Deep Purple - Now What?!

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VÖ: 26.04.2013
Bandinfo: DEEP PURPLE
Genre: Hard Rock
Label: earMusic
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Acht Jahre sind seit „Rapture Of The Deep“ in die Lande gezogen, acht Jahre in denen im Lager der Hard-Rock-Dinosaurier so einiges passiert ist. Das wohl ein schneidigste Ereignis war der Tod von ex-Keyboarder Jon Lord am 16. Juli 2012 und man nimmt es den Herren Gillian/Glover/Paice, sowie den beiden „neuen“ Steve Morse und Don Airey durchaus ab, dass „Now What!“ eine Art Tribute an den Meister der Hammond-Orgel-Sounds darstellen soll.

Bei so einem Unterfangen rückt naturgemäß Tastenzauberer Don Airey in den Mittelpunkt. Der gute Kerl, der in seiner Karriere unzählige Alben und Live-Auftritte von OZZY über SABBATH, PRIEST, WHITESNAKE, JETHRO TULL, RAINBOW usw. veredelte, überrascht und begeistert mit seinen hoch-progressiven Einschüben ebenso, wie mit den in Gedanken an Meister-Lord zelebrierten Gedächtnis-Synthies. Dabei gehen es die Herren mit dem schlichten „Simple Song“ noch relativ entschlackt an, ein gefühlvoller, von der charismatischen Stimme eines Ian Gillan lebende Track, ebnet den Weg für die wohl beste DEEP PURPLE Veröffentlichung seit dem Comeback der Mk-II-Besetzung mit dem bärenstarken „Perfect Strangers“ im Jahr 1984.

Faszinierend anzusehen (und anzuhören natürlich auch), wie diese Band der Individualisten und Weltklasse-Musikanten als Kollektiv harmoniert. Wenn Steve Morse wie ein Gott soliert, verliert der auch schon wieder knappe 20 Jahre in der Band verankerte Amerikaner nie das Auge auf den eigentlichen Song. Wenn Don Airey sich der Prog-Rock-Ekstase hingibt („Weirdistan“, „Vincent Price“) stützen ihn die Groover (Glover/Paice) und geleiten ihn zurück in erdische Gefilde und von der Leistung eines Ian Gillian bin ich diesmal auch mehr als verwundert. Sicher, der mittlerweile 68-jährige wird ein „Child In Time“ nie wieder so darbieten können wie auf dem legendären „Made in Japan“ Live-Dokument, aber alle der zwölf intonierten Tracks profitieren vom gesanglichen Einfühlungsvermögen und der Inspiration des alten Sangesmeisters.

Die angesprochenen Jon-Lord-Huldigungen passieren gewinnbringend im eher flott-gehaltenen, mit Mörder-Refrain ausstaffierten „Hell To Pay“, sowie im de-facto Lord-Tribut-Song „Above And Beyond“. Dazwischen funktionieren funkige Spielereien („Body Line“) ebenso wie Gefühlsmomente á la „Blood From A Stone“ bzw. „All The Time In The World“ und das durch Kirchen-Orgel-Sounds eingeleitete, mit fettem Chor protzende „Vincent Price“ beendet ein durch und durch zwingendes Album für den Rock-Gourmet. Der lediglich auf der Limited Edition enthaltene Bonus in Form von „It Will Be Me“ ist ein cool-dahinrockender, Whiskey-getränkter Gute-Laune-Song, der wiederrum von Don Airey (dem eigentlichen Star auf diesem Album!) und seinen unwiderstehlichen Keyboard-Sounds lebt.

Ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass eine Band, deren Discografie bis einschließlich zum 88er Doppel-Live-Dokument „Nobody’s Perfect“ in meiner Sammlung thront, mich noch einmal derart mitreißen kann. Und auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: „Now What!“ ist die beste DP-Veröffentlichung seit dem ehrwürdigen „Perfect Strangers“ und zugleich ein Fingerzeig an all die Retro-Rocker da draußen, dass die alten Säcke noch lange nicht gewillt sind sich in die Pension zu verabschieden.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Reini (01.05.2013)

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