Flusensieb Mini #110

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 24.12.2023

Willkommen im Flusensieb beim Stormbringer. Hier landet das eine oder andere Album, das zuvor übersehen und unbeachtet beiseitegelegt wurde. Vielleicht weil der Postbote es vor der falschen Tür abgelegt hat, vielleicht weil der Download mit 56K-Modem ein halbes Jahr gedauert hat. Jedenfalls liegen hier nun drei Werke vor, die in aller Kürze und Präzision präsentiert werden. Den Anfang macht hervorragender vor Waschbären warnender Nintendocore, dann kommt legendäre Brutal-Death-Metal-Feinfühligkeit und zuletzt das Tagebuch eines gebrochenen Mannes. Lest rein, hört rein, habt Spaß!


 

GLITCH PILL – Raccoon Not Cute!

„Here's some amazing facts about racoons, you might not have known! Aaahhh!“ So beginnt die Debüt-EP „Raccon Not Cute!“ des superinternationalen Trios GLITCH PILL, die im Laufe ihrer sechs Songs dein Hirn mit Metal-, Death-, Trance- und Nintendocore auf Partystimmung hypen. Böse Shouts aktivieren Adrenalin, catchy Gaming-Melodien aktivieren das Tanzbein, Hardstyle-Bass deaktiviert das Gehirn. Das ist so schon so unglaublich geil, dass ich fluchen könnte, weil die reine Online-Band wohl kaum live zu sehen sein wird. Aber wenn sie noch etwas mehr Mut zur Verpoppung ihres Cores haben, gehe ich fest davon aus, dass die schnell wachsende Fanbase sie auf die Bühne zwingen wird. Ultra geile Party! (jazz)

 


 

DYING FETUS – Make Them Beg For Death

DYING FETUS sind bekannt für ihre nuancierte Feinfühligkeit im Umgang mit emotional empfindlichen Themen – nicht! So tut auch das neunte Album „Make Them Beg For Death“ der bereits 32 Jahre bestehenden Brutal-Death-Metal-Legenden nichts anderes, als dir die übelste Gewaltorgie durch die geschlossenen Zahnreihen ins Hirn zu knüppeln, auf dass der Schmodderschlonz unter deiner Schädeldecke schwungvoll auf die Tapete hinter dir spratzt. Das geschieht technisch so elaboriert, dass du noch an Moschpitextase denkst, während dein erschlaffender Körper bereits den Maden versprochen ist. Wieder mal extrem hochwertige Brutalität! (jazz)

 


 

CURSED TO OCCULT – Diary Of A Broken Man

CURSED TO OCCULT ist ein Solo-Projekt (plus Live-Musiker) von Micha Eibisch, der mit dem zweiten Album „Diary Of A Broken Man“ ganz offen und ehrlich eine wirklich unangenehme Phase seines Lebens verarbeitet. Und so klingt die Crust-Hardcore-Sludge-Black-Metal-Mischung auch: sehr unangenehm. Also so, wie solche Musik klingen soll. Depressiv, verzweifelt, wütend, schmerzerfüllt, zu doll, nicht gesund und vor allem nicht schön. Das Tagebuch des gebrochenen Mannes kriecht wie Fingernagel auf Schiefertafel unter deine Haut und fängt dort an, immer stärker und stärker zu jucken. Das ist selbst für Funeral-Doom- oder DSBM-Fans schwere Kost und genau so ist das auch gewollt. Also: Wer traut sich? (jazz)

 


 

Mehr Flusensieb!


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