DevilDriver - Winter Kills

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VÖ: 23.08.2013
Bandinfo: DEVILDRIVER
Genre: Death / Thrash Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Man muss schon eine gehörige Portion Naturtalent besitzen, um geschlagene 20 Jahre durch die Metalwelt zu lärmen und dabei fast ausschließlich Relevantes zu produzieren. Dieser Satz trifft nämlich zu 100 Prozent auf DEVILDRIVER-Chef Dez Fafara zu, der einst mit COAL CHAMBER nicht nur die Nu-Metal-Welt revolutionierte, sondern mit DEVILDRIVER nach anfänglichen Ähnlichkeiten die perfekte Blaupause einer Groove-Death-Thrash-Walze kreierte. „Winter Kills“ ist zum zehnjährigen Bandjubiläum bereits das sechste Album und – welch Überraschung – auch mit dem neuesten Output werden sich die Freunde viehischer, aber stets kontrollierter Prügelkost mehr als nur warmlaufen können. Von einem Opus Magnum mag angesichts der opulent-starken Diskografie nicht sprechen, aber dennoch gelingt dem volltätowierten Charismatiker eine weitere Top-Performance.

„Winter Kills“ überrascht nach dem ersten Durchlauf nämlich nicht nur mit der Tatsache, dass eine Stunde Spielzeit keineswegs zu viel sein können, solange die Qualität stimmt, sondern vor allem mit seiner brutalen, verstärkt in den Death Metal rückenden Ausrichtung, die glücklicherweise dennoch niemals zu Kosten der bandtypischen Trademarks geht. Diverse Veränderungen (die Eisenerzer Napalm Records als neue Labelheimat und der fix integrierte Tourbassist Chris Towning, der den alkoholkranken Jon Miller ersetzte) stehen DEVILDRIVER wirklich gut zu Gesicht und wirken teilweise wie eine Frischzellenkur. Das eher gedämpft beginnende „Oath Of The Abyss“ hämmert schon viehisch aus den Boxen, soll aber nicht über den weiteren Verlauf hinwegtäuschen. Spätestens mit dem arschcoolen Groove-Geriffe bei „Ruthless“ fühlen sich die DEVILDRIVER-Maniacs wieder daheim, das für Fafara’s krebskranke Schwester geschriebene „Desperate Times“ legt in puncto Nackenabschrauben noch einen weiteren Zahn zu.

Der größte Unterschied zum bärenstarken Vorgänger „Beast“ ist meiner Meinung nach die gestiegene Variabilität. Getreu dem Bandvorsatz, sich nur ja nicht zu oft zu wiederholen, achten DEVILDRIVER genau darauf, Groove („Winter Kills“), Thrash („Tripping Over Tombstones“) und Death („Gutted“) möglichst gleichberechtigt auf Platte zu bannen. Textlich wie immer zwischen Fafara’s persönlichen Erlebnissen und einer Working-Class-Hero-Mentalität angesiedelt, zischen DEVILDRIVER überraschenderweise vor allem in der zweiten Albumhälfte davon. Das sei jetzt nicht mit eruptiver Geschwindigkeit gleichgesetzt, sondern spricht eher das kompakte Songwriting an. Das episch-melancholische „Curses And Epitaphs“ (mit unfassbar geilen Zwischenparts!) ist schon ganz mutig, mit der gekonnt metallisierten Cover-Version des AWOLNATION-Tophits „Sail“ (auf den Song kam Fafara, nachdem er aus dem Zimmer seines 15-jährigen Sohnes schallte) sprengen die Jungs aber endgültig sämtliche Genre-Ketten.

„Winter Kills“ ist mal ganz untypisch (in diversen Songs), dann aber wieder ganz typisch (aufgrund der hohen Qualität) DEVILDRIVER. Ein Nackenberster, der Freude macht. Dennoch bin ich mir sicher, dass dem guten Dez (eventuell zu seinem 50er in drei Jahren?) das wirkliche Signature-Album noch bevorsteht. Bis dorthin könnt ihr eure Player aber mit dem sicherlich stärksten Groove-Werk des Jahres malträtieren.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (14.08.2013)

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