METALLICA – Vinyl Re-Releases

Text: Reini
Veröffentlicht am 20.08.2015

Da läuft den Vinyl-Freunden vor lauter Aufregung das Wasser im Mund zusammen: Universal Music und Blackened Records veröffentlichten alle METALLICA-Studioalben auf 180g-Heavyweight-Vinyl. Seit dem 24. Juli 2015 sind diese LPs zum ersten Mal permanent erhältlich. Neben den klassischen Studioalben wurde auch das Cover-Album “Garage, Inc.” (1998) sowie das Live-Album “S&M” (1999) auf Vinyl ...

Da dieses unglaubliche Package (bis auf „Justice“ und „S&M“, die sich noch in der Produktion befinden und daher erst später ausgeliefert werden können) von CMM Marketing via Universal Music auf dem Postweg in die gute Stube des Rezensenten flatterte, gibt es hier und heute eine längst überfällige, völlig subjektive Charakterisierung dieser insgesamt elf Re-Releases, die da schön aufgezählt wären:

Kill ‘Em All (1983) – 1LP
Ride The Lightning (1984) – 1LP
Master Of Puppets (1986) – 1 LP
…And Justice For All (1988) – 2LP
Metallica (1991) – 2LP
Load (1996) – 2LP
Reload (1997) – 2LP
Garage, Inc. (1998) – 3LP
S&M (1999) – 3 LP
St. Anger (2003) – 2LP
Death Magnetic (2008) – 2LP

Über die Grundlagen brauchen wir nicht lange herumdiskutieren. METALLICA stiegen mit ihrem „Kill ‘Em All“-Werk vor exakt 32 Jahren in die Metal-Szene ein und haben sich seitdem Legendenstatus erarbeitet. Dabei war es gerade die jugendliche Unbekümmertheit die „Kill ‘Em All“ auch heute noch vor Glanz erstrahlen lässt und 2/5 des Albums weist sogar noch Credits für Dave Mustaine aus. An sich ein perfekter Einstieg, aber erst mit „Ride The Lightning“ schufen Hetfield, Ulrich, Hammet und der leider viel zu früh verstorbene Cliff Burton den ersten Klassiker für die Ewigkeit.

„Ride The Lightning“, ein Jahr nach „Kill ‘Em All“ veröffentlicht ist – nicht nur wegen der Coverassoziation – so etwas wie die Blaupause des perfekten Metal-Albums. Die (für damalige Verhältnisse) atemberaubende Produktion von Flemming Rasmussen und schon im Jahr 1984 zeichnete sich ein METALLICA-Trend ab, der sich bei „Master“ und „Justice“ weiterspann und – überaschenderweise - auf „Death Magnetic“ wiederbelebt wurde: Wir fangen mit einem schnellen Song an, dann kommen epische Mid-Tempo-Tracks, bevor die Seite A balladesk ausklingen darf. Seite B hat mindestens ein Instrumental, sowie noch einen weiteren schnellen Song zu bieten. Auf „Ride The Lightning“ hieß diese Formel übersetzt: „Fight Fire With Fire“, Titelsong plus „For Whom The Bell Tolls“ und „Fade To Black“ bzw. „The Call Of Ktulu“ und „Trapped Under Ice“.

Spannen wir diese Formel ruhig gleich weiter – „Masters of Puppets“: „Battery“, „Master…“ und „The Thing That Should Not Be“ bzw. „Welcome Home (Sanitarium)“, sowie „Orion“ und „Damage Inc.“.

Auf „…And Justice For All“ fallen „Blackened“, der Titelsong, sowie „Eye of The Beholder“ und „One“ in diese Kategorie (auch wenn es ab da schon Doppel-LPs haben sein müssen), sowie „Dyers Eve“ und „To Live Is To Die“ (wenngleich da ein paar Vocals ja zu hören waren!

Meine Einschätzung der METALLICA-Formel, die ja ab dem schwarzen Album komplett über den Haufen geworfen wurde, für „Death Magnetic“: „That Was Just Your Life“, dann eher im Mid-Tempo „The End Of The Line“ und das unspektakuläre „Broken, Beat & Scarred“, sowie die Halb-Ballade „The Day That Never Comes“. Das Instrumental „Suicide & Redemption“ und der fast and furious Rausschmeißer „My Apocalypse“.

