, ist eine ungemein hurtige Schlachtplatte, die trotzdem niemals auf die bandtypische Melodieverliebtheit vergisst.

Was schon vor dem Auspacken und Einlegen der Musik auffällt, ist das grenzgeniale Artwork des preisgekrönten Kreativgeistes Kim Holm, der Hváll, Strom und Co. nach Jahren der Durchschnittlichkeit endlich mal ein richtig geiles Motiv vor den Latz geknallt hat. Wenig auszusetzen gibt es auch an der glasklaren Produktion des sechsten VREID-Albums – lediglich die wuchtigen Gitarren klirren manchmal gar etwas zu drückend aus den Speakern. Alles in allem ist „Welcome Farewell“ nicht nur eine mutige Umorientierung, sondern vor allem ein gelungenes Album, das trotz der Schwierigkeit, den damaligen Grammy-Erfolg prolongieren zu sollen, nicht baden geht. Obwohl „Welcome Farewell“ für mich nicht an die starken Vorgänger rankommt, weiß die Fanklientel was zu tun ist. Den nicht so kundigen Gelegenheitshörern sei aber vielleicht doch „I Krig“, „Milorg“ oder „V“ zum Warmwerden mit der Band empfohlen.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (26.02.2013)

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