NIGHT RANGER - Big In Japan

NIGHT RANGER – die meisten der Leser (so ihnen die Band überhaupt etwas sagt) werden diese Truppe eher als antiquierten Club Ü-50-Jähriger wahrnehmen. Anfang der 1980er gegründet, waren NIGHT RANGER nie „Over The Top“, aber bereiteten im Laufe der Jahre Legionen von AOR-/Hard-Rock-Fans emotionale Achterbahnfahrten. Tatsache ist, dass die gold- und platindekorierte Band aus San Francisco in Amerika ihre Homeruns hatte und auch die US-Charts erklimmen konnte, während sie in Europa seit jeher eher eine Nebenrolle spielte. Falsch wäre es, die Band auf die Mega-Ballade „Sister Christian“ zu reduzieren, zu viele emotional-heiße Eisen hat(te) die Band im Feuer und zu hochqualitativ war das Songwriting, das die NIGHT RANGER-Köpfe, allen voran Frontmann Jack Blades und Gitarrist Brad Gillis, an den Tag legten, wobei auch Drummer Kelly Keagy als Lead-Vocalist kräftig mitmischte. Zeugnis über genau jene Qualitäten und auch die Agilität der Akteure legt vorliegendes Livealbum ab. „Big In Japan“ vereint die wichtigsten Highlights der Bandgeschichte auf einem Album und berücksichtigt naturgemäß ausgiebig die genialen Früh-80er-Alben, die den exzellenten Ruf dieser Mainstream-Legende begründeten. Bereits 1997 in Tokio auf Band gebannt, enthält dieses Livedokument der zuletzt auf den „Rock The Nation“-Konzerten mit FOREIGNER, KANSAS und JOURNEY für mächtig Staub aufwirbelnden West-Coast-Rocker eine Ladung voller akustischer Glanztaten bis hin zum packenden “Don't Tell Me You Love Me” und dem klassischen Set-Schlusspunkt „(You Can Still) Rock In America“.

Doch egal was über die Band gesagt werden mag oder geschrieben steht… eines ist zumindest für mich klar: Die Band versteht es einfach, positive Gefühle zu erzeugen. Genau dieses sentimental anmutende Hochgefühl, das einen direkt in die vergangenen Hochzeiten des US-Melodic-/Hard-Rock-Sounds zurückkatapultiert, macht diese Band und auch das vorliegende Album aus. Genau dafür zolle ich dieser Band Respekt, emotionale Songs wie „Sentimental Street“, „Touch Of Madness“, das starke „Eddies Coming Out Tonight“, das cremige „Sing Me Away“ oder meine persönlichen Ohrwürmer “Rumors In The Air“ und „New York Time“ werden auf ewig im Gedächtnis verhaftet bleiben. Ebenso wie das Gefühl, das einen beim Erfahren der US of A überkommt, wenn man zu den Klängen des Classic-Rock-Senders aus dem Autoradio über einsame Highways gleitet. Hier wurde ein Stück Amerika auf Tonträger festgehalten, auch wenn die Band zeitlebens leider zumeist eher in seichteren Gefilden unterwegs war. Die Chance auf den großen Durchbruch ist für NIGHT RANGER schon lange vorbei, die geneigten Fans dürfen sich etwa an tollen Livedokumenten wie dem vorliegenden erfreuen. Abgerundet wird die Doppel-CD schließlich noch von einem Interview mit Brad Gillis und Schlagwerker Kelly Keagy.