LORDI - Gruselfaktor 7
Die verflixte Sieben ist es, die im Hause LORDI gerade ansteht - in Form des in Kürze erscheinenden siebten Studioalbums "Scare Force One". Sind es wirklich schon sieben Alben die die Finnen auf dem Buckel haben? Tatsächlich... wie die Zeit vergeht!
Ruhig ist es geworden um LORDI, seit dem überraschenden ESC-Sieg 2006 und dem darauf folgenden Hype, der kurzfristig Dimensionen erreichte die man nie erwartet hätte. Vom Schirm der kommerziell geprägten Musikhörer sind die Monster längst wieder verschwunden, doch im metallischen Paralleluniversum haben sich die Finnen ihre Nische erkämpft die sie hartnäckig verteidigen - allen Unkenrufen zum Trotz.
Nur etwas mehr als eineinhalb Jahre sind ins Land gezogen seit dem Release des bis dato letzten Studioalbums "To Beast Or Not To Beast", auf dem LORDI für ihre Verhältnisse relativ hart und experimentiell zu Werke gingen. Bedingt wurde diese Stilkorrektur sowohl durch das mäßig erfolgreiche, weichgespülte "Babez for Breakfast" (das vor allem in Fankreisen teilweise sehr harte Kritik einstecken musste), als auch durch die Memberwechsel im Zuge des leider nur kurzfristigen Gastspiels von "Otus" Tonmi Lillman (TO/DIE/FOR, SINERGY) der 2012 überraschend im Alter von nur 38 Jahren verstarb.
An Schlagzeug (Mana) und Keyboard (Hella) besetzt wechselten Lordi zum deutschen Label AFM Records, wo sie sich 2013 mit Album Nummer Sechs den ganzen Frust von der Monsterseele schrieben und spielten, und sich mit einer erfolgreichen Headlinertour und im Vorprogramm von Subway to Sally auch live austobten. Die Energie und den Spirit der Tour nahmen LORDI mit in den Entstehungsprozess des nächsten Albums.
Nach zwei Albenaufnahmen in den USA, kehrten LORDI für die Arbeiten an ihrem siebenten Studioalbum wieder auf finnischen Boden zurück, und platzierten passend dazu den renommierten finnischen Produzenten Mikko Karmila (NIGHTWISH, STRATOVARIUS, CHILDREN OF BODOM, etc...) hinter den Reglern. Dieser klöppelte der Monstertruppe nach dem eigenwilligen Stil von Produzent Michael Wagener auf den letzten beiden Outputs endlich wieder einen satten, deutlich metallischer orientierten Sound. Da schielt doch tatsächlich streckenweise wieder der "Blood Red Sandman" vom 10 Jahre zurückliegenden "The Monsterican Dream" um die Ecke.
Passend zur erdigen Produktion setzen LORDI auf Album Nummer Sieben wieder auf bewährtes Songwriting, allerdings mit der Extraportion Rotz die bereits am Vorgänger "To Beast Or Not To Beast" zu hören war. Die oftmals simplen Aufbauten machen etwas ausladenderen Strukturen Platz, in denen dem Riffing mehr Platz gegeben wird als bisher von den Finnen gewohnt. Das schlägt sich auch in der Spielzeit der Songs nieder, die bisweilen auch die Fünf-Minuten-Marke überschreiten. Doch trotz moderner Elemente (die in Form von Industrial-lastigen Keyboardpassagen hie und da einfließen) und streckenweise straffem Tempo sind die Trademarks von LORDI jederzeit herauszuhören - sieht man einmal vom Beginn des Albums ab, bei dem man tatsächlich versucht ist zu glauben die falsche CD erwischt zu haben...
Nach dem überraschenden Beginn von "Scare Force One" schalten Lordi aber wie gewohnt schnell in den Partymodus, und werfen fröhlich mit Wortspielen und blutigen Leichenteilen gleichermaßen um sich. Nebst Monsterpartys und mörderischen Clowns mischen sich aber auch ruhigere Töne in das Album - Gitarrist Amen darf sich an der Akustikgitarre besinnlich geben, während Keyboarderin Hella dem Album ein Klavierstück mit eigenem Gesang beisteuert.
