Tarja Turunen - Colours In The Dark

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VÖ: 30.08.2013
Bandinfo: TARJA
Genre: Symphonic Metal
Label: Edel Records
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Lineup  |  Trackliste

Zu dieser Veröffentlichung haben wir 2 Meinungen:

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Vor acht Jahren war der Aufschrei groß, als die Grand Dame der Symphonic Metaller NIGHTWISH urplötzlich in einem gigantischen Public Stunt auf die Straße gesetzt wurde. Seitdem hat sich in beiden Lagern einiges getan. Die ehemaligen Arbeitgeber befinden sich momentan bereits in Generation zwei nach TARJA, reiten weiterhin auf der Erfolgswelle, obwohl bei den letzten beiden Alben ein deutlicher Qualitätsabfall auszumachen ist. TARJA selbst arbeitet seither stetig an ihrer Solokarriere, aus der bis jetzt neben einigen Gastspielen zwei vollwertige Studioalben und ein schönes Live-Dokument entstanden sind. Zumindest bei den Studioalben scheiden sich allerdings nicht nur bei ehemaligen Fans die Geister. "My Winter Storm" machte klar, dass eine gute Stimme noch lange kein gutes Album ausmacht und verlor sich zu arg in unzusammenhängenden Soundschnipseln. "What Lies Beneath" war schon einiges fokussierter und homogener, aber erst auf "Colours In The Dark" schafft TARJA die perfekte Ausgewogenheit aus Eingängigkeit und Experimenten.

Im Detail bedeutet dies eine Hit- und Highlightlastigkeit, welche die beiden Vorgänger lange nicht erreicht haben. Zum anderen wird auf Abwechslungsreichtum nach wie vor viel Wert gelegt. Bereits die Single "Victim Of Ritual" mit ihrem leicht verrückten Refrain setzt sich nach dem ersten Durchlauf unwiderruflich in den Gehörgängen fest und schafft damit genau das, was "Anteroom Of Death" vor drei Jahren an gleicher Stelle erst nach einer gewissen Anlaufzeit erreicht hat. Mit "500 Letters" und "Never Enough" geht sie gar noch einen Schritt weiter und verfasst zwei astreine Gothic Metal Hits mit nachvollziehbaren Strukturen und leicht poppigen Melodien, ohne dabei auf die nötige Düsterniss und Dramatik zu verzichten. Darüberhinaus umschifft sie trickreich Plagiatsklippen und versteckt im Songwriting immer wieder überraschende Wendungen wie das chaotische und stürmende Finale zu "Never Enough". Zu wohl nie endenden NIGHTWISH Vergleichen sei gesagt, die orchestralen Arrangements mit all ihrer Detailverliebtheit brauchen sich mitnichten hinter den Kompositionen eines Tuomas Holopainen zu verstecken. "Deliverance" kann sich beispielsweise direkt als Titelstück für den nächsten Bond-Film bewerben. Auch "Neverlight" strotzt vor Opulenz und paart diese dank eines schön fiesen Gitarrenriffs mit einer nicht zu unterschätzenden Grundhärte. Beide dieser Stücke zeichnen sich durch eine immens hoche Dramatik aus, die zusammen mit TARJAs einzigartiger Stimme eine zuvor nicht erreichte Wucht erzeugen.

Auch ein Cover darf bei TARJA nicht fehlen, und PETER GABRIELs "Darkness" macht sich im Vergleich zum unsäglichen "Poison" auf dem Solodebut auch als TARJAfizierter Song sehr ordentlich. Als einzige (Power-)Ballade kann "Until Silence" zwar mit einem eingängigen Chorus aufwarten, die ganz großen Emotionen bleiben allerdings aus. Das epische "Mystic Voyage" erzeugt hier eine viel tiefere Atmosphäre. "Lucid Dreamer" übertreibt es ein wenig mit klangtechnischen Spielereien im Mittelteil, auch das abschließende Duett mit BLUE OCTOBER Frontmann Justin Furstenfeld bleibt im Vergleich zu den Highlights etwas schwächer zurück.

Fazit: Populär ist TARJA nach wie vor. Mit "Colours In The Dark" liefert sie nun auch endlich qualitativ das Album ab, was ihrem Namen und dem Hype um ihre Person die fundierte Grundlage liefert. Das heißt, nicht nur Fans dürften mit diesem Output ihre Freude haben, sondern jeder Anhänger symphonisch-düsterer Klänge wird auf Grund der enormen Vielfalt auf seine persönliche Weise Zugang finden. Und wenn die Formkurve nach wie vor so schnell ansteigt wie bis jetzt, dann kann nach "schlecht", "akzeptabel" und "gut" mit ihrem nächsten Album leicht das Level "großartig" erreicht werden.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (04.09.2013)

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