Arven - Black Is The Colour

Mit "Black Is The Colour" liegt das zweite Album einer eher ungewöhnlichen Formation vor - bedienen doch bei ARVEN bis auf Drummer Till Felden ausschließlich Damen die Instrumente. Stilistisch bewegt sich das Sextett hauptsächlich im melodisch geprägten Gothic und Symphonic Metal, und verbindet Einflüsse von NIGHWISH, EPICA und anderen femal fronted Metalbands. Die solide, klassisch ausgebildete Stimme der Sängerin Carina Hanselmann erinnert zudem stark an den österreichischen Symphonic-Export EDENBRIDGE.

Damit ist die Marschrichtung für das Album auch schon vorgegeben, es dominieren die episch-getragenen Songs, mal mit mehr, mal mit weniger Tempo vorgetragen. Die Verspieltheit des Debütalbums hat einem erwachseneren, ausgereifteren Songwriting Platz gemacht, bei dem die einzelnen Titel (trotzdem kaum einer die 4-Minuten-Marke unterschreitet) insgesamt schneller auf den Punkt kommen. Erfreulicherweise erliegen ARVEN auch nur selten der Versuchung ihre Kompositionen mit allzu viel Kitsch zuzukleistern. Auch den Einsatz von etwas räudigerem Gitarrensound scheuen die Damen an den Saiteninstrumenten nicht, was dem Gesamtwerk die nötige Frische gibt.

Bereits mit dem Opener "Believe", zu dem auch ein Video gedreht wird, kredenzt man einen geradlinigen, flotten Song mit Ohrwurmcharakter. Beim epischen "The One For Me" baut man auf die Unterstützung von Stefan Schmidt (VAN CANTO) als Gastsänger, während das schnelle, folkig angehauchte "Cercle D Emeraude" gänzlich ohne Vocals auskommt. Nebst einem sechseinhalb Minuten langen Brocken mit überraschenden Tempowechseln ("All I Got"), wird mit "Rainsong" auch ein eher experimentelles, ein wenig aus dem Kontext des Albums fallendes Stückchen serviert.

Als Bonus auf der Limited Edition gibt es noch zwei ruhige Coverversionen von klassischen (Irish-)Folk Songs. Vor allem "Black Is The Color", das auch für den Albumtitel Pate stand, entpuppt sich hier als gelungene Interpretation eines bereits sehr häufig verwerteten Stückes.

"Black Is The Colour" ist ein solide und handwerklich gut gemachtes Album, mit dem sich ARVEN vor der Masse der männlichen Kollegen zwar nicht abheben aber keinesfalls zu verstecken brauchen - und genau da wird die Krux sein. Viele werden die Band wohl hauptsächlich auf die "optischen Leckerbissen" reduzieren (vor allem wegen dem etwas unglücklichen Cover, auf dem zwei Bandmitglieder mit Minirock und Strapsen ins Rennen geschickt werden), und weniger der durchwegs richtig guten musikalischen Leistung Rechnung tragen. Im männerdominierten Metaluniversum reicht es wohl nicht so gut wie die männlichen Kollegen zu sein (Zitat: 'ziemlich gut - für Frauen'), Respekt bekommt anscheinend leider nur wer die Kerle in Grund und Boden spielt.
Wollen wir hoffen dass sich ARVEN davon nicht entmutigen lassen, und weiterhin ihr Ding durchziehen, denn hier ist definitiv noch Potenzial nach oben!

Anspieltipps: "Believe", "Don't Look Back", "My Darkest Dream"