Soldier - Dogs Of War

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VÖ: 00.08.2013
Bandinfo: Soldier
Genre: Heavy Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Entweder man ist steinalt oder ein zeitlich eher rückwärtsgewandter Freund der originär metallischen Musik. Einer dieser beiden Zustände hilft sicherlich, sich im Dickicht der New Wave Of British Heavy Metal zurechtzufinden. Neben den allseits bekannten Größen wie MAIDEN und PRIEST gibt es noch eine, nennen wir es Mittelschicht, ANGEWL WITCH und Konsorten. Und dann gibt es noch ungefähr vier Millionen Bands die es wohl wollten, dann aber aus verschiedensten Gründen nicht konnten. Und darunter mag es zwar viel Verzichtbares geben aber eben auch immer wieder wirklich Hochklassiges.

Wie die vorliegenden Jungs von SOLDIER. Die Herrschaften feierten voriges Jahr ihren 30-jährigen Entstehungstag und klingen, inklusive Blutauffrischung durch drei Nicht-Originalmitglieder, als ob man das Gespür für Melodien und Riffs, wie es eben in den frühen Achtzigern in England so oft vorhanden war, leicht modernisiert direkt in die Jetztzeit zu transportieren imstande war. Was noch nicht viel heißen soll, ein paar gute Melodien machen noch keinen Sommer, respektive noch kein starkes Album.

Aber SOLDIER gelingt genau das, nämlich ein wirklich starkes Heavy Metal Album. Ohne viel Schnörkel, ohne pathetische Orchester-Intros und am Gaumendach zirpende Chanteusen (oder noch schlimmer ihre männlichen Versionen). Riffs, Melodien, Chorus und gemma, wie der Südweststeirer zu sagen pflegt.Modern meinte ich gerade. Keine Angst, hier wurde nicht wie besessen auf heavy gemacht, der Sound ist schön warm, schön heavy, fernab jeglicher Brutalkompression wie es heute so oft der Fall ist. Auch wenn das Album knapp 60 Minuten lang ist bleibt bei allen Songs Platz für einen organischen Sound von den Gitarren bis zum stark groovenden Schlagzeug.

Die Gitarren sind heavy aber im Vergleich zur hohen Zeit der NWobHM (sensationell dämlich von Sam Dunn als "nuwobm" ausgesprochen, da muss man auch erst mal draufkommen...) deutlich präsenter. Damals, ja damals, war der Sound zwar immer sehr natürlich, eingedenk der beschränkten Aufnahmesituationen aber sehr oft einfach nicht wirklich heavy. Auch IRON MAIDEN brauchten einige Alben bis es wirklich knackiger wurde.

Das Schlagzeug, wie schon erwähnt ist sehr songdienlich gehalten aber äußerst effektiv. Freunde, das ist Groove. Man braucht keine 280 bpm und kein Getriggere. Hi-Hat auf und flüssiges Spiel sieht genauso aus wie es uns Alex Smith hier zeigt. Ein sehr engagiertes aber niemals hektisches BassSpiel komplettiert eine Rhythmusmannschaft wie man sie leider viel zu selten sieht.

Gitarrentechnisch gibt es Riffs zuhauf. Immer schön knackig in auf den Punkt kommende Songs eingebettet. Nicht bloße Anhäufungen sondern wirkliche Songs werden aus diesen Zutaten erschaffen. Ein paar Mal haut es nicht so ganz hin, "The Eye" sei hier genannt, meist, beinahe immer aber werden die Songs (inkl. einiger älterer Kracher wie dem 1982 als Single veröffentlichtem "Sheralee" - als Neueinspielungen) auf den Punkt gebracht, setzen sich im Ohr fest und werden nicht langweilig. Und das, meine werten LeserInnen, ist wohl die ganz große Kunst des Songwritings.

Und das können die Herren.
Schon seit langem. 1982 gab es eine Single mit dem schon erwähnten Song "Sheralee". Dieser wurde neu aufgenommen und auch auf dieses Album gepackt und passt genau in die neueren Songs. Altes und Neues funktioniert in geselliger Eintracht.

Gesanglich ist man auch adäquat aufgestellt. Richard Frost hat eine angenehm raue, mittelhohe Stimme die ein wenig nach Hr. Dickinson zu seinen SAMSON-Zeiten klingt, nur ohne das damals überpräsente Vibrato von Bruce Bruce (wie er sich damals noch nannte). Es erinnert an SAMSON, bitte das zu beachten, Mr. Frost ist keine Dickinson-Kopie!

Die Platte macht Spaß, hat auch nach drei Wochen Intensivbeschallung noch keine Abnützungserscheinung und ist ein Tritt ins Gemächt der trendverseuchten Metallandschaft der Jetztzeit.

Klassische Metalmusik mit beiden Beinen fest im Hier und Jetzt.

Geht das?

Und wie das geht!

Zu beziehen über die Homepage der Band.




Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (14.09.2013)

WERBUNG: Hard
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