SIREN'S CRY - Track-by-Track Analyse von "Scattered Horizons"
2012 verspricht schon jetzt, ein spektakuläres Jahr für den österreichischen Rock und Metal zu werden. Nicht nur ECLIPTICA und KONTRUST werden neue Alben ins Rennen schicken, auch einige Newcomer in der heimischen Metal-Landschaft haben ihre Debüts für das neue Jahr angekündigt, darunter auch die Wiener Bands ESSEKER und SIREN'S CRY. Und als Liebhaber von progressiven, symphonischen Klängen durfte ich mir das Erstlingswerk von SIREN'S CRY mit dem klangvollen Titel "Scattered Horizons" bereits zu Gemüte führen. Meine ersten Eindrücke lest ihr hier:
1. Introitus
Etatgemäß geht es mit einem atmosphärischen, sehr "spacig" und elektronisch klingenden Intro los; gerade auch zum Rest des doch sehr klassisch metal-lastigen Albums ein interessanter Konterpunkt.
2. S3V3N
Gleich mit einer über sechs Minuten langen Nummer legen die Damen und Herren von SIREN'S CRY dann los, und sofort beim Intro hört man die mehr als deutlichen Einflüsse der Wiener Progger heraus: Hier geben sich Bands wie DREAM THEATER und vor allem SYMPHONY X die Klinke in die Hand, wobei sich SIREN'S CRY von diesen Acts natürlich primär durch die weiblichen Leadvocals von Sängerin Katie Joanne abheben, die auch gleich ihr Können unter beweis stellt und besonders in den Refrains interessante Klangbögen webt.
3. Oratory & Sins
Etwas schneller und heftiger geht's dann mit "Oratory & Sins" weiter, und hier kann man zu Beginn Einflüsse von frühen NIGHTWISH zu "Oceanborn"-Zeiten, aber auch KAMELOT ausmachen. Mystisch schlängeln sich die Verses, und pompös kommt der Refrain daher. Im Mittelteil kommen dann die progressiven Elemente zum Tragen, und düstere Chöre füllen das Klangbild. Sollte in der Live-Situation wohl eines der Highlights werden!
4. Elegy of R'lyeh
Meeresrauschen und eine atmosphärische Sprechpassage läuten dann den ersten wirklichen Track mit Überlänge ein, "Elegy of R'lyeh". Gut, wirklich aussprechen kann ich den Titel des Songs nicht, aber er ist auch primär zum Anhören gedacht: Denn nach stimmungsvollem Piano-Intro hebt der Song mit deutlichen Reminiszenzen an "The Accolade" oder "The Odysee" von SYMPHONY X an, ehe man dann in einer bombastischen Refrain mit dicker Choruntermalung übergeht und so in Lovecraft'sche Gefilde entführt wird.
Etwas eigenwillig wird's dann im Mittelteil mit einer plötzlichen Jazz-Einlage und sehr proggigen Momenten, eh der Song dann wieder auf seinen ursprünglichen Charakter zurückfindet und mit harmonischen Chören ausfaded. Sehr spezieller Track, der aber für Freunde anspruchsvoller Klänge sicher sehr interessant sein sollte.
5. Draconian Spectrum
Das bereits als frühe Demo-Aufnahme bekannte "Draconian Spectrum" hat auf "Scattered Horizons" auch nochmal einen neuen Anstrich bekommen, und brettert jetzt noch einen Tick heftiger aus den Boxen. Hier sind erneut Einflüsse von SYMPHONY X zu "Paradise Lost"-Zeiten mehr als deutlich hörbar, und hier legen SIREN'S CRY wohl auch einige ihrer eingängigsten und griffigsten Hooklines in den Vocals vor.
6. Cold Amber & Scalding Tears
Eine Verschnaufpause gönnen uns SIREN'S CRY dann mit einer gefühlvollen Ballade, die mir persönlich vielleicht in einer rein akustischen Version ohne verzerrte Gitarren noch einen Tick besser gefallen würde. Aber auch hier gilt: Kompositorisch auf hohem Niveau, und solide performt.
7. Sahara Sagas Part I
Dann wird's aber richtig progressiv, und mit einer Spiellänge von fast zehn Minuten schlägt das folgende "Sahara Sagas Pt. I" zu buche, das natürlich standesgemäß mit orientalischen Sounds und Einflüssen aufwartet, und sicher zu den orchestral atmosphärischsten und besten arrangierten Tracks des Albums zählt. Nach dem Intro besinnt man sich aber auf alte Tugenden, liefert erneut ein pfeilschnelles Riff im Stile eines Michael Romeo ab, und der Refrain wird wieder im Stile des früheren "Elegy of R'lyeh" gehalten.
Dazwischen lockern immer wieder verspielte Instrumentaleinlagen das Gesamtgeschehen auf, und in einem zwischenpart dürfen natürlich erneute arabische Vocal-Parts nicht fehlen.
Ein vielseitiger Track, der aber natürlich mehrerer Durchläufe bedarf, um sich im Ohr festzusetzen.
8. Serpents Of War
Einen - für SIREN'S CRY-Verhältnisse - kurzen und prägnanten Track legt man gegen Ende des Albums dann noch mit "Serpents Of War" vor. Auch hier dominieren wieder die abwechslungsreichen Riffings von Gitarrist Phil Porter, und ein flotter Chor im Refrain.
9. Controversial Mind
Als Abschluss kredenzen uns SIREN'S CRY dann noch einmal Progressive Metal in Reinkultur, und liefern mit "Controversial Mind" einen der vertracktesten Songs des Albums, der mit seinem bombastischem Chor und seinen ungewöhnlichen Übergängen und Harmonien einen würdigen Abschluss von "Scattered Horizons" darstellt, und alle Trademarks im Songwriting der Band noch einmal in sich vereint: Knackige Riffs, flotte Gitarrensoli und Keyboard-Einlagen, anspruchsvolle Songstrukturen, gelungene Gesangspassagen und dicke Chöre - so lässt sich das Debüt von SIREN'S CRY wohl in einem Atemzug zusammenfassen.
Fazit: SIREN'S CRY legen mit "Scattered Horizons" eines der wohl stärksten Debütalben der heimischen Metalszene seit vielen Jahren vor, denn hier stimmt über die Kompositionen, die handwerklichen Fähigkeiten und beim Sound, bei dem mit Mix von Karl Groom (THRESHOLD) und Mastering von Mika Jussila (FINNVOX) ebenfalls geklotzt und nicht gekleckert wurde, rundherum alles. Für besondere Hingucker sorgen die Wiener dabei mit spekakulären Instrumentaleinlagen vor allem an Gitarre und Keyboard, und natürlich durch die vielschichtigen Songstrukturen, die sich erst beim mehrmaligen Anhören vollends offenbaren.
Mit einem so starken Debütalbum in der Tasche sollte es für SIREN'S CRY, eigentlich nur noch Formsache sein, auch bei einem guten und stilistisch passenden Label unterzukommen und so auch international für Aufsehen sorgen zu können, und sich nahtlos in die Riege der heimischen Top-Bands aus dem Female-Fronted Sektor wie VISIONS OF ATLANTIS und EDENBRIDGE, einzureihen. Unbedingt anchecken, sobald "Scattered Horizons" offiziell erhältlich ist!