Und was kann man nun von den Lyrics der neuesten Monsterscheiblette erwarten? Es geht wieder zurück in die düsteren Zeiten der oftmals unterbewerteten 2008er-Veröffentlichung "Deadache". Finstere Themen dominieren auf "Scare Force One", und LORDI geben sich trotz allgegenwärtigem Augenzwinkern alles andere als brav. Die bisher schon immer stets präsenten schmutzigen Untertöne entladen sich in der ersten Single des Albums "Nailed By The Hammer Of Frankenstein", in der es nur um das Eine geht. Oder was denkt ihr, könnte der Hammer Of Frankenstein darstellen...?
Ja ist das denn alles jugendgerecht, ist man versucht zu fragen, wenn das Obermonster "Who the hell you think you are, you Fuckface?!" ins Mikrofon plärrt. Sollte es das denn sein? Nein, denn Monster brauchen eigentlich keine feinen Manieren. So kehren LORDI bei allem Spaß dem Image der kuschligen Kindergartenmonster den Rücken, und fahren die viel zu lange versteckten Zähne und Klauen wieder aus.
Aber LORDI wären nun einmal nicht LORDI, würde es alleinig um die Musik gehen. So haben sich die Monster auch wieder neue Arbeitskleidung zugelegt - und auch hier wird deutlich dass es mit den kuschlig-bunten Spielzeugmonstern vorbei ist. Nach einigen, nennen wir es einmal 'suboptimalen' Farbexperimenten (speziell rund um das 2010 erschienene "Babez For Breakfast") präsentiert sich die Monstertruppe nun deutlich finsterer und in gedeckten Farben.
Anstatt fröhlicher Spielzeugfarben dominieren 2014 deutlich mehr monsterkompatibles Schwarz und Grau, aufgepeppt mit einer klischeehaften Masse an Nieten und Ketten. Aber es wären keine Monster wenn nicht daneben auch noch eine Menge neuer Hörner und Klauen gesprossen wären. Abgerundet wird das ganze durch Blutspritzer die zeigen dass es LORDI dieses Mal verdammt ernst meinen.
Ähnlich wird die Sache dann bei der neuen Bühnenshow der Monster aussehen, die aller Vorrausicht nach im Januar 2015 starten wird. Nebst Neuem werden auch alte, blutige Leichen aus dem (Trick-)Keller gezerrt werden...
Das siebte Studioalbum von Lordi mit dem Titel "Scare Force One" kommt pünktlich und passend zu Halloween am 31. Oktober in den Handel. Nebst der regulären Version als Digipak wird es das Album auch als limitierte Gatefold-Vinly in Orange geben, sowie als ebenfalls limitiertes Boxset. Letzeres enthält neben dem Album selbst noch von Mr. Lordi höchstpersönlich illustrierte Lyrics in Form eines Comics, ein Poster, eine Küchenschürze mit Allover-Print des Albencovers, ein Muffin-Rezept. Das Ganze kommt dann in einer Metallbox der auch noch ein Echtheitszertifikat beiliegt. Wem das noch nicht genug ist, der kann auch noch ein exklusives T-Shirt Bundle erstehen.
Vielleicht nicht nur für die Hardcore-Fans interessant, wird gegen Ende des Jahres auch noch eine Lordi-Dokumentation in Finnland auf DVD veröffentlicht, die ihre Kinopremiere im September feierte, und dort in einigen renommierten Kinomagazinen sehr gute Kritiken einfahren konnte.
Ein ausführliches Review des neuesten Streichs der rockenden Monster vom Kollegen Mat, sowie ein Interview mit dem Chef der Monstertruppe lest ihr in Kürze hier auf Stormbringer!
Alsdann, das Boarding für den Jungfernflug der "Scare Force One" kann beginnen...