Aber zwischen „Justice“ und „Death Magnetic“ war ja noch was – oder? Aja richtig, sogar davor, eine EP namens „The $5.98 EP - Garage Days Re-Revisited“ (im Jahr 1987 um genau zu sein!). Diese Version wurde zwar kein Vinyl-Re-Release zu Teil, sondern der üppigeren Variante von 1998, schlicht „Garage Inc.“ getauft und mit insgesamt zwei Stunden 15 Minuten auf drei proppenvollen LPs verteilt ein Cover-O(h)rgasmus ohne Ende.

Nach „Justice“ wurden auch die Veröffentlichungsintervalle von METALLICA immer länger, erst 1991 erschien das an sich gar nicht betitelte, im Volksmund „Black Album“ getaufte Werk, welches die Truppe endgültig als Superstars etablierte. Mit über 30 Millionen verkauften Exemplaren, davon mehr als die Hälfte in den Staaten , fand der knapp über eine Stunde dauernde Rundling aber nicht überall Freunde. Viele motzten ob der einfach arrangierten, deutlich kürzeren und weit weniger progressiveren Songs herum, mit „Enter Sandman“ und „Nothing Else Matters“ gelang dem Quartett aber ohne Frage auch abseits der Metal-Szenerie der endgültige Durchbruch.

Ja und dann kam mal dreimal hintereinander wenig bis gar nichts. „Load“ bzw. „Re-Load“ der 96/97er Doppelschlag bedeutete die damalige Abkehr vom Metal hin zu weit rockigeren Tönen. „Until It Sleeps“ oder „Hero Of The Day“ bzw. „The Unforgiven II“ und das von Marianne Faithfull mitintonierte „The Memory Remains“ seien hier stellvertretend genannt. Im Grunde genommen verkauften sich beide Werke mehr als annehmbar, toppte die Charts sowohl in den Staaten, England und Deutschland, viele eingesessene METALLICA-Fans der alten Schule, forderten jedoch – zurecht!! - die Rückkehr zum seligen Sound der 1980er.

Den bekam der geneigte Die-Hard-Fan – zumindest zu Teil – wieder bei „S&M“ (kurz für Symphony and Metallica) zu hören, im April 1999 auf zwei Konzerten live zusammen mit dem San Francisco Symphony Orchestra in Berkeley (Kalifornien) eingespielt wurde. Zwar hat man ab und an das Gefühl, weder Band noch Orchester würden einigermaßen zusammenspielen, aber es tat verdammt gut wieder alte Kamellen wie „Master of Puppets“, „For Whom The Bell Tolls“, „One“ oder „Battery“ zu hören. Dass sich auch viel von „Load“ und „ReLoad“ auf „S&M“ tummelt war angesichts des Veröffentlichungsdatums klar, Respekt muss man der ganzen Truppe jedoch ob des Umstandes zollen, dass man immer das Gefühl hat, hier nichts Aufgesetztes serviert zu bekommen.

Über „St. Anger“ (2003) viele Worte zu verlieren wäre müßig, die Produktion ist gelinde gesagt scheiße, die Songs so lala, für mich sind die insgesamt elf Songs so etwas wie der personifizierte, von Psychotherapeuten geleitete Seelenstriptease einer damals völlig zerrissenen Band, die ohne Bassisten ein Album aufnahm, welches heute wirklich kein Mensch mehr braucht.

Und zum Abschluss gibt es vom Rezensenten auch noch eine völlig persönliche, in Noten ausgedrückte Bewertung der einzelnen METALLICA – Vinyl Re-Releases basierend auf dem Original-Material:

Kill ‘Em All (1983) – 4,5/5
Ride The Lightning (1984) – 5/5
Master Of Puppets (1986) – 5/5
…And Justice For All (1988) – 4,5/5
Metallica (1991) – 3,5/5
Load (1996) – 3/5
Reload (1997) – 2,5/5
Garage, Inc. (1998) – 4/5
S&M (1999) – 3,5/5
St. Anger (2003) – 2/5 ein für den Verfasser dieser Zeilen absolut nicht nachvollziehbares Review der hochgeschätzten Kollegin Metfrog gibt es hier...
Death Magnetic (2008) – 3,5/5 nachzulesen im Original-Review vom 11. September 2008.

Diese wirklich satte Wiederveröffentlichung aller METALLICA-Studioalben bedeutet auch, dass diese LPs samt dem Cover-Album “Garage, Inc.” (1998) sowie dem Live-Album “S&M” (1999) zum ersten Mal permanent erhältlich sein werden. Kinders, Bank ausrauben und abstauben die Teile.


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