RUNNING WILD - Resilient

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VÖ: 04.10.2013
Bandinfo: RUNNING WILD
Genre: Heavy Metal
Label: SPV / Steamhammer
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Lineup  |  Trackliste

Der Kapitän hat die scheltenden Rufe von Fans und Presse vernommen, flugs eine Kurskorrektur vorgenommen und steuert die schwer angeschlagene RW-Fregatte wieder in sicherere Gewässer. Schon der auf dem Cover prangende Adrian ist wieder mit Farbe und Leben gefüllt und kündet von der Rückkehr der einst glanzvoll die Metal-Meere durchpflügenden Gallionsfigur teutonischer Metal-Kunst. Obwohl man als RUNNING WILD-Fan schon seit langer Zeit nur mehr wenig zu lachen, aber viel zu Schmunzeln hatte, wurde „Shadowmaker“ meist reflexartig und überzogen sprichwörtlich in den Boden gestampft, obwohl der Niedergang des einstmaligen Metal-Flaggschiffs bereits seit Anfang/Mitte der Neunziger schrittweise (mäßige Veröffentlichungen, „Angelo Sasso“ etc.), eingeläutet wurde, bis auf das Songmaterial konnte auch die Wacken-Farewell-Show nicht überzeugen, überraschend schnell dann die Wiederauferstehung von Rock n´ Rolf.

Wo die Totenkopfflagge zuletzt nur mehr auf Halbmast wehte, wölben sich soundtechnisch die Segel wieder bauchiger im aufkommenden Wind. Klassische RW-Tracks wie etwa der lässige Opener „Soldiers Of Fortune“, „Fireheart“ oder das mit den urtypischen RUNNING WILD-Gitarren ausgestattete „The Drift“ (das allerdings in einen konverntionellen Refrain abdriftet) werden von erdigen, trockenen Rock n´ Rollern wie dem stampfenden „Resilient“ oder „Adventure Highway“ abgelöst. „Desert Rose“ ist zweifellos eine nette Rocknummer, doch ich glaube nicht, dass die Fans auf eine Nummer dieser Machart gewartet haben und stattdessen lieber die klassischen Tunes hören würden. Insgesamt ist der Anteil von klassischem Metal n´ Roll („Run Riot“ oder „Down To The Wire“) auf „Resilient“ doch sehr hoch und ich kann mir kaum vorstellen, dass hier viele Songs (trotz der zweifellos gezeigten Qualität) gegen die hymnischen Classic-Tunes anstinken können. Versöhnlicher ist dann der lange, epische Abschlußtrack „Bloody Island“, der wieder eine Rückbesinnung an typischen RW-Stoff markiert.

Stimmlich kann Captain Rolf zwar nicht immer überzeugen, manches klingt arg gepresst (wie etwa beim Refrain des Titeltracks), beim leidigen Thema Drums muß wohl vermutet werden kann, dass hier wieder die Konserve zum Einsatz kam, allein dass der gute Rolf um dieses Thema ein derartiges Mysterium kreiert, spricht für dieses Faktum, marketingtechnisch darf sein Vorgehen allerdings ohnehin als dämlich bezeichnet werden, da gerade aufgrund der massiven Kritik der Vergangenheit zumindest für die Öffentlichkeit ein (Studio-)Drummer präsentiert werden sollte, der auch wirklich einen organischen Drum-Sound zaubert, um zumindest diesen Kritikpunkt zu beseitigen. Design- und Soundtechnisch ist die Fregatte wieder einigermaßen auf Kurs, die aktuellen Promofotos belegen jedoch, dass outfittechnisch aber noch einiges passieren sollte, die alten Bühnenklamotten ausgemottet bzw. neue geschneidert werden sollten.

Auch wenn der Gute sich über die Zeit selbst demontierte, kann ich nicht anders, als der deutschen Metal-Ikone Rock n´ Rolf diesen oder jenen Lapsus zu verzeihen, schließlich hat der Mann Legionen von Metal-Musikern maßgeblich mitinspiriert und auch bei mir haben die 80er-Werke eine besondere Bedeutung. Klar ist man von den Klassiker-Alben weit entfernt, dennoch lässt das neue Album viele der zuletzt veröffentlichten Alben hinter sich. Die Kurskorrektur ist absolut gelungen, um weiteren Fehlplanungen in Zukunft vorzubeugen gibt es nur eine sachte Punktekorrektur nach oben, obwohl das neue Album songtechnisch wohl zu überzeugen vermag.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Thomas Patsch (14.10.2013)

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