EDENBRIDGE "The Bonding" - Listening Session

Veröffentlicht am 15.05.2013

Seit vielen Jahren schon zählen die Oberösterreicher von EDENBRIDGE zu den Fixpunkten der heimischen Metal-Szene und waren dabei immer ein Garant für hochwertige melodische Metal-Kost. Im Juni 2013 erscheint nun das neueste Album der Band mit dem Titel "The Bonding", und ich habe Mastermind Lanvall in seinem Studio bei Linz besucht, um mir einen ersten Eindruck des kommenden Releases zu machen.

1. Mystic River

EDENBRIDGE starten auf ihrem neuesten Output gleich direkt nach vorne weg; ein klassisches Riffing eröffnet den Opening-Track, und sofort fällt die überraschend rauhe Produktion auf, die der Band aber sehr gut zu Gesicht steht. Auffallend ist natürlich auch der Einsatz eines echten Orchesters; hier merkt man einfach den Unterschied zu "bloß" gesampelten Sounds. Abgerundet wird der starke Opener durch die verträumte Stimme von Sängerin Sabine Edelsbacher in einem für EDENBRIDGE harmonisch typischen Chorus.

2. Alight A New Tomorrow

Der zweite Track des Albums ist dann wohl prädestiniert dafür, zur neuen Single zu werden. Ohne viel Umschweife startet man in einen Verse, der an neuere NIGHTWISH erinnert (etwa an "Scaretale" vom "Imaginaerum"-Album), während man im Chorus aber auf eingängige, positive Stimmung setzt. Im Mittelteil setzt Mastermind Lanvall dann einen wuchtigen orchestralen Konterpunkt, der den recht geradlinigen Song nochmal spannender macht.

3. Star-Crossed Dreamer

Stimmungsvolle Gitarren und Piano leiten diesen Song ein, ehe man im Refrain dann erneut die Verstärker aufdreht und auch das Orchester wieder zur Geltung kommen lässt. Eine Nummer, die - wie der Titel suggeriert - zum Träumen einlädt, die aber wohl den einen oder anderen zusätzlichen Durchlauf brauchen wird, um sich dem Hörer wirklich zu erschließen.
Großartig ist hier aber jedenfalls das gefühlvolle Solo zum Abschluss.

4. The Invisible Force

Mit mystischen Soundeffekten startet Track Nummer vier, ehe drückende Gitarren und ein erneut sehr gelungenes Solo einsetzen. Aufgepeppt mit Orchester-Hits, erinnert auch dieser Song ein wenig an NIGHTWISH-Songwriting jüngerer Generation, ohne jedoch den spezifischen Touch einzubüßen, den EDENBRIDGE schon immer in ihren Sound einbauen konnten. Viel Verdienst daran trägt natürlich auch Sängerin Sabine, die mit ihrem eigenen Stil die Songs von Mastermind Lanvall gekonnt veredelt.

Der getragene Chorus zählt dabei sicher zu den gelungensten des Albums, und das beeindruckende Orchesterarrangement rundet den positiven Ersteindruck dieses Songs ab.

5. Into A Sea Of Souls

Erneut ruhiger startet dann das folgende "Into A Sea Of Souls" mit Flageolett-Tönen und atmosphärischen Vocals. Ein Track, der zunächst sehr von seinem starken Arrangement lebt, ehe dann im Chorus wieder die verzerrten Gitarren einsetzen dürfen. Der sehr emotionale Schlussteil beendet den Track dann mit einem fulminanten Finale.

6. Far Out Of Reach

Hier eröffnet eine interessante Pianovariation, wiederum unterstützt von akustischen Gitarren, den Reigen, und im Refrain nimmt der Song dann eine sehr dramatische Wendung, ehe man sich wieder auf die ruhigeren Elemente fokussiert, die schon beinahe an Werke der Schweden von PAIN OF SALVATION zu "Remedy Lane"-Zeiten erinnern. Dieser leicht progressive Mittelteil verpasst dem Song so eine ganz eigene Note.

7. Shadows Of My Memory

Nach den eher atmosphärischen vorangehenden Songs geht dieser Track gleich von Beginn an in die Vollen, und wartet neben SYMPHONY-X-lastigem Riffing auch mit gegrowlten Vocals zu Beginn auf. Drummer Max Pointner kann hier ebenso brillieren wie erneut Sängerin Sabine Edelsbacher in einem gelungenen Refrain. Und gelungen ist auch der vom Orchester getragene Mittelteil mit seinem beinahe schon orientalisch anmutenden Gitarrensolo.

8. Death Is Not The End

Fast schon poppig im Stil einer Piano-Ballade hebt dann das folgende "Death Is Not The End" an, und kann im selben Ductus auch im Refrain überzeugen. Der zurückhaltende Orchestereinsatz beweist einmal mehr das handwerkliche Songwriting-Geschick von Bandchef Lanvall. Eine Nummer, die - nicht nur dank des starken Solos - definitiv das Zeug zu einem absoluten Feuerzeugschwenker in der Livesituation haben sollte.

9. The Bonding

Der mit über fünfzehn Minuten Spielzeit beeindruckende, abschließende Titeltrack hat's dann noch einmal in sich, und vereint erneut sämtliche Trademarks, die den Sound von EDENBRIDGE so einzigartig machen: Opulente Orchesterarrangements, atmosphärische Instrumentaleinlagen, und eingängige Gesangsmelodien beschließen das Album auf einer sehr hohen Note. Nach dem gefühlvollen Intro legen die drückenden Gitarren, unterstützt vom Orchester der Klangvereinigung Wien los, und erneut bieten sich Vergleiche mit Bands wie SYMPHONY X an, ohne dass die Band jedoch dabei in das für zahlreiche Prog-Bands so typische überbordende Gefrickel verfällt. Stattdessen setzt man auf abwechslungsreiche, aber immer melodische Gitarrenparts und verpackt verschiedenste Stilelemente in den Abschlusstrack.

Die männlichen Gast-Vocals von Erik Martensson bieten erneut einen gelungenen Konterpunkt, und der dramatische Chorus rundet ein definitives Album-Highlight ab.

Fazit: EDENBRIDGE beweisen auf ihrem achten regulären Studioalbum einmal mehr, warum sie zur Speerspitze der heimischen Metal-Landschaft zu zählen sind. Zwar scheint es ein wenig, dass die Band trotz konstant hochklassiger Outputs in der österreichischen Szene ein wenig übersehen wird - der internationale Erfolg gibt ihr aber definitiv Recht, und auch "The Bonding" stellt erneut unter Beweis, dass Mastermind Lanvall sein Handwerk absolut versteht und sicherlich zu den begnadetsten Komponisten und Arrangeuren der Szene zu zählen ist. "The Bonding" ist ein verdammt starkes, sehr atmosphärisches Album geworden, das alte Fans begeistern und neue überzeugen sollte.


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