FIT FOR AN AUTOPSY - Hellbound

Artikel-Bild
VÖ: 04.10.2013
Bandinfo: FIT FOR AN AUTOPSY
Genre: Deathcore
Label: SPV / Steamhammer
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Vor einigen Wochen regte unser kompetentes Magazin auf Facebook eine kleine Diskussion an, in wie fern (und ob) sich "neumodische" Genres wie die ganzen "(post)[bitte einsetzen]-cores" zu weit von den klassischen Spielarten der harten Musik abgrenzen (auch von ihrer Zuhörerschaft) und sie damit noch die Berechtigung haben, in einem eher traditionell ausgerichteten Hard 'N Heavy Magazin wie Stormbringer.at berücksichtigt zu werden. Einen Konsens gab nicht, viele zeigten offen und deutlich ihre Abneigung dem ganzen gegenüber. Andere wiederum argumentierten, dass die Einflüsse des Traditionellen auf manchen Alben noch deutlich hörbar sind und man sich gut gemachten Scheiben nicht aus Prinzip verschließen sollte. Wasser auf die Mühlen der letzteren Fraktion bietet das neue Album von FIT FOR AN AUTOPSY, denn obwohl man ziemlich modern zu Werke geht stellt man die Death Metal Einflüsse mindestens gleichwertig gegenüber.

Modern, dass heißt auf "Hellbound" in erster Linie der Einsatz von massiven Beatdowns. Diese werden auch nicht grade sparsam eingesetzt, bilden sie praktisch das Zentrum und die Basis der einzelnen Stücke. Anders wie Kapellen à la ALL SHALL PERISH, SUICIDE SILENCE oder jüngst ETERNAL TORTURE wird um diese Zentren ein Konstrukt aus pfeilschnellem Melodic Death Metal gebaut, und dieses Gebilde hat es in sich. Überraschenderweise hört man vermehrt AT THE GATES und frühe (harte) DARK TRANQUILLITY heraus anstatt DYING FETUS oder SUFFOCATION, auch dank dezent eingesetzter Keyboards wie im Opener "The Great Gift Of The World" oder dem Übersong "Tremors". Durch den Fokus auf Speed leiden zwar groovebetontere Passagen, was zum anderen aber auch den extremen Reiz des Albums ausmacht. Darüber hinaus sind es die non-linearen Songstrukturen, die dem Hörer ein größeres Maß an Aufmerksamkeit abverlangen, als es bei einigen Konkurrenten der Fall ist. Die Spannung kann durch den Wechsel zwischen brachialer Gewalt und melodischer Dramatik fast konstant hoch gehalten werden, hinter jeder Ecke kann sich etwas Unerwartetes auftun, bei jedem Durchlauf entdeckt man weitere Feinheiten und Details. Auch die Beatdowns überraschen den Hörer teils hinterhältig und machen im Kontext der Songs stets einen Sinn: Sie sind nicht da, weil es die Konventionen verlangen, sie sind da, weil der Song erst hierdurch vollständig wird.

Unterschied Nummer drei, wieso "Hellbound" (von der Sicht eines Traditionalisten aus beurteilt) qualitativ über anderen Releases steht: Die instrumentale Arbeit. Wo andere ihre Klampfen kellertief stimmen, so dass bei allem Können nur noch ein schiebender Brei zu vernehmen ist, ist die Gitarrenarbeit in diesem Beispiel ähnlich nouanciert und nachvollziehbar wie bei den schwedischen Vorbildern. Und nicht minder virtuos. Produktionstechnisch wurde ebenso nicht alles auf Bass getrimmt, die Stücke tönen offen und erhaben aus den Boxen, die einzelnen Komponenten alle herauslesbar. Genug Wumms gibts trotzdem, das drückende Finale zu "Dead In The Dirt" und "There Is Nothing Here Worth Keeping" sind Belastungsproben für eure Anlagen.

Unterm Strich ergibt das ganze eine mitreißende Packung extremer, aneckender und doch nachvollziehbarer Musik, welche künftig gerne als Beispiel herangezogen werden darf, sollte es zu weiteren Diskussionen um die Berechtigung von Core und Konsorten kommen. Absolut empfehlenswert!!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (25.10.2013)

WